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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
Autoren: Volker Krämer
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beiläufig über die Tastatur, über die er alle notwendigen Abläufe initiierte. Hohe Nester, die direkt unter der Wasseroberfläche lagen, waren von minderer Qualität – und wurden entsprechend schlecht bezahlt. Aber alles war besser, als leer ins Dock zurückzukehren. Es kam Bewegung in die Tyche .
    Das Schiff senkte sein gieriges Maul in die aufgewühlte See.
    Die Tyche war aufgebaut wie alle Schiffe, die für die »ALG-Food« fuhren. Dabei galt die oberste Prämisse: Einfach und robust. Von Hightech zu reden, wäre sicher übertrieben gewesen, maßlos übertrieben. Bestes Beispiel war der Antrieb, der aus zwei enorm leistungsstarken Verbrennungsmotoren bestand, die mit einer Art modifiziertem Dieselkraftstoff betrieben wurden. Logisch, denn der wurde aus den minderwertigen Algen gewonnen, die man in den hohen Nestern erntete. Nachteil dabei war – zumindest für einen verwöhnten Raumpiloten wie Byron einer gewesen war – die gewisse Trägheit des Schiffes. Aber hier ging es nicht um Wendigkeit, um halsbrecherische Manöver, sondern um die Ernte von Algen.
    Mehr als das gab der ganze verfluchte Planet nicht her. Maximal 5 Prozent Landmasse. Der Rest war Wasser – und in dem schienen unerschöpfliche Massen von Algen ihr ewiges Bad zu nehmen.
    Byron Hensley duschte lieber. Manchmal hatte er seltsame Träume, in denen der komplette Planet einfach so davon schwamm. Schwachsinn, aber für Hensley ein Zeichen, dass diese überdimensionierte Wasserkugel ihn langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb. Er musste von hier verschwinden. Doch das ließ der Knebelvertrag nicht zu, den er mit »ALG-Food« geschlossen hatte.
    Und nicht nur er, sondern all die Skipper, die mit den » ALG-Food« -Kähnen über den Planeten schipperten, Kähne, die ihnen nicht gehörten, niemals gehören würden. Dafür sorgten schon die Rechtsverdreher des Konzerns – und die Preise, die man den Leuten für ihre Ware zahlte. Mehr als einmal hatte es auf Marina III schon nach einem Aufstand der Skipper gerochen, doch wirklich passiert war dann doch nichts.
    Die Schiffe stellte die Gesellschaft – das Können war Sache der Skipper, neben einer gewissen Selbstbeteiligung, die erst einmal entrichtet werden musste. Byron Hensley war unehrenhaft aus dem Star Corps entlassen worden. Er war hinausgeflogen, im hohen Bogen! Das allerdings bedeutete nicht, dass man ihm seine Bezüge plus einer vereinbarten Gratifikation vorenthalten konnte.
    Welcher Teufel ihn geritten hatte, das gesamte Barvermögen hier zu investieren, konnte Byron heute nicht mehr sagen. Damals hatte er das für eine vernünftige Idee gehalten. Wie man sich doch irren konnte.
    Gut, existieren konnte man von dem, was nach Abzug aller Kosten – inklusive der angeheuerten Mannschaft, den Treibstoffkosten, die immer höher wurden, und der fälligen Raten für das Schiff – übrig blieb. Leben schon, aber mehr ganz sicher nicht. Um diese Wasserwelt für immer hinter sich zu lassen, hätte Hensley sich aus dem Vertrag freikaufen müssen. Er war realistisch genug – er wusste genau, das würde er niemals schaffen.
    Man musste der verdammten Kahn hoch versichern … und dann ab mit ihm in die Tiefe!
    Doch niemand versicherte ALG-Schiffe, niemand, außer der konzerneigenen Versicherung; deren periodisch zu entrichtende Beiträge waren allerdings so hoch, dass sich kein Skipper darauf einlassen konnte. Dumm waren die Jungs von »ALG-Food« nun ganz sicher nicht.
    Byron drängte diese Gedanken in ein stilles Kämmerlein seines Bewusstseins zurück. Sie waren sinnlos, brachten ihn keinen Meter von hier fort, also mochten sie dort verkümmern …
    Unwillig konzentrierte er sich auf den Ernteablauf des hohen Nestes – eines Algenvorkommens, das sich direkt unterhalb der Wasserlinie befand. Die Tyche glich in ihrer Ansicht einem Monsterfisch, bei dem man am Kopf bereits Haut und Fleisch entfernt hatte. Was blieb, das war das Skelett … ähnlich einer Reuse, bestehend aus Stahlseilen, gebogenen Stangen und Verspannungen.
    Der Kopf der Tyche war nichts weiter als ein riesiger Fangkorb, und der senkte sich nun nach vorne ab, pflügte durch die Wasseroberfläche. Die hohen Nester bestanden aus großflächigem Erntegut, das bereitwillig im Fangmaul des Schiffes verschwand.
    Große Zyklone rissen die Algen in den Schiffsleib hinein, durch alle geöffneten Schleusen hindurch. Die Zyklone, die wie Fliehkraftabscheider arbeiteten, trennten grob die nicht gewollten Verunreinigungen von den Algen,
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