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Sternenfaust - 089 - Sirius III

Sternenfaust - 089 - Sirius III

Titel: Sternenfaust - 089 - Sirius III
Autoren: Alfred Bekker
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Pazifismus gehörte zu den Säulen der Christophorer-Lehre. In der Verschiedenartigkeit des Seins und in der Wiederkehr von Mustern und Gesetzmäßigkeiten des Universums sahen sie nichts anderes als einen Ausdruck Gottes. Ein Logos durchdrang nach ihrer Auffassung jedes Staubkorn im Kosmos. Jedes einzelne Quantum gehörte dazu. Man sprach von der Geheimen Gestalt, die allem innewohnte.
    Und so hatte Saint Garran auch die Entität einst als einen Ausdruck Gottes begriffen. Dieses Geistwesen, das Materie beinahe nach Belieben auf der Nano-Ebene zu beeinflussen vermochte, hatte Saint Garran wohl hier oben zum ersten Mal getroffen.
    Was genau da mit ihm vorgegangen war, konnte später niemand sagen, Saint Garran selbst wohl am wenigsten. Aber Tatsache war, dass diese Entität nicht mehr auf Sirius III weilte. Es hatte sich durch einen Effekt, der nur gerade einmal ansatzweise mit der sogenannten Quantenfernwirkung zu erklären war, fortteleportiert.
    Wer immer also bei der Überquerung des Kraterrandes nach Erkenntnis suchte und dem Weg Saint Garrans folgte, musste in seine Überlegungen mit einbeziehen, dass er nicht dieselbe Art von Erkenntnis gewinnen konnte wie sein Vorbild.
    Aber das war auch gar nicht Meister Daniels Ziel.
    Er blickte vorsichtig über den Rand der Felsenkanzel. Sein erster Versuch, die Kanzel zu verlassen, war gescheitert und er hatte schätzungsweise fast zwanzig Höhenmeter verloren, weil er wieder emporklettern musste. Der Abstieg war immer besonders heikel. Durch den Aufstieg auf der Krateraußenseite und die Überquerung der Kuppe war Meister Daniel geschwächt. Erst ab 12000 Höhenmeter begann in dieser Region von Sirius III jene Höhenzone, in der ein Mensch nur mit Sauerstoffmaske atmen konnte. Ein Christophorer konnte vielleicht auch noch dreizehn- bis vierzehntausend sirianische Höhenmeter aushalten, da er durch sein meditatives Training innerhalb der Klostermauern gelernt hatte, seinen Körper und seine Sinne auf ganz besondere Weise zu schulen und zu kontrollieren. Die Kontrolle der Atmung war dabei einer der wichtigsten Lerninhalte. Wenn Meister Daniel darüber nachdachte, dass Saint Garran viele dieser Techniken, die ihm selbst selbstverständlich waren, noch nicht gekannt hatte und selbst erst finden und verfeinern musste, so wuchs Daniels Bewunderung für die Leistung dieses Mannes noch um ein Vielfaches.
    Zwar war er hier, um im Wesentlichen dasselbe wie Saint Garran zu durchleben, aber es war ihm natürlich durchaus bewusst, dass es keineswegs dieselben Bedingungen waren, unter denen das geschah.
    Meister Daniel wartete eine Weile, bis er glaubte, sich zu Genüge ausgeruht zu haben. Man musste mit seinen Kräften hier oben sehr sorgfältig haushalten, das hatte er inzwischen am eigenen Leib erfahren. Übertriebene Eile führte zu gar nichts – außer vielleicht einem vorzeitigen Kollaps, den dann auch die beste Atemtechnik nicht mehr verhindern konnte.
    Sein Pulsschlag war extrem beschleunigt, eine natürliche Folge der ebenso extremen Bedingungen hier in der Nähe des beinahe dreißigtausend Meter hohen Kraters. Um das zu erkennen, brauchte Bruder Daniel keine entsprechenden Messinstrumente. Er spürte es einfach und wartete ab, bis sich der Puls wieder auf ein Maß herunterreduzierte, das für diese extremen Höhen als normal angesehen werden konnte.
    Dann rutschte er an den Rand der Felsenkanzel und warf einen prüfenden Blick in die Tiefe.
    Sein letzter Abstiegsversuch hatte bei einem sehr glatten Stück des Hanges geendet, an dem es so gut wie unmöglich war, Halt zu finden. Dort hatte es einfach kein Weiterkommen gegeben. Also musste er es auf einem anderen Weg versuchen – oder wieder zurück zu seinem einigermaßen sicheren Platz auf der Felsenkanzel klettern, wie es soeben geschehen war.
    Wenn man will, kann man darin ein Gleichnis sehen! , dachte Meister Daniel. Ein Gleichnis des menschlichen Schicksals, ein Gleichnis für die immerwährende Suche nach Gott und ein Gleichnis für den Weg des Forschers auf dem steinigen Pfad von Erkenntnis, Zweifel und daraus folgender vermeintlich neuer Erkenntnis …
     
    *
     
    Die Zukunft war es, auf die es ankam – nicht die Vergangenheit.
    Man war innerhalb der Hestan-Föderation Baraskor stolz darauf, dass man ein weitaus größeres Sternenreich beherrschte als die Hestan von Hestanor, aus denen sie einst vor vielen Generationen hervorgegangen waren.
    Stolz erfüllte die Baraskor-Hestan auch auf ihre Herkunft, die sie direkt
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