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Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff

Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff

Titel: Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
Autoren: Luc Bahl
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Grinsen stahl sich in Danas Gesicht. So ließ es sich aushalten.
    Der Blick über das gewaltige Becken des Neuen Hafens war beeindruckend. Es gab keinen besseren Standort für »Strand-Pauli«. Die gegenüberliegenden Kaimauern der Hafenanlage schützten das leise vor sich hinschwappende Wasser vor Wind, Wellen, Brandung und Seegang. Sie schlüpfte aus ihren flachen Slippern, legte die Schuhe vor eine Liege mit Sonnendach, die sie damit für sich reklamierte. Dann stapfte sie barfuß durch den warmen Sand zu der Bar.
    »Haben Sie hier auch so etwas Altmodisches wie Kaffee?«, fragte sie den jungen Mann mit der halblangen, blonden Mähne hinter der Theke. Er musterte sie mit blitzenden, hellblauen Augen.
    Knackiges Bürschchen , schoss es ihr durch den Kopf und sie betrachtete wohlwollend seinen entblößten, sonnengebräunten Oberkörper und die gut trainierten Oberarmmuskeln.
    »Selbstverständlich, junge Frau«, erwiderte er und verzog seine Lippen zu der Andeutung eines Lächelns. »Wir sind hier immer noch das Tor zur Welt.«
    Er drehte sich um, öffnete eine Metallklappe an einer kleinen Maschine und griff hinein.
    »Hier sehen Sie mal – und vor allem riechen Sie!«
    Der junge Mann öffnete seine Faust. Ein intensiver Geruch stieg in Danas Nase.
    »Na, was sagen Sie?«
    »Lange her, dass ich so etwas gesehen und gerochen habe …«
    »Echte Costa-Rica-Bohnen«, erklärte er. »Meines Wissens die einzige Region auf der Erde, wo noch Kaffee angebaut wird. Es gibt nur wenige Dinge mit noch geringerer Nachfrage …«
    Jetzt sag bloß nicht, ich sei ein Fossil! , dachte Dana, erwiderte aber laut: »Ich glaube, es gibt nichts, was mehr außer Mode ist, als Kaffee …«
    »Da würden mir schon ein paar Dinge einfallen …«
    »Zum Beispiel?«
    »Hmm – Kautabak …«
    »Was, zum Teufel, ist das?«
    »Sehen Sie!«
    Dana lachte und schüttelte den Kopf in gespieltem Entsetzen.
    »Tasse oder Kännchen?«, fragte der junge Mann.
    »Kännchen«, sagte Dana. »Ich denke, draußen gibt’s nur Kännchen?«
    »Touché«, erwiderte der Blonde und nickte in die Richtung ihres Liegestuhls. »Machen Sie es sich ruhig schon mal bequem. Sobald der Kaffee fertig ist, bringe ich ihn an ihren Platz.«
    »Heute also keine Selbstbedienung?«
    »Normalerweise schon, aber für Sie mache ich gerne eine Ausnahme!«
    Dana ging zu ihrem Liegestuhl zurück und drehte ihn so, dass sie – je nachdem wie sie den Kopf bewegte – die Bar oder die Aussicht auf den Neuen Hafen im Blick hatte. Nur wenig später brachte der Blonde ein kleines Tablett, das er auf einem Tisch neben Dana abstellte. Zu ihrem Bedauern machte er sofort kehrt. Versonnen blickte sie ihm hinterher.
    Kaum bist du ein paar Tage im Zivilleben spielen deine Hormone verrückt , schimpfte sie in Gedanken. Aber von der Bettkante würdest du ihn nicht stoßen …
    Kurz bevor er die Theke erreicht hatte, blieb er auf einmal stehen und drehte sich unvermittelt um. Dana spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. »Schuft!«, zischte sie kaum hörbar, als sie sein freches Grinsen bemerkte. Sie beugte sich über das Tablett und goss sich eine Tasse ein. Der Geruch des aus frisch gemahlenen Bohnen gebrauten Getränks versöhnte sie wieder. Sie probierte, bemüht die Aussicht über die spiegelglatte Wasserfläche zu den Kaimauern des Neuen Hafens zu genießen und nicht zur Bar zurückzublicken.
    Er ist mindestens zehn Jahre jünger als du.
    In diesem Augenblick löste sich auf der gegenüberliegenden Seite ein Schwimmkran aus seiner Verankerung. Majestätisch glitt er über das Wasser wie eine riesige schwebende Skulptur und verschwand nach einigen Minuten in einem der Nebenbecken, in denen überall die Aufbauten von Frachtschiffen in das Blau des wolkenlosen Himmels ragten. Alles geschah langsam an diesem heißen Tag. Niemand schien es besonders eilig zu haben. Selbst die Kinder tobten nicht, sondern schwebten in einer bedächtig-leichtfüßigen Art über den Sand wie zu groß geratene Schmetterlinge.
    Beinahe so gravitätisch wie eine Ansammlung dicker Würdenträger … , perlte eine müßige Assoziation durch Danas Kopf. Es war heiß. Allmählich begann sie sich wieder zu entspannen. Sie nahm einen Schluck Wasser, bevor sie wieder die Tasse an die Lippen führte.
    Es war mehr ein Vibrieren, als ein Geräusch. Sie hatte vorhin ihre kleine Gürteltasche ausgeklinkt und neben sich auf den Boden gelegt. Die Tasche scharrte wegen des Vibrationsalarms über den Sand.
    »Nein«, knurrte
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