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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)
Autoren: Luc Bahl
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Julio Ling um das höchste Regierungsamt, den Ratsvorsitz, anzutreten, hatte sie das Ganze als Marotte eines eitlen Militärs abgetan, der dem Politprofi Ling hoffnungslos unterlegen sein würde. Sie spürte, wie ihre Einstellung ins Wanken geriet. Und tatsächlich besaß die etwas blasse Salome Bedding nur das, was man eine Außenseiter-Chance nannte.
    Nach all den Kriegen, Kämpfen und Gefahren haben die Leute genug vom Militär!
    Aber ein vages Gefühl sagte ihr, dass es vielleicht auch genau umgekehrt sein könnte. Die kompromisslos industriefreundliche Politik Lings, die zügellose Freiheit des Marktes, der Abbau zahlloser sozialer Errungenschaften, all das könnte auch bedeuten, dass sich die Menschen wieder nach einer etwas strafferen Führung sehnten, sich mehr Staat und geregeltere Verhältnisse wünschten. Aber was hatte sie, die kleine Galab-Agentin, in diesem Spiel verloren?
    »Ich merke schon«, fuhr Rudenko fort und lächelte entwaffnend, »Geld allein interessiert Sie nicht. Eine höchst sympathische Einstellung, die mir entgegenkommt. Ich brauche für mein Team eine kompetente Sicherheitsberaterin und habe deshalb an Sie gedacht. Sie sind meine erste Wahl!«
    Das hat er bestimmt jedem gesagt, dem er diesen Job bereits angeboten hat …
    »Ich habe mir erlaubt, bereits mit Janus und Ihren unmittelbaren Vorgesetzten zu sprechen. Die würden Ihre Entscheidung so oder so unterstützen …«
    »Das heißt …« Hinter Valentinas Stirn tobten finstere Gedanken. Ein abgekartetes Spiel … Janus, soso … GalAbs Oberboss Priccioni und Rudenko duzen sich also …
    »Wenn Sie nicht wollen, machen Sie einfach weiter wie bisher. Wenn Sie sich meinem Team anschließen wollen, wird Ihnen garantiert, dass Sie jederzeit wieder an Ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren können …«
    »Für den Fall, dass Sie die Wahl verlieren …«
    »Exakt. Ich freue mich, dass Sie mitdenken. Sollte ich die Wahl verlieren, wäre dieser Job natürlich vorbei. Aber Ihnen würden dann neben Ihrer Arbeitsplatzgarantie noch viele weitere Möglichkeiten offenstehen. Gute Leute mit Ihren Kenntnissen und Erfahrungen werden überall gebraucht.« Rudenko machte eine Pause und blickte zur Decke. »Das ist aber alles rein hypothetisch. Denn ich werde diese Wahl nicht verlieren. Ich kämpfe, um zu gewinnen. Das war schon immer so! Und dann …« Er fixierte sie mit hartem Blick.
    Und dann …
    Valentina spürte, dass sie sich längst entschieden hatte, entschied sich aber zugleich dafür, ihn noch etwas zappeln zu lassen. Ihre Hand griff nach dem Cocktailglas. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ein breites Lächeln über Rudenkos Gesicht huschte. Mit einer raschen Bewegung nahmen auch er und Basehart ihre Gläser.
     
    *
     
    Eben noch hatte eine mit winzigen Widerhaken versehene Sengulian-Liane einen breiten Streifen Haare aus seinem Halsfell gerissen. Diese oberflächliche Verletzung blutete zwar, aber sie war nichts gegen die einschnürende Gewalt der Würgeschlinge, mit der man ihn gefangen hatte. Ihm wurde schwarz vor Augen.
    Ewiges Dunkel folgt dem ewigen Licht … , krächzte eine innere Stimme. Die Legenden erzählten von unendlich weit entfernten Welten, in denen die Sonne über den Himmel wanderte und nach kurzer Fahrt hinter einer Linie, die in den Sagen Horizont genannt wurde, unterging, um die Welt in tiefe Dunkelheit zu tauchen. Nach bangem Warten kam sie am anderen Ende der Welt wieder und setzte ihre Fahrt über den Himmel fort. Und das geschah in diesen Geschichten immer und immer wieder.
    Sein Leben lang hatte Kanturiol, der fromme Söldner, diese Legenden als Ammenmärchen abgetan. Warum sie ihm im Augenblick des Übergangs vom ewigen Tag in die ewige Nacht auf einmal möglich schienen, ja, warum sie ihm überhaupt einfielen, wusste er mit seinen schwindenden Verstandeskräften nicht zu sagen.
    Noch immer hatten sich seine Krallen in der festgezurrten Schlinge verkrampft. Er wusste, dass es ungeheurer Anstrengung bedurfte, um sie wieder zu lockern. Zum einen hielt der Zug der Führungsleine sie unerbittlich gestrafft, zum anderen war die Würgeschnur nach dem Vorbild der Sengulian-Lianen geflochten. Feinste, in eine Richtung ausgerichtete Borsten ließen das Material wie Wasser durch die Schlaufe gleiten, wollte man es wieder zurückziehen, spreizte es sich auf.
    Der Zug der Führungsleine ließ nach. In Kanturiols Ohren pochte es dumpf. Trotzdem hörte er die Schritte, die sich ihm näherten. Der Jäger, der ihn überwältigt
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