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Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff

Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff

Titel: Sternenfaust - 041 - Das Kristallschiff
Autoren: Luc Bahl
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Dana.
    Die Tasche tat ihr jedoch nicht den Gefallen, mit ihrer zittrigen Bewegung aufzuhören. Es war, als blicke sie durch eine Schlieren ziehende, zähflüssige Substanz auf etwas unendlich Fremdes. Das Vibrieren in der kleinen Gürteltasche bewegte sie im Schneckentempo von Danas Liegestuhl fort. Sie schüttelte den Kopf, um die klebrige Trägheit zu vertreiben, die sie fest umklammert hielt. Mit zeitlupenartiger Langsamkeit streckte sie den Arm aus und erwischte das Täschchen. Sie sah, dass der Sonnenschutz über ihrem Liegestuhl zwar ihre linke Schulter beschattete nicht aber ihren Kopf. Rasch schwenkte sie das Stoffdach und spürte augenblicklich die wohltuende Milde des Schattens. Mit spitzen Fingern nestelte sie ihr Bereitschafts-Kom aus der Gürteltasche.
    »Ja«, meldete sie sich knapp und gab sich keine Mühe, ihren Ärger über die Störung zu verbergen. Unverständliche Knack- und Knarzlaute antworteten ihr.
    »Häh!«, stieß sie verständnislos hervor. Dann schlug sie sich mit der linken Hand vor die Stirn. Obwohl das Sonnendach nun Schatten spendete, erkannte sie die Ziffernfolge auf dem Display nur mit Mühe. Gehorsam tippte sie den Zahlencode in die Tastatur und drückte schließlich den grünen Eingabeknopf. Die Verschlüsselungssoftware stellte nach dem Bruchteil einer Sekunde den Klartext her.
    »Wo hab ich Sie denn hergeholt, Captain?«, ertönte eine jetzt verständliche Stimme.
    »Das wollen Sie nicht wissen, Malkovitch«, antwortete Dana.
    »Sie haben Recht«, erwiderte die entschlüsselte Stimme des Wissenschaftlers. »Erstens geht es mich nichts an. Zweitens würde es nur meine niederen Instinkte wecken. Neid – zum Beispiel. Sie liegen faul in der Sonne, während ich in einem fensterlosen Labor hocke und seit Tagen nichts anderes als Tangfood in mich reinstopfe und weder Zeit zum Schlafen finde noch dazu, wenigstens mal unter eine Dusche zu springen …«
    »Verschonen Sie mich mit unappetitlichen Einzelheiten, Malkovitch«, unterbrach Dana seinen Redefluss. Sie glaubte, ihn bereits riechen zu können.
    »Ich wiederhole mich ungern, aber ich muss Ihnen erneut Recht geben.« Seine Stimme klang übergangslos nüchterner. »Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche wollen Sie zuerst hören?«
    »Da Sie mir die schlechte Nachricht ohnehin nicht vorenthalten werden, zuerst die gute …«
    »Wie Sie wollen, Captain. Also – Ihr kleines Geschenk, das Sie und Ihre Leute von Frash’rar mitgebracht haben – nun, ich denke, wir haben die wesentlichen Informationen herausfiltern können.«
    »Das Daten-Ei …«, fragte Dana. Noch war sie geistig im Urlaub.
    »Eher ein Datenkristall in Ei-Form«, präzisierte der Wissenschaftler. »Nun die schlechte Nachricht …« Er stockte.
    »Ja – nun spucken Sie’s schon aus!«
    »Das Ei ist fort …«
    »Wie bitte? Was heißt das? Hat es Beine gekriegt und ist vor ihren gierigen Fingern weggelaufen?« Dana stieß ihre Worte so heftig hervor, dass sie wegen ihrer eigenen Lautstärke zusammenzuckte. Sie blickte sich um, aber die ihr am nächsten sitzenden Leute – ein junges Paar mit zwei Kleinkindern unter einem gewaltigen Sonnenschirm – war zu sehr mit dem Nachwuchs beschäftigt, um auf sie zu achten. Von der Bar blickte der Blonde zwar zu ihr herüber, war aber definitiv zu weit weg, um etwas zu verstehen.
    Tolle Situation , dachte sie, da führe ich ein Gespräch, in dem es um höchst brisante und vor allem höchst geheime Dinge geht, von denen möglicherweise Wohl und Wehe der Solaren Welten abhängen, und ganz »Strand-Pauli« kann mithören. Fehlt nur noch, dass sich eine Horde Leute in Shorts und Badelatschen um mich herum versammelt, von denen jeder seinen Kommentar zu der Angelegenheit abgibt …
    »Nein«, antwortete Malkovitch ganz ernst und ohne auf Danas ironischen Einwurf einzugehen, »es ist zwar komplett unmöglich, aber trotzdem muss es jemand gestohlen haben.«
    »Und weshalb erzählen Sie das ausgerechnet mir?«, fragte sie und bemühte sich um einen sachlichen Ton. »Das ist schließlich eine Aufgabe für Ihren Sicherheitsdienst, notfalls für die Galab.«
    »Sind alle schon eingeschaltet«, erwiderte der Wissenschaftler. »Aber der Commodore meinte, wir bräuchten auch Sie. Ich kann Sie gerne mit seinem Büro verbinden …«
    »Nicht nötig«, knurrte Dana. Die Angelegenheit begann ihr zu stinken. Genauer gesagt stank sie ihr schon seit längerem. Kim Ray Jackson, ihr Vorgesetzter, hatte ihren Marines ohne ihre
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