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Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
Autoren: M’Raven
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mir so bald wie möglich Bericht.«
    »Jawohl, Sir.«
    Jackson unterbrach die Verbindung, und Frost wandte sich an ihren Ruderoffizier. »Sie haben es gehört, Lieutenant Santos. Kurs auf Alard-9 mit Höchstgeschwindigkeit. Ich bin gespannt, was wir dort finden werden.«
     
    *
     
    Siarin hatte ursprünglich vorgehabt, ihr Erlebnis beim Heiligtum der Alten vorerst für sich zu behalten und zunächst nur mit ihrer Familie darüber zu sprechen. Falls sie überhaupt mit jemandem darüber sprechen würde. Schließlich waren Pilgerreisen zum Tempel und deren Ergebnis etwas sehr Persönliches. Doch was sie dort erfahren hatte, ging alle Rhukani etwas an, nicht nur sie selbst.
    Deshalb machte sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr in die Nördlichen Siedlungen von ihrem Recht Gebrauch, eine Versammlung einzuberufen. Dieses Recht stand jedem Rhukani zu, der glaubte, etwas zu wissen oder sagen zu müssen, was das ganze Volk betraf. Zwar nahm nur sehr selten jemand dieses Recht in Anspruch, aber es war nie außer Kraft gesetzt worden. Es stammte noch aus der Zeit der Götter und galt daher als heilig.
    Doch in den Perioden, die seither vergangen waren, hatten fast ausschließlich die Priester solche Versammlungen einberufen. Wenn jetzt eine einfache, junge Rhukani, die noch keine feste Aufgabe in der Gemeinschaft hatte und somit auch keine echte Autorität besaß, ihr Volk versammelte, würde das einer Revolution gleichkommen.
    Nun, es war in jedem Fall eine Revolution, denn was Siarin ihrem Volk zu sagen hatte, würde die alte Lebensweise erschüttern und langfristig vielleicht sogar auslöschen. Das war ein erschreckender Gedanke, selbst für eine neugierige Freidenkerin wie sie. Fast war sie versucht, doch lieber zu schweigen. Aber sie konnte es nicht. Nein, sie durfte es nicht. Zumindest die Tatsache, dass Leute aus den Südlichen Siedlungen denen aus den Nördlichen den Zugang zum Heiligtum verweigern wollten, war eine Sache, die alle erfahren mussten, um geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
    Das Heiligtum war für alle da und gehörte niemandem. Außerdem konnte Siarin das anmaßende Verhalten der Südlichen Siedler zu ihrem Vorteil nutzen, um ihren neuen Ideen Nachdruck zu verleihen.
    Deshalb betätigte sie sofort bei ihrer Rückkehr in die Siedlung das Rufsignal, das alle Rhukani in sieben Kleinzyklen in der Versammlungshalle zusammenrufen würde, bevor sie der Mut wieder verließ. Danach erst ging sie nach Hause, um sich sorgfältig auf ihre bevorstehende Ansprache vorzubereiten.
    »Hast du etwa das Rufsignal ausgelöst?«, erkundigte sich ihre Mutter Shikum sofort, als sie das Haus betrat.
    »Das habe ich«, antwortete Siarin fest.
    »Und darf ich fragen, was meine junge Tochter sich dabei gedacht hat?«
    Wann immer Shikum auf die Jungend eines ihrer Kinder anspielte – selbst wenn die schon längst erwachsen waren – bedeutete es, dass sie bezüglich des Themas, um das es ging, das Verhalten des betreffenden Kindes als unreife Narretei betrachtete. Unglücklicherweise war Siarin die Jüngste von Shikums acht Kindern, und ihr Verhalten ließ in den Augen der Mutter grundsätzlich an Reife zu wünschen übrig.
    Siarin grollte frustriert. Wenn ihre Mutter gegen sie war und womöglich in aller Öffentlichkeit demonstrierte, dass sie mit dem Verhalten ihrer Tochter nicht einverstanden war, hatte sie einen noch schwereren Stand als ohnehin schon. Aber sie hatte auch die Götter auf ihrer Seite.
    »Meine Pilgerreise zum Tempel der Alten hat einige Dinge ergeben, die das ganze Volk wissen muss«, erklärte sie Shikum. »Deshalb habe ich den Ruf ausgelöst. Die Götter haben zu mir gesprochen«
    Diese Behauptung verschaffte ihr sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit ihrer Mutter.
    »Berichte!«, forderte sie mit der Autorität, die ihr das Amt der Priesterin verlieh.
    Siarin erzählte ihr alles, was sie erlebt hatte, von dem Moment da sie das mütterliche Haus verließ bis zu ihrer Rückkehr. Shikum hörte ihr zu, ohne sie zu unterbrechen.
    »Ich hoffe«, schloss Siarin, »dass ich den Willen der Götter korrekt interpretiert habe. Aber auch wenn nicht …«
    »Die Sache mit den Südlichen Siedlern muss das Volk in jedem Fall erfahren«, ergänzte Shikum zustimmend. Ihre Augen verdunkelten sich nachdenklich.
    »Ich glaube nicht, dass du die Zeichen der Götter falsch gedeutet hast«, fügte sie nach einer Weile hinzu. »Aber Filkren wird natürlich nichts unversucht lassen, dir genau das nachzuweisen.«
    Filkren war der
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