Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Titel: Sternenfaust - 186 - Veränderungen
Autoren: Thomas Höhl
Vom Netzwerk:
streng.
    »Sie glauben also auch, dass ich für den Tod von vier Milliarden Menschen verantwortlich bin.«
    »Sind Sie es etwa nicht?«, wollte Jane wissen.
    »Ich hatte Wambli Gleska angefleht, die Menschen zu verschonen. Er hatte es mir versprochen. Nach seinem grausamen Verbrechen habe ich mich von meinem Volk losgesagt. Welche Worte soll ich jetzt noch vorbringen, um Sie zu überzeugen, dass ich nichts mit dem Mord an der Menschheit zu tun hatte?«
    Jane konnte nicht anders, als Mitleid zu empfinden. Wenn sie ehrlich war, so waren ihr die Besuche bei Romana Hel’gara in den letzten Tagen vor allem deshalb so schwergefallen, weil sie allmählich erkannte, dass man der Wanagi Unrecht zufügte. Zugleich wollte sie Romana Hel’gara nicht vergeben. Die übrigen Wanagi waren genauso in der Großen Leere vernichtet worden wie der Rest der Galaxis. Also blieb nur noch Romana Hel’gara zum Hassen übrig.
    »Es tut mir leid«, sagte Jane schließlich und legte ihre Hand auf den Unterarm von Romana Hel’gara. »Das unmenschliche Verhalten der Wanagi darf nicht dazu führen, dass ich selbst meine Menschlichkeit verliere.«
    »Die Stunden vergehen furchtbar langsam in dieser geistigen Stille und Leere«, sagte Romana.
    »Wenn Sie möchten«, sagte Jane, »ich habe über hundert eBook-Folgen von ›Space Soap‹ in meiner Datenbank. Die kann ich Ihnen gerne zur Verfügung stellen.«
    »Ich kenne einige davon«, sagte Romana Hel’gara zu Janes Überraschung. »Das, was ich vermisse, ist jedoch …«
    »Sagen Sie es schon!«, forderte Jane die Wanagi nach einer kurzen Pause auf.
    »Es ist Intimität.«
    Jane hob die Augenbrauen. »Da sind wir schon zwei«, sagte sie schließlich, was die Wanagi offenbar zu verwirren schien. »Das sollte ein Scherz sein«, fügte Jane grinsend hinzu. »Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, was die Wanagi unter Intimität verstehen.«
    »Es ist eine zum Teil körperliche, zum Teil geistige Verschmelzung«, sagte Romana schließlich.
    »Klingt nach dieser verrückten Hakamja-Dingsbums-Sache der Alendei«, sagte Jane besorgt. »Das sollten Sie besser bleiben lassen. Bei so einer Verschmelzung ist Izanagi gestorben. Wobei gestorben wohl nicht ganz passend ist, denn er wurde zu Turanagi.«
    »Die Intimität der Wanagi ist für Menschen unerreichbar«, sagte Romana leise und zurückhaltend, sodass es nicht einmal überheblich klang. »Aber ich weiß, dass es Intimität auch unter Menschen gibt.«
    »Oh ja, allerdings!«, sagte Jane. »Fast alle Romangattungen leben davon.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, dass ich diese menschliche Intimität hier auf diesem Schiff praktizieren kann.«
    Jane spürte, wie sie rot anlief. »Nun, Kindchen«, sagte sie und begann sich zu räuspern, »ich habe viel Fantasie, aber um mir das vorstellen zu können, brauche ich sie nicht. Sie sind bildschön! Blond, blauäugig … Fast ein wenig das weibliche Gegenstück zu Lieutenant Briggs. Wenn ich es mir recht überlege, Sie beide würden ein echtes Traumpaar abgeben. Und er stammt aus der zweiten Zeitlinie, hat also wahrscheinlich weniger Vorbehalte gegen Wanagi.«
    »Lieutenant Briggs also …«, sagte Romana nachdenklich.
    »Kindchen«, holte Jane aus, »Sie müssen aufhören, alles wörtlich zu nehmen, vor allem dann, wenn wieder einmal die Schriftstellerin mit mir durchgeht. Nutzen Sie Ihre Zeit, um ein wenig mehr über menschlichen Humor zu erfahren.«
    Romana nickte, doch Jane hatte nicht den Eindruck, dass die Wanagi sie verstanden hatte. Noch immer blickte die junge Frau abwesend in die Ferne.
    »Ich werde mit der Kommandantin sprechen«, sagte Jane schließlich. »Sie können nicht auf Dauer in Ihrem Quartier eingesperrt bleiben. Ob nun Wanagi oder Mensch, jedes intelligente Wesen benötigt soziale Kontakte. Alles andere ist grausam.«
    »Ich danke Ihnen, Commander Wynford«, antwortete Romana Hel’gara.
    Als Jane das Quartier der Wanagi verließ, ahnte sie nicht, was sie mit ihrer gedankenlosen Bemerkung ausgelöst hatte.
     
    *
     
    Turanagi zuckte zusammen, als er aus einem leichten Dämmerschlaf erwachte.
    Verwirrt blinzelte er, während er auf dem Timer die Bordzeit überprüfte.
    Er hatte gerade einmal wenige Minuten geschlafen, dabei war es ihm viel länger vorgekommen.
    Im Wachzustand war Turanagi imstande, die Gedanken der Crew abzuschirmen. Er tat dies, um sein eigenes Wohlbefinden zu schützen, aber auch, weil es unter den Menschen als Persönlichkeitsverletzung galt, ohne ausdrückliche
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher