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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
Autoren: Volker Krämer
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verzichten, denn die junge Frau hatte entschieden, einen anderen Weg für ihr weiteres Leben zu wählen.
    Dieser Weg – diese Vision – war ihr von genau der Frau eingegeben und aufgezeigt worden, die sie nun beobachtete.
    Jefica Moll war ein Unikum unter allen Botschaftern und Botschafterinnen. Die Frau war gute 60 Jahre alt, so schätzte Wanda, und mit knapp 180 Zentimetern nicht eben klein gewachsen. Doch das wirklich Beeindruckende an ihrer Gestalt waren aber ganz sicher die 150 Kilo, die sich mit sich herumschleppte – wobei Wanda mit scharfen Blick feststellte, dass Moll in der letzten Zeit noch zugelegt hatte.
    Das Essverhalten der Botschafterin war äußerst merkwürdig. An manchen Tagen stocherte sie lustlos in der Nahrung herum, die man ihr bereitet hatte, dann wieder aß sie – nein, sie fraß – für zwei! Dennoch fragte Ndogo sich wirklich, wie Moll zu diesem enormen Übergewicht kommen konnte. Sie war quirlig, stets und ständig in Bewegung – und trotz ihrer Körpermasse flink und beweglich wie ein junges Ding. Gut, Letzteres war sicher ein wenig übertrieben … aber sicher nicht so ganz falsch.
    Was letztendlich der Grund für Jeficas Fleischberge war, konnte Wanda nicht sagen, doch sie hatte sich vorgenommen, das irgendwie in Erfahrung zu bringen. Schließlich machte die Massai sich Sorgen um den Gesundheitszustand ihrer neuen Vorgesetzten. Ja, sie mochte Moll, auch wenn deren Charakter so vollständig von ihrem eigenen abwich.
    Denn Jefica Moll war laut, bunt, unverschämt und schrill!
    Da blieb es ja nicht aus, dass so mancher Regierungschef, Planetenverwalter oder Kriegsherr schon bei der Nennung ihres Namens Magenbrummen bekam – vorausgesetzt, er hatte so etwas wie einen konventionellen Magen.
    Doch das war ja auch exakt die Wirkung, auf die Moll baute. Wenn die normale Diplomatie bereits versagt hatte, dann schickte man sie, wenn es darum ging, mit bestimmten Querköpfen, wie zum Beispiel Jurij R. Diaz, umzugehen, dann war Jefica Moll genau die Richtige.
    Es war ein außergewöhnliches Schauspiel, das sich Wanda Ndogo hier bot – ein Stück für eine einzige Person. Jefica Moll stand vor der verspiegelten Wand, die in ihrer Kabine ein wenig Größe vorgaukeln sollte. Größe, die es nicht gab, denn die Passagierkabinen auf diesem Schiff erinnerten Wanda ein wenig an die Platzverhältnisse auf der STERNENFAUST. »Eng« – das war da wohl kaum das richtige Wort, zumindest untertrieb es die Realität gewaltig.
    Dies hier war kein Kriegsschiff. Sie befanden sich an Bord eines Raumers, dessen Klassifizierung Botschafter Maunga mit zur besonderen Verwendung umschrieben hatte. Der zivile Raumer JUNO war kein Luxusschiff, bei Weitem nicht. Es diente wohl eher dazu, so unauffällig wie nur möglich gewisse Leute von Punkt A nach Punkt B zu bringen – noch so ein Grund, warum die Botschafterin sich sehr dafür einsetzte, ein einheitliches Corps Diplomatique zu gründen.
    Die Regierung der Solaren Welten war nur eine lose Staatsform, und ein Großteil der Diplomaten arbeiteten wirklich für die Regierung, andere aber auch im Auftrag des Star Corps oder sogar für wirtschaftliche Unternehmen. So hatte auch Far Horizon eigene Diplomaten, die eigentlich eher Wissenschaftler waren. Manche Botschafter nannten sich »freischaffend« – was ihnen bei bösen Zungen den Ruf eintrug, sie arbeiteten für den, der am besten bezahlte. Das Vertrauen in diese Berufsbezeichnung erhöhte das im Allgemeinen nicht.
    Jefica Moll hatte sich zum Ziel gesetzt, all diese Verhandlungsführer, Moderatoren oder auch Diplomaten unter einen Hut zu bringen. Das war nicht wirklich im Interesse aller, auch nicht des Hohen Rates – der ja eine eigene Diplomatische Abteilung hatte. Doch Jefica Moll gedachte nicht, den Noch-Ratsvorsitzenden Gregor Rudenko so ganz neutral aus dieser Sache herauskommen zu lassen, wie sie Wanda verraten hatte.
    Wanda konzentrierte sich wieder auf die Botschafterin. Die hatte großes Ornat angelegt, was bei ihr ein weinrotes bodenlanges Kleid bedeutete, das über und über mit winzigen Goldsternchen bestickt war. Dazu trug sie einen Umhang, der in einem kräftigen Pink erstrahlte und mit einer breiten Silberborte eingefasst war.
    Und erst die Schuhe! Wanda war sicher, dass man so etwas auf den Solaren Welten nicht käuflich erwerben konnte. Diese Dinger mussten aus einem uralten Kostüm-Fundus stammen. Es waren im Grunde keine richtigen festen Schuhe, sondern eher Pantoffeln, wie man sie aus
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