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Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Titel: Sternenfaust - 186 - Veränderungen
Autoren: Thomas Höhl
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und Turanagi spürte, wie er in einem menschlichen Reflex rot anlief. Er wollte schon zu der Decke auf seiner Liege greifen, als er kurz innehielt und überlegte, dass die beiden ja schließlich ungefragt in sein Quartier eingedrungen waren, es also eigentlich ihnen hätte peinlich sein müssen.
    »Ich will nicht respektlos klingen«, sagte er daher, »aber weshalb sind Sie in meinem Quartier?«
    »Sie haben nicht geöffnet«, sagte Mulcahy und klang ein wenig besorgt. »Ist Ihr Türsummer defekt?«
    »Nicht dass ich wüsste«, erklärte Turanagi. »Ich war wohl für einen kurzen Moment eingeschlafen.«
    Commander Wynford aktivierte einen Scanner und sagte in ihren Armband-Kommunikator: »Commander Mutawesi, empfangen Sie meine Daten?«
    »Ich empfange sie«, ertönte die Stimme des afrikanischen Offiziers, der von der STERNENFAUST II stammte. »Doch ich scanne keinerlei Anomalien.«
    »Anomalien?«, wollte Turanagi wissen. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Es geht um den Fremden, der an Bord ist«, sagte Mulcahy und blickte sich im Raum um.
    »Was ist mit ihm?«, wollte Turanagi wissen.
    »Haben Sie die Durchsage der Kommandantin nicht gehört?«, fragte Mulcahy verwundert. »Sie hatten wohl einen sehr tiefen Schlaf.«
    Turanagi wusste nicht, was er davon halten sollte. Seit Turanagi durch die Verschmelzung von Izanagi und Turanor entstanden war, war er sehr geräuschempfindlich geworden, gerade was Stimmen anging. Das lag daran, dass der Teil in ihm, der Turanor war, Stimmen noch immer als fremdartig empfand. Aus diesem Grund nahm er generell jeden Laut besonders deutlich wahr, und nicht selten wurde er in der Nacht von irgendeinem harmlosen Geräusch aus dem Schlaf gerissen.
    Dass er eine Durchsage von Dana Frost und den Türsummer nicht gehört haben sollte, konnte er sich nicht vorstellen.
    »Darf ich fragen, weshalb Sie mein Quartier scannen?«, wollte Turanagi wissen.
    »Wir haben die CBS-Scanner { * } der STERNENFAUST modifiziert, damit sie in der Lage sind, auf besonders starke Schwankungen bei den Messergebnissen zu reagieren«, erklärte Commander Wynford.
    »Die CBS-Scanner werden doch normalerweise benutzt, um den Aufenthaltsort von Besatzungsmitgliedern zu ermitteln«, fragte Turanagi nach.
    »Das ist korrekt«, sagte nun Mulcahy. Er blickte sich im Raum um, und Turanagi machte sich dabei bewusst, dass der Captain durch seinen Bio-Chip jedes Details, das er sah, speichern würde. Er würde sich noch in Jahren an jeden Krümel auf dem Boden erinnern können. »Dabei«, fuhr Mulcahy nüchtern fort, »scannen fokussierte Strahlen die Umgebung und rekonstruieren durch Variation von Wellenlängen aus der Rückstreuung ein dreidimensionales Bild, das mit den optischen Biodaten der Besatzung oder auch mit Allgemein-Algorithmen von verschiedenen Spezies verglichen wird.«
    »Diese Methode hat jedoch den Nachteil, dass es eine gewisse Zeit dauert, bis das System genug Daten gescannt hat, um eine eindeutige Zuordnung zu erreichen«, fügte Commander Wynford hinzu.
    »Ich verstehe noch immer nicht«, sagte Turanagi, während er nach seinem Oberteil griff. So wie früher Izanagi trug auch er an Bord der STERNENFAUST keine Uniform, sondern seine Privatkleidung, die schlicht gehalten war.
    »Das ganze funktioniert ein wenig wie bei einem Fingerabdruck-Scanner«, sagte Captain Mulcahy. »Ganz unabhängig davon, dass Fingerabdruck-Scanner heutzutage auch Wärmemuster, Sauerstoffsättigung und DNS-Basisbestandteile prüfen, um Täuschungen auszuschließen, ermittelt ein solcher Scanner lediglich etwa hundert spezifische anatomische Mustermerkmale des Fingerabdrucks. Bereits bei einer Übereinstimmung von zwölf Mustern gilt ein Fingerabdruck als identisch. Sobald der Abgleich eines Merkmals scheitert, verwirft der Scanner die Hypothese, der Fingerabdruck könne von einem bestimmten Individuum stammen und vergleicht die Daten mit der nächsten Person. Auf diese Weise schaffen Fingerabdruck-Scanner heute bis zu fünfhundert Millionen Vergleiche pro Sekunde.«
    Turanagi hatte so gebannt gelauscht, dass er noch immer regungslos sein Oberteil in der Hand hielt. Doch als Mulcahy eine Pause machte, zog er sich das Hemd über den Kopf und sagte: »Und was hat der Scanner in meinem Quartier ermittelt?«
    »Wie gesagt«, erklärte Commander Wynford nun, »der Scanner arbeitet, indem er Muster mit bekannten Daten vergleicht und sofort wieder verwirft, sobald er eine Abweichung feststellt. Das macht ihn nicht nur träge, er macht ihn
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