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Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 046 - Exodus der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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Hitze war fast unerträglich, die ihm entgegenschlug.
    Schlagartig war ihm klar geworden, was Kukk’tar insgeheim beabsichtigt hatte.
    Er will, dass man ein Licht entzündet und wenn es nur eine Fackel ist … Er sieht nicht genug …
    »Vielleicht tröstet es dich, du Missratener«, schrie Zkx’ttr aufgeregt, »ich sehe genauso wenig wie du!«
    Ich darf mich nicht gehen lassen! Genau das will er …
    »Ich bitte meinen Ausbruch zu entschuldigen«, fuhr der Minister in normaler Lautstärke fort und entfernte sich wieder von dem Becken. »Können wir jetzt anfangen …«
    »Meinetwegen gerne«, sagte Kukk’tar. »Ich bin bereit!«
    Die leise vorgebrachte Antwort konnte und wollte einen deutlichen Beiklang nicht verbergen, Hohn, Spott und Verachtung. Es bedurfte einer lebenslangen Schulung in aristokratischer Arroganz, um diesen Ausdruck derart wenigen Worten beimengen zu können. Kukk’tar beherrschte diese Technik perfekt.
    »Sie sind auf Ihren Plätzen?« Die Frage des Unparteiischen war rhetorisch. Es mochte zwar stockdunkel sein, aber die Schatten der Kontrahenten waren dennoch zu erkennen. Zkx’ttr verfluchte sich, dass er sich hatte gehen lassen. Es zeigte sich jetzt nämlich, dass er, weil er sein Gesicht über das Kohlebecken gehalten hatte, nicht mehr so gut sah, wie kurz zuvor, als sich seine Augen leidlich an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
    »Auf mein Kommando greift sich jeder Kämpfer seine Axt … Sollte jemand vor meinem Signal zur Waffe greifen, dürfen die Sekundanten des Gegners ihn erschießen.« Der Unparteiische wich langsam zum Rand des Areals zurück. »Der Feuergott sei auf der Seite des Siegers!«
    Die im Grunde unsinnige, rituelle Schlussformel versetzte Zkx’ttr und Kukk’tar in gespannte Erwartung. Wie in Zeitlupe wurden die verstreichenden Sekunden gedehnt. Es war jetzt so leise, dass nur noch das kaum hörbare Knistern und Knacken der glühenden Kohlen die unheimliche Stille durchbrach.
    »Jetzt!«
     
    *
     
    Irgendwann hatte ihn doch der Schlaf übermannt. Wenig erholt erwachte er, als ihn die Weckanlage mit ihrem penetranten Zischen aus einem wirren Traum riss, in dem Rana Quaid vergeblich versuchte, ihm etwas zu sagen. Zuerst öffnete sie ihre Lippen und sprach ihn ganz offensichtlich an, doch die Laute, die aus ihrem Mund drangen, hörten sich an wie die Geräusche eines Speichelsaugstutzens beim Zahnarzt. Es war erschreckend und dabei lächelte sie gleichzeitig so freundlich, dass er sie aufforderte, ihre Worte zu wiederholen.
    Sie beugte sich ganz nah an ihn heran. Es war, als könne er ihre Haare riechen, sie dufteten ausgesprochen betörend und gleichzeitig quälte ihn die Frage, seit wann es möglich sei, in Träumen Gerüche wahrzunehmen.
    Er träumte also und war sich bewusst zu träumen. Dabei spürte er ihr Gesicht ganz deutlich neben seinem Ohr. Sie wiederholte, was sie ihm sagen wollte, mit einem zärtlichen Flüstern, das dessen ungeachtet unverständlich blieb. Schon eine Millisekunde später verwandelte sich das Flüstern zu einem unangenehmen, durchdringenden Zischen – dem ernüchternden Zischen der Weckanlage.
    Bruder William hatte das Gerät vor langer Zeit auf dieses Geräusch eingestellt, da er die Erfahrung gemacht hatte, selbst bei den Klanggebirgen von Mahlers Sinfonie der Tausend weiterzuschlafen. Nur dieses bösartige Zischen vermochte es zuverlässig, sich in sein Unbewusstes zu schleichen und ihn ins Diesseits, ins Wache zu zerren.
    Er hatte sich vor dem Einschlafen zwar fest vorgenommen, die Auszeit zu nutzen, um jeden Gedanken an Rana aus seinem Kopf zu vertreiben, aber angesichts seiner lebhaften Traumbilder war daran natürlich nicht zu denken.
    »Wenn du den Klügsten aller Klugen, den Stärksten aller Starken, den Mutigsten aller Mutigen oder den Mächtigsten aller Mächtigen scheitern sehen willst«, hatte einmal ein weiser chinesischer Philosoph gesagt, »dann befiehl ihm, nicht an den Tiger zu denken …«
    Auch ohne Rana würde der Tag hart genug werden.
    Er hatte noch nicht einmal ausreichend Zeit zum Frühstück. In einer halben Stunde erwartete ihn Captain Dana Frost im Besprechungsraum hinter der Brücke. Sie wollte ihn mit den Fakten der derzeitigen Mission vertraut machen. Man sollte Frauen prinzipiell nicht warten lassen, ganz besonders aber nicht eine Frau wie Dana Frost. Obwohl sie einen ähnlich klingenden Vornamen trug, schien Rana zumindest äußerlich das Gegenteil des Captains zu sein.
    Etwas kleiner, längere Haare,
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