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Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof

Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof

Titel: Sternenfaust - 141 - Spuren im Weltraumfriedhof
Autoren: Anonymous
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Stracciatella«, sagte der Ober in neutralem Ton und stellte den Becher vor den Sechzehnjährigen. »Lassen Sie es sich munden, junger Herr«, fügte er hinzu und zog sich mit einem dezenten Nicken zurück.
    Vince lächelte und sah Adric dabei zu, wie er mit dem Löffel in den Eisbecher fuhr. Ein wenig abwesend glitt er mit der Löffelspitze über die sechs cremeweißen Eisbälle, um dann die mittig platzierte Stracciatella-Kugel herauszuheben. Er betrachtete den mit geraspelter Schokolade gespickten Eisklumpen.
    »Du scheinst kein rechtes Verlangen nach dem Eis zu haben, Adric«, sagte Vince amüsiert.
    »Stracciatella leitet sich vom italienischen stracciato – zerrissen, zerfetzt her. Aber wem sage ich das, Admiral!«
    »Wissen ist schön und gut – Genuss aber auch, Adric.«
    Der Junge führte den Löffel zum Mund und begann in kindlicher Manier, einen dunklen Schokoladenbrocken mit der Zunge herauszupulen.
    »Schokolade«, schmatzte Adric. »Besteht zur Hauptsache aus Kakao. Und Kakao? 54 Prozent Fett, 11,5 Prozent Eiweiß, 9 Prozent Cellulose, 7,5 Prozent Stärke, 6 Prozent Gerbstoffe, 5 Prozent Wasser, 2,6 Prozent Mineralstoffe, 2 Prozent organische Säuren, 1,2 Prozent Theobromin, 1 Prozent Zucker, 0,2 Prozent Koffein.«
    »Warum, bei allen Sternenteufeln, merkst du dir so was, Adric?«
    »Ich kann nichts dafür, Admiral.« Adric ließ die Kugel zurück in den Becher gleiten und löffelte dann ein wenig Vanilleeis. Vincent war mehr denn je davon überzeugt, dass der Junge eine Betreuung brauchte. Seine hohe Begabung ließ ihn meilenweit über andere Jugendliche seines Alters herausragen, was schlicht nur bewundernswert gewesen wäre, wenn da nicht zugleich eine gewisse emotionale Verkümmerurig oder zumindest Andersartigkeit durchgeschimmert hätte.
    Vincent erinnerte sich an seine erste Begegnung mit Adric, bei der ihn der Junge mit unterschwelliger Begeisterung als diktatorischen Herrscher über die STERNENFAUST bezeichnet hatte. Bei aller Bildung und allem Wissen, das Adric angesammelt hatte – der Junge brauchte einen emotionalen Rückhalt, da war sich Vince sicher.
    Jetzt löffelte Adric sein Eis wie ein ganz normaler Junge, und es schien ihm zu schmecken.
    Wir kriegen das schon hin, Adric …
    Vincent ließ seinen Blick wieder in die Weite der Vesta-Station schweifen. In den zwanzig Kilometer entfernten Transport-Schächten stiegen die Raumschiff-Module gemächlich zur Oberfläche des Asteroiden auf. Immer wenn zwei oder mehr Module gleichzeitig sichtbar wurden, machte das auf Vince den Eindruck von kommunizierenden Röhren. Sich in diesem Anblick zu verlieren, hatte für ihn durchaus eine meditative Qualität, so auch zu beobachten, wie sich die Bauteile nach ihrem Ausstoß gemächlich auf die unterschiedlichsten Bahnen davon machten.
    Vincent nippte erneut am Nero d’Avola und genoss den kräftigen Geschmack. Das ständige leise Rauschen der Umwälzanlage, die für frische Luft und konstante Luftfeuchtigkeit sorgte, konnte einen schon schläfrig machen. Nur selten drangen lautere Arbeitsgeräusche aus den tieferen Schichten der Anlage zu den oberen Stufen herauf, in und auf denen die meisten Restaurations- und Freizeiteinrichtungen sowie Einkaufsmöglichkeiten untergebracht waren.
    Morgen geht es also wieder los. Die STERNENFAUST wird endlich auslaufen. Ohne Einsatzbefehl allerdings. Käme aber auch zu früh, wir müssen erst einmal einen kompletten Funktionstest unter Flugbedingungen durchführen. Ob ich heute schon an Bord übernachte? Das Quartier, in das mich Duneback verfrachtete, ist allerdings äußerst luxuriös für Vesta-Verhältnisse …
    Vincents Armband-Multifunktionsgerät gab einen leisen Piepton von sich. Mit einem leichten Druck seiner Fingerspitze stellte Vince die Alarmfunktion ab.
    »Ich muss jetzt los, Adric.«
    »Wohin geht’s denn, Admiral?«
    »Ich habe einen Termin mit einigen Offizieren der Brücken-Crew. Es geht um die technischen Neuerungen der STERNENFAUST.«
    »Heute, am Sonntag?«
    »Heute, am Sonntag. Immerhin geht’s morgen wieder los.«
    »Ich bin mit dem Eis fertig«, erwiderte Adric verschmitzt.
    Nun musste sogar Taglieri lächeln. »Dann komm mal schön mit, du Quälgeist!«
     
    *
     
    Ebeem, Ikendar, Amtsgebäude des Oberen Triumvirats, 8. Deihu’menkha im Jahre 524 nach der Stummen Zeit { * }
     
    Triumvir Landis Curane aus dem Hohen Haus Sanar, Triumvir Kasmaar Tamris aus dem Hohen Haus Tasuvian und Triumvir Fandor Kardis aus dem Hohen Haus Tekurnak
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