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Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Sternenfaust - 186 - Veränderungen

Titel: Sternenfaust - 186 - Veränderungen
Autoren: Thomas Höhl
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befand. Die Kleidung des Fremden wurde inzwischen im Labor untersucht, weil man sich erhoffte, in den Stoffen Hinweise auf die Herkunft des Fremden zu finden. Insbesondere die Struktur seines Umhangs gab immer noch einige Rätsel auf, zumal sie leicht zu schimmern begann, sobald man den Umhang in die Nähe des Fremden brachte. Der Stoff schien sich quasi zu verjüngen, wenn er die Haut des Außerirdischen berührte.
    Anders als beim Amulett hatte jedoch das Entfernen des Mantels offenbar keinerlei Auswirkungen auf die Körperfunktionen des Fremden, weshalb man das Risiko einging, die organischen Strukturen des Stoffes weiter zu untersuchen.
    »Die Werte sind unverändert«, sagte Ash, »und ich weiß noch nicht einmal, ob diese Werte für seine Spezies gut sind oder nicht. Zumindest ergaben die Untersuchungen, dass sein Organismus ähnliche Nahrungsbestandteile benötigt wie Menschen. Sein Körper scheint vor allem unsere synthetischen proteinogenen Aminosäuren gut aufzunehmen.«
    »Wenn er nicht zu Bewusstsein kommt …«, sagte Dana nachdenklich und bewunderte die langen, goldenen Haare des Fremden und seine ebenmäßigen Gesichtszüge. »Er sieht aus wie ein Engel.«
    »Nur dass unser Gideon einen Stellvertreter hatte, der seine Waffe zückte, um den Engel niederzustrecken.«
    »Gideon?«, fragte Dana nach.
    »Nichts von Bedeutung!«, schüttelte Ash den Kopf und machte mit der Hand eine abwehrende Bemerkung. »Ich habe nur laut gedacht.«
    Dana lächelte. »Ich möchte es dennoch wissen«, sagte sie schließlich. »Was hat es mit Gideon auf sich?«
    Ash nickte. »Der Tod von so vielen Menschen. Die Große Leere. Ich musste in den vergangenen Tagen besonders intensiv an meine Kindheit denken.«
    »Eine normale Reaktion«, gab Dana zu, und sie stellte in diesem Moment fest, dass es ihr nicht anders ergangen war.
    »Oh, sogar sehr normal«, lächelte Ash bitter. »Als Mediziner kann ich Ihnen mindestens fünf psychiatrische Fachbegriffe für diese Art von Stressreaktion nennen.«
    Immerhin schaffte es Ash mit dieser Bemerkung, Dana ein Lächeln zu entlocken.
    »Ein Onkel von mir war Rabbi in New York«, fuhr Ash fort. »So nennt man salopp einen Torah- und Talmudgelehrten des jüdischen Glaubens. Ich war, glaube ich, noch keine zwölf Jahre alt, da nahm er mich zu einer abrahamitischen Ökumene-Lesung mit. Dort erfuhr ich von einer Geschichte aus der Bibel, die mir seltsamerweise nie aus dem Kopf gegangen ist. Sie beschreibt die Begegnung mit einem Engel.«
    »Was geschieht in der Geschichte?«, wollte Dana wissen.
    »Ein Mann namens Gideon lebt in einem von Feinden besetzten Land. Da erscheint ihm ein Wanderer. Gideon nutzt die Begegnung, um seinem Unmut über die Besatzung Luft zu machen. Daraufhin prophezeit der Wanderer, dass Gideon die Feinde vertreiben wird. Gideon glaubt, einen Engel vor sich zu haben, und durch diesen Glauben gelingt es ihm tatsächlich, mit nur dreihundert Mann die Feinde zu vertreiben.«
    »Jetzt verstehe ich, was Sie meinen«, sagte Dana bitter. »Gideon hatte keinen Stellvertreter namens Taglieri.«
    »Der hätte den guten Engel schnell mit einem Nadlerschuss niedergestreckt«, ergänzte Ash. Dann seufzte er. »Wir dürfen nicht unfair sein! Ein Alien erscheint auf der Brücke und bedroht ein Besatzungsmitglied, das darüber hinaus noch die Kommandantin ist.«
    »Zuvor war es Commodore Taglieri, der mich bedroht hatte.«
    »Aber dann hat er geistesgegenwärtig einen Angriff verhindert. Und wir beide wissen, was in Taglieri wirklich steckt. Wir kennen ihn als Kommandanten, der sein Leben für seine Crew geben würde. Wir kennen ihn als jemanden, der sich zum Ratspräsidenten wählen ließ. Und er konnte nicht ahnen, dass ein Betäubungsschuss diese Reaktion auf den Fremden hervorrufen würde.«
    »Nichtsdestotrotz stecken wir nun in einer Sackgasse fest«, seufzte Dana, die natürlich genauso dachte wie Ash. Commodore Taglieri hatte für einen Moment die Nerven verloren. Doch als er den Eindruck hatte, jemand wolle Dana angreifen, hatte er nicht gezögert, sie zu verteidigen. »Im Auge hieß es, dass wir keine Zeit zu verlieren haben. Ich denke noch immer, dass die STERNENFAUST rechtzeitig hier sein musste, um diesen Boten zu empfangen.«
    »Der Bote ist da, nur kommen wir im Moment nicht an seine Botschaft heran«, seufzte Ash.
    »Ich komme nur nicht darüber weg, wie verrückt das alles ist. Wir sind allein in einer völlig fremden Galaxie, sollen irgendwelche Amulette suchen, und das
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