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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III
Autoren: Alfred Bekker
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erklärte Tong.
    »Ja, Sir, wir wissen darüber Bescheid«, erklärte Niedermayer.
    Der Systemfehler, mit dem die Crew zu kämpfen hatte, musste derzeit als Entschuldigung für vieles herhalten. Und eigentlich hasste es Tong, wenn jemand eine Verfehlung auf die Umstände schob. Doch jetzt war er selbst in dieser Lage. Obwohl sein asiatisch geprägtes Gesicht selten viel von seinem Innenleben preiszugeben pflegte, war es in dieser Situation nicht zu übersehen, wie peinlich ihm das alles war.
    Zumindest Lieutenant Commander Brian Niedermayer hingegen hatte durchaus sein Vergnügen daran.
    Eine bekannte Story mit vertauschten Rollen, das brachte Abwechslung ins Bordleben. Und wirklich gefährlich war der Systemfehler nicht. Nur lästig.
    »Lieutenant Templeton hat die Austrittszeit zunächst elf Minuten später angegeben, als es dann tatsächlich der Fall war«, erläuterte Tong, obwohl jeder auf der Brücke sich denken konnte, wie es zu dem Teebecher in Tongs Hand gekommen war. »Ich hätte also Zeit genug gehabt, den Becher zu leeren und mich dann pünktlich zur Beendigung der Bergstrom-Phase auf die Brücke zu begeben.«
    »Vollkommen klar, Sir«, nickte Niedermayer mit todernster Miene.
    »Aber dann hieß es plötzlich, dass der Austrittszeitpunkt in einer halben Minute ist und da hatte ich gerade noch Zeit, auf die Brücke zu eilen. Ich konnte nur abwägen, wertvolle Ressourcen zu verschwenden, indem ich einen gerade gefüllten Becher mit Tee der Müllvernichtung übergebe oder noch eben meinen Tee austrinke …«
    Tong atmete tief durch. Er fühlte jetzt die Blicke aller auf sich gerichtet.
    Vielleicht ist es das Beste, wenn ich gar nichts mehr sage , überlegte er. Aber warum rechtfertige ich mich eigentlich?
    Tong schluckte, schwieg und nahm einen Schluck aus seinem Becher. Schwamm drüber, Captain Frost wäre auf der STERNENFAUST sicher einfach über derartige Dinge hinweggegangen, ohne sich Gedanken zu machen. Für einen Moment war Tong grundlos ärgerlich auf seine ehemalige Vorgesetzte, die sich immer vorbildlich hatte beherrschen können und immer die Contenance bewahrte. Wahrscheinlich würde es ihr nicht einmal etwas ausmachen, wenn man irgendwo Pin-up-Bilder von ihr auf der STERNENFAUST findet.
    Tong warf Niedermayer noch einen Blick zu und sah in Richtung Bildschirm. Gar nicht mehr erwähnen. So tun als wäre es nie geschehen. Vielleicht ist das in diesem Fall tatsächlich die beste Strategie, obwohl ich so etwas eigentlich hasse.
    Die Hierarchie an Bord hatte wohl ihre Eigendynamik, die eben auch einen Perfektionisten wie Commander Michael Tong manchmal erfasste.
    Tong wandte sich an Niedermayer. »Was ist mit dem Systemfehler?«
    In der letzten Zeit kam es immer wieder zu falschen Berechnungen von Austrittszeitpunkten nach längeren Bergstrom-Phasen, die dann kurzfristig durch den Bordrechner korrigiert wurden. Nichts, was die Sicherheit des Schiffes gefährdete, so weit es sich sagen ließ. Aber lästig. Und die Tatsache, den Fehler bisher nicht wirklich zu kennen, beunruhigte Tong schon. Da auch die AMSTERDAM mit einem Von-Schlichten-Aggregat ausgestattet gewesen war, schied der schädliche Einfluss fünfdimensionaler Strahlungsemissionen aus. Aber erstens war die Emission sehr schwach gewesen und hatte ja auch die Starr-Schiffe nicht in Mitleidenschaft gezogen und zweitens wäre der ansonsten störende Einfluss mit Hilfe des Von-Schlichten-Aggregats neutralisiert worden.
    Also musste die Ursache woanders liegen.
    Aber die Suche nach Fehlern, die nur ab und zu auftraten, erwies sich stets als besonders kompliziert. Zu kompliziert offenbar auch für die Wartungscrew auf Spacedock 13c im Sol-System, wo das technische System der AMSTERDAM nach dem Flug zum Merkur gründlich gecheckt worden war – mit dem anschließenden Hinweis, dass der Fehler nun behoben sei.
    War er aber nicht.
    Man konnte nur von Glück sagen, dass die AMSTERDAM derzeit in keiner heiklen Mission unterwegs war. Zumindest nicht in einer militärisch heiklen.
    »Der L.I. hat die Bergstrom-Aggregate gründlich gecheckt«, erklärte Niedermayer. »Es liegt definitiv weder am Triebwerk, noch am Von-Schlichten-Aggregat und auch nicht an irgendwelchen Wechselwirkungen zwischen beiden.«
    »Na großartig, dann sind wir also genauso weit wie vorher«, meinte Tong leicht gereizt.
    »Nein. Lieutenant Nebbson meint, dass es definitiv am Bordrechner und am Kommunikationssystem liegt. Er kümmert sich gerade darum.«
    Tong atmete tief durch und
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