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Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne

Titel: Sternenfaust - 088 - Ernte unter glühender Sonne
Autoren: Volker Krämer
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bis das Erntegut schließlich und endlich in der hinteren Lagerkammer landete. Das klang nach Routine, nach unendlich langweiliger Arbeit für Skipper und Mannschaft, die erst zum Einsatz kam, nachdem die Schleuse des entsprechenden Lagers sich geschlossen hatte, denn die manuelle Sortierung begann erst dann.
    Und die war so ziemlich die langweiligste und stupideste Arbeit, die man sich denken konnte.
    Zu Beginn seiner Zeit auf Marina III hatte Byron noch die Hoffnung gehegt, er könne mit seiner Begabung und der Erfahrung eines Raumpiloten hier ganz neue Wege gehen. Neue Techniken, neue, waghalsige Manöver, die einen effizienteren Ernteerfolg bringen mochten. Waghalsig – mit einem Kahn unter den Füßen, der träge und zahm war wie ein fettleibiger Schoßhund? Er hatte diese Ideen schnell verworfen. Gewöhnt hatte Hensley sich jedoch nie an diese Abläufe – nicht eine Sekunde lang.
    »Skipper.« Priors narkotisierende Stimme schaffte es tatsächlich, Byron aus seinen Gedanken zu ziehen. »Wir sind durch. Nest ausgehoben. Lager A ist zu 76 Prozent gefüllt.«
    »Danke, Mister Prior.« Byron gab das akustische Signal, das der Mannschaft als Startschuss für ihre eigentliche Tätigkeit galt. Was die Zyklone nicht abgeschieden hatten, musste nun mit Muskelkraft getrennt werden. Mit scharfen Klingen bewaffnet rückten die Männer den Algen nun zu Leibe.
    Feineres Algenmaterial, das man aber nicht in den hohen Nestern finden konnte, hätte geschreddert und über Wasser-Rütteltische präzise getrennt werden können. Die entsprechenden Vorrichtungen gab es an Bord. Je reiner die gelieferte Ware, je höher der zu erzielende Preis. Ein uraltes Spiel … uralt und endlos belanglos, so empfand das zumindest der Skipper der Tyche .
    Er war kein Feilscher – kein echter Händler.
    Byron beschleunigte die Tyche , denn hier war sicher mit keinem weiteren Nest zu rechnen. Ein Lager war gefüllt, drei weitere warteten noch darauf. Der Tag war noch jung.
    »Skipper!« Hensley zuckte ein wenig zusammen, denn Prior hatte die Lautstärke seiner Stimme enorm nach oben gezogen. Byron drehte seinen Sessel so, dass er den Mann direkt ansehen konnte.
    »Mister Prior, Sie sind heute eine wahre Plaudertasche. Was gibt es denn?«
    Der ging auf den gequälten Witz nicht ein.
    »Tiefes Nest … sehr tiefes Nest. Direkt unter uns. Aber …« Prior machte eine Pause, justierte an seinen Anzeigen herum, bis er sich wirklich ganz sicher war. »Oberste Klasse. Kein Zweifel, Skipper. Da unten wartet pures Gold auf uns.« Da war eine Aufregung in Priors Stimme, die Byron dem Mann niemals zugetraut hätte. Doch er verstand sehr gut, was in Prior vor sich ging.
    Hensley reagierte sofort. Mit der Faust hieb er auf den Kommunikationsschalter, der seine Stimme in allen Räumen des Schiffes erschallen ließ.
    »Skipper spricht. Alle sofort in die Sicherheitsräume. Wir gehen auf Goldalge ! Höchster Alarmzustand. Niemand kommt aus der Deckung, ehe ich nicht Entwarnung gegeben habe. Wünscht uns eine gute Ernte, Leute!«
    Und schlagartig war in Byron Hensley der Lord erwacht. Lord Byron, der britische Dichter aus dem 19. Jahrhundert, dessen Antihelden Hensley immer geliebt und dann später vollkommen verinnerlicht hatte. Die Antihelden, die ihren einsamen Kampf kämpfen. So war Byron an seinen Spitznamen gekommen – der Lord. Byrons Heroen hatten stets auf verlorenem Posten und ohne Hoffnung gekämpft.
    Und das hatte Hensley nun auch vor, denn wenn er das Nest der Goldalgen schnappen konnte, mochte dies die Antwort auf all seine Probleme sein. Die Sache hatte nur einen Haken – Goldalgen-Nester wurden für gewöhnlich gut bewacht.
    Doch Lord Byron schwor sich, einen guten Kampf zu liefern!
     
    *
     
    Sie hat vergessen, dass ich im Raum bin.
    Wanda Ndogo verhielt sich vollkommen still. Ein solches Verhalten lag in ihrem Naturell – das Erbe ihrer Massai-Vorfahren hatte sicher eine Menge mit dieser Kunst des stillen Wartens und Beobachtens zu tun; den Rest hatte Wanda in ihrer Zeit als Quasi-Versorgungsoffizier an Bord der STERNENFAUST gelernt. Für die komplette Planstelle eines Versorgungsoffiziers war das Schiff einfach zu klein, es hatte nicht ausreichend Besatzungsmitglieder. Also hatte der Erste Offizier van Deyk kurzerhand Wanda dazu ernannt, wenn auch nur schiffsintern.
    Und das hatte er auch nie bereuen müssen, denn das Organisationstalent der eher zurückhaltenden Frau war enorm. Jetzt allerdings musste die STERNENFAUST auf Sergeant Ndogo
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