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Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 055 - Krieg in der Hohlwelt (1 of 2)
Autoren: Luc Bahl
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der insgesamt fünfzig bogenförmigen Zimmer, deren Außenwände den direkten Blick auf die Anlage zuließen, waren rund um die Uhr besetzt. Nachts verzichtete man auf eine großflächige Beleuchtung der Strafkolonie, man benutzte ein ausgeklügeltes System aus stationären Infrarotkameras, die am Turm angebracht waren, und einer ebenso wirksamen Satellitenüberwachung, die permanent die Lebenszeichen und Identifikations-Signale der Gefangenen überwachte.
    Den Häftlingen wurde bei der Eingangsuntersuchung eine Ladung Nanobots injiziert, die sich beständig im Blutkreislauf hielten und den Menschen markierten. Man musste schon komplett ausbluten, um sich dieser Überwachungsmaßnahme zu entziehen. Das hatte bisher noch niemand gewagt. Selbstmord war kein Thema auf Mimas V. Dazu ging es den Häftlingen viel zu gut. Auf dem Gelände waren sie in Parzellen untergebracht, die insgesamt etwas bildeten, das beinahe wie eine Schrebergartensiedlung aussah. Jeder der Gefangenen, die allesamt langjährige bis lebenslange Haftstrafen verbüßen mussten, hatte eine kleine Hütte, in der er wohnte und ein angrenzendes Stück Land. Die Parzellen waren durch Zäune voneinander getrennt, deren Material nicht nur äußerst leitfähig für Strom, sondern auch mit normalen Werkzeugen nicht zu durchtrennen waren.
    Saatgut und Werkzeug wurde den Sträflingen gestellt, sie wurden in Seminaren und Schulungen landwirtschaftlich ausgebildet und konnten sich, so sie denn wollten, nach einer Weile mit Nahrung selbst versorgen. Das hatte den Vorteil, dass diejenigen, welche die Aussicht auf eine Entlassung hatten, bei ihrer Freilassung eine neue Perspektive sahen und sich in einer Reintegrationsmaßnahme als Farmer auf einem anderen Siedlungsplaneten selbstständig machen konnten.
    Für alle anderen bedeutete der eigene Acker eine Steigerung der Lebensqualität, denn das Anstaltsessen, dass denjenigen überbracht wurde, sie sich weigerten selbst etwas anzubauen, oder in ihren Fertigkeiten noch nicht so weit waren, sich selbst versorgen zu können, war wenig schmackhaft und abwechslungsreich. Außerdem hielt die Landwirtschaft die Gefangenen beschäftigt, so dass sie weniger an die ohnehin kaum mögliche Flucht oder an ihr eigentlich ja trauriges Schicksal denken konnten.
    Brendon Heimlich fand diese Art der Strafkolonie äußerst wirksam. Tatsächlich war die Rückfallquote derer, die von Mimas V zurück ins normale Leben kamen, äußerst gering. Er überlegte, während er sich eine halbe Stunde lang im kreisförmigen Korridor, von dem die Überwachungsbüros abgingen, die Beine vertrat, ob er nicht zur Abwechslung eine Runde mit dem Shower-Gleiter drehen und das Gelände wässern sollte. Es hatte seit Tagen nicht geregnet, und das satte Grün mancher Gemüsebeete hatte schon um einiges nachgelassen. Damit die Ernte nicht zu vertrocknen drohte, wurde mit dem Shower-Gleiter in einer Sprühregensimulation über den Parzellen Wasser abgegeben. Jetzt, in der Nacht, war dafür die beste Zeit, denn das Wasser konnte in den Boden einziehen ohne gleich wieder im Sonnenschein zu verdunsten. Heimlich beschloss, dass es an der Zeit sei, es regnen zu lassen.
    »Hey, Schlafmütze!«, sagte er in der Tür zu Kaltenhausers Büro zu seinem Kollegen. »Übernimm mal meine Sektion auf deine Monitore. Ich spiel mal eine Runde Petrus!«
    »Geht klar, Brendon«, antwortete der aus dem Dämmerschlaf hochgeschreckte Bernd Kaltenhäuser und rieb sich die Augen. »Shower-Gleiter II müsste voll getankt und einsatzbereit sein. Ach ja, vergiss nicht die Düngemittel beizumischen. Ein Fünfzig-Kilo-Sack sollte genügen.«
    »In Ordnung. Da werden sich unsere Gäste freuen, wenn ihre Kartoffeln zur Größe von Honigmelonen anwachsen …«
    Die neuesten Düngemittel waren chemische Hochleistungsprodukte und wurden von irdischen Produzenten auch gerne auf Mimas V getestet. Bei den Transporten wurden daher auch Daten mit statistischen Angaben zu Ernten, Erträgen, aber auch allergischen Reaktionen oder Krankheiten, die auf die Verwendung der Düngemittel zur Produktion von Lebensmitteln zurückzuführen sein konnten, übermittelt und anschließend anderswo ausgewertet. Auch heute war in der Lieferankündigung von einem neuartigen Dünger die Rede gewesen, der auf Mimas V eingesetzt werden sollte.
    Heimlich kümmerte das alles nicht. Er tat nur, was von ihm verlangt wurde. Und das war in diesem Moment, hinunter in den Hangar zu gehen, den Shower-Gleiter einsatzfertig zu
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