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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
Autoren: Volker Krämer
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uralten Märchen kannte, die im Orient spielten – die Spitzen waren keck nach oben gebogen. Und auch wenn Wanda es zunächst kaum glauben konnte, so hingen an diesen Spitzen winzige Glöckchen, die sich bei jedem Schritt der Botschafterin hell und klar meldeten.
    Die Coiffure Molls, die in einem Rot erstrahlte, dass sich mit dem ihres Kleides entsetzlich biss, gab dem allem noch den Rest. Von der übertrieben dick aufgetragenen Schminke einmal ganz abgesehen.
    Als Kind hatte Wanda von ihrer Großmutter ein Bilderbuch bekommen – Clowns im Zirkus , so hatte der Titel gelautet. Jefica Moll fehlte einzig die rote Nase, dann hätte sie durchaus einen Platz darin finden können. Wie viel davon die echte Jefica Moll war und wie viel reine Show, mit der sie ihre Gesprächspartner verwirrte, sie verunsicherte und zugleich einen festen Panzer um sich selbst erschuf, das hatte Wanda Ndogo noch nicht herausfinden können. Noch nicht, aber es war ihr Ziel.
    Posen – Jefica Moll kontrollierte im Spiegel die Wirkung ihrer Gesten, ihrer Bewegungen; sie schnitt Grimassen, blickte süffisant, belustigt, ärgerlich … das ganze Repertoire in nur wenigen Minuten. Es war nicht zu übersehen, dass die Botschafterin hier ein lange einstudiertes Ritual abspulte – ein Workout der Körpersprache .
    Wenn das auch teilweise recht albern und überspitzt wirkte, so musste Wanda Ndogo anerkennen, dass Moll eine wahre Meisterin in dieser Gestensprache war. Gebannt verfolgte sie die Vorstellung der Botschafterin.
    »Ich bitte um Applaus, wenn es meinem werten Publikum gefallen hat. Wenn nicht, so jagt mich bitte nicht aus der Stadt – wenn aber doch, dann öffnet Herzen und Geldbeutel.« Moll machte eine elegante Drehung und sah Wanda direkt an. Die Massai fühlte sich in der Rolle des Voyeurs ertappt. Moll hatte ihre Anwesenheit nicht eine Sekunde lang vergessen, sondern mit der offensichtlichen Neugier Wandas gespielt.
    »Entschuldigen Sie, Miss Moll! Ich wollte nicht …«
    »Aber Kindchen – du bist mir doch das liebste Publikum … Was glauben Sie, Wanda, wie lange wird der Flug noch dauern?« Es war eine wahre Unart der Botschafterin, ihren Gesprächspartner mit dem vertraulichen Du anzureden, um nur Sekunden später wieder in das formelle Sie zu wechseln. Wanda war jedes Mal verwirrt. Eine Unart, ja, aber eben typisch Jefica Moll.
    Wanda zuckte mit den Schultern. »Dass Sie gerade mir diese Frage stellen, wundert mich ja doch sehr, Botschafterin. Ich weiß ja nicht einmal genau, wohin es geht. Viel mehr als Andeutungen habe ich von Ihnen ja nicht zu hören bekommen.« Das entsprach der Wahrheit. Jefica Moll hatte nicht mehr gesagt, als dass sie, Wanda Ndogo und Valentina Duchamp mit einem Raumer, über den Rudenko verfügen konnte, einen ganz bestimmten Planeten anfliegen würden. Es ginge dabei um eine Kontaktaufnahme, die für die Zukunftspläne der Botschafterin wichtig sein konnte. Mehr hatte sie sich nicht aus der gepuderten Nase ziehen lassen.
    Nach den letzten Ereignissen hatte Rudenko Moll im Far Horizon -Krankenhaus auf dem Mars zu einem Gespräch gebeten. Nachdem ein weiteres Mal versucht worden war, ihn auszuschalten, hatte Rudenko beschlossen, dass er nur noch eine Möglichkeit hatte, sein Amt des Vorsitzenden des Hohen Rates zu behalten – er musste die Flucht nach vorn antreten. Diaz war schuld und das musste nicht nur er vor der Öffentlichkeit anprangern, das musste auch bestätigt werden – und wer eignete sich besser dafür als seine beiden Mit-Geiseln Jefica Moll und Vijay Gustafsson?
    Für Moll dauerte die Überlegung nicht lange. Wer an der Spitze des Hohen Rates saß, war zwar der oberste Repräsentant der Solaren Welten, doch wirkliche Macht besaß er nicht. Und wer wäre schon besser in diesem Amt gewesen, keiner der Kandidaten, die sich als Nachfolger anboten, wäre wirklich angenehmer oder gar fähiger gewesen als Gregor Rudenko. Eine Mitarbeit an den Vorgängen rund um das PFS-Virus würden Rudenko wohl kaum nachzuweisen sein.
    Schlauer Fuchs, der er ist! , dachte Jefica. Also gut, tun wir ihm den Gefallen, aber wehe, er stellt sich noch quer, was meine Ideen angeht! Eine Hand wäscht die andere.
    Moll zog eine Schnute beim Gedanken an diese Vorgänge. Doch immerhin saß sie jetzt hier und flog in Richtung ihres ersten Ziels, das zur Verwirklichung ihres Plans führen sollte, ein einheitliches diplomatisches Corps zu schaffen, das wirklich zur Völkerverständigung beitragen konnte.
    Dann jedoch ließ
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