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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III
Autoren: Alfred Bekker
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waren, hatten sich hingegen zunächst einmal kaum für das alt-sirianische Erbe interessiert. Man war in den vergangenen hundertsiebzig Jahren einfach mehr mit dem Aufbau der eigenen Kolonien beschäftigt gewesen. Die ersten Siedler waren mit unterlichtgetriebenen Raumschiffen im System des Doppelsterns angekommen. Weder Bergstrom-Funk noch Bergstrom-Antrieb hatte es seinerzeit gegeben. Selbst ein Funkspruch zur Erde hatte acht Jahre gebraucht, die Antwort war dann frühestens in weiteren acht Jahren eingetroffen. Dementsprechend auf sich allein gestellt war die Kolonie der Sirius-Siedler zu Anfang gewesen. Ein Schicksal, das sie mit anderen frühen menschlichen Kolonien im All teilte. Wega, Tau Ceti – selbst Alpha und Proxima Centauri, wohin der Weg gerade einmal halb so lang gewesen war wie zum Sirius. Man hatte einfach andere Sorgen gehabt, als sich um irgendwelche Artefakte zu kümmern, die zur täglichen Sicherung des Überlebens keinen Beitrag leisten konnten.
    Meister Daniel starrte auf den Punkt, wo die Sonnenstrahlen auf den Felsen trafen. Während Sirius A sank, wanderte der Strahl etwas zur Seite und fiel dann auf ein paar Schriftzeichen, die in den Felsen hineingeritzt worden waren.
    Meister Daniel erstarrte. Nie zuvor hatte er derartige Zeichen gesehen. Sie ähnelten Runen und waren sehr einfach gehalten, sodass man sie leicht in harte Materialien hineinmeißeln konnte – ähnlich der Runen- und Keilschrift in der irdischen Geschichte.
    Vielleicht ein altes Zeichensystem der Alt-Sirianer!
    Dass die Alt-Sirianer es irgendwie geschafft haben mussten, den Kraterrand zu überschreiten, lag auf der Hand. Schließlich hatten sie den ursprünglichen Bau des Klosters Saint Garran errichtet und man wusste inzwischen, dass diese Ruine bereits Jahrtausende vor dem Beginn des technischen Zeitalters auf diesem Planeten errichtet worden war. Wie die Alt-Sirianer es geschafft hatten, den Bau so harmonisch in die Felsen des inneren Kraterrands hineinzubauen, war bis heute eines der vielen ungelösten Rätsel. Ein Rätsel, das vielleicht nie gelöst werden konnte.
    Umso wichtiger war vielleicht ein Ort wie dieser.
    Konnte es wirklich Zufall sein, dass die Sonnenstrahlen genau jenen Punkt trafen, an dem die Schrift zu sehen war?
    Meister Daniels Abgeschlagenheit vom bisherigen, sehr anstrengenden Abstieg war wie weggeblasen. Die Neugier des Forschers war in ihm erwacht. Nur immer die Ruhe! , sagte er zu sich selbst und wiederholte es in seinen Gedanken immer wieder wie ein Mantra. Denn jede übereilte Reaktion, jede Folge von zu hastigen, zu anstrengenden, zu viel energieraubenden Bewegungen konnten in dieser extremen Bergwelt das Ende bedeuten. Wenn man Saint Garran nachfolgen wollte, dann war es in erster Linie erforderlich zu lernen, mit seinen Kräften zu haushalten.
    Meister Daniel musste sich dazu regelrecht zwingen. »Du willst zu viel zu schnell!« , erinnerte er sich der Worte, die Meister Barentius zu Daniel gesagt hatte, als er einfacher Novize gewesen war. Ein junger Mann, den die Oberen des Ordens lange beobachtet hatten. Von klein auf hatte er im Fokus ihrer Aufmerksamkeit gestanden, ohne dass er oder seine Eltern zunächst etwas davon geahnt hatten.
    Wo innerhalb des fünfzig Lichtjahre-Radius um das Sol-System Menschen zu finden waren, die den besonderen Anforderungen des Ordens entsprachen, wie sie das taten, wie sie herausfanden, wer geeignet war, in den Orden aufgenommen zu werden, wusste niemand, der nicht wenigstens die Stufe eines Meisters erreicht hatte.
    Für Dan Leslie war es seinerzeit keine Frage gewesen, diesem Ruf zu folgen, obwohl für ihn als Sohn des Betreibers einer interstellaren Frachtlinie eigentlich ein ganz anderes Leben vorgezeichnet gewesen wäre.
    Sein Bruder Richard hingegen hatte vergeblich darauf gewartet, berufen zu werden.
    Meister Daniel kroch langsam auf die Stelle zu, an der die rätselhafte Schrift in den Felsen graviert worden war – deutlich genug, um mehrere Jahrzehntausende zu überdauern.
    Vielleicht war der Spalt im Felsen tatsächlich ein natürliches, durch Erosion hervorgerufenes Phänomen – aber die Platzierung dieser Schrift war sicher mit Bedacht geschehen! Die Strahlen der Sonne sollten auf diese Botschaft hinweisen, es gab keinen Zweifel.
    Angesichts der komplizierten Umlaufbahn, auf der Sirius III mit stark schwankender Geschwindigkeit seinen Weg nahm, war ein derartiges Phänomen wahrscheinlich sehr selten und äußerst schwer
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