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Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
Autoren: M’Raven
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Kommt mit mir zu den Nördlichen Siedlungen und helft mir, meine Leute zu überzeugen. Dann sind wir auch in euren Augen würdig, den Tempel weiterhin zu besuchen.«
    Natürlich hatten Siarins Leute immer noch das Recht, den Tempel aufzusuchen, wann immer sie es wünschten, und niemand konnte und durfte sie daran hindern. Erst recht nicht ein selbst ernannter Sittenwächter. Aber sie hielt es für diplomatisch klüger, das den Südlichen Rhukani nicht nachdrücklich bewusst zu machen.
    Der Anführer starrte sie misstrauisch an und überlegte offensichtlich, was er von ihrer Behauptung halten sollte.
    »Ich weiß etwas Besseres«, entschied er schließlich. »Du gehst zu deinen arimólini zurück und überzeugst sie von deinen neuen Ideen. Wenn wir sehen, dass ihr euch eines Besseren besonnen habt und die Abhängigkeit von den Wohltaten der Götter ablegt, dann dürft ihr wieder zum Tempel kommen. Bis dahin werden wir euch hier nicht dulden.«
    »Ich werde es ausrichten«, versprach Siarin. »Aber du weißt natürlich, dass ihr damit Unrecht tut.«
    Er gab einen verächtlichen Laut von sich und klopfte demonstrativ auf eine Holzkeule, die er in der Hand trug und die Siarin bisher für ein Statussymbol gehalten hatte. »Wir haben Mittel und Wege, dieses ›Unrecht‹, wie du es nennst, nachhaltig durchzusetzen. Und jetzt verschwinde!«
    »Gut. Aber vorher sagst du mir noch deinen Namen, Rechtsbrecher.«
    Sie konnte sehen, dass die Bezeichnung ihn wütend machte, doch er beherrschte sich. »Ich bin Drunor.«
    »Und ich bin Siarin. Wir werden uns wiedersehen, Drunor. Denn ich werde zu diesem Tempel pilgern, wann immer ich das will – ob es dir gefällt oder nicht.«
    Damit verschwand sie für seine Augen und Sinne und eilte davon, ehe Drunor etwas Unüberlegtes oder gar Gewalttätiges tun würde. Oh, sie würde ihren Leuten zu Hause eine Menge zu erzählen haben!
     
    *
     
    Captain Dana Frost, Kommandantin des Leichten Kreuzers STERNENFAUST, saß im Aufenthaltsraum vor dem Bildschirm, der gerade die internen monatlichen Wettkämpfe der an Bord stationierten Mitglieder des Marine-Corps übertrug. Seit deren Kommandant, Sergeant Ralff Olafsson, Frost vor einigen Monaten um die Erlaubnis dazu gebeten hatte, waren diese Wettkämpfe der regelmäßige Höhepunkt an Bord der STERNENFAUST. Fast alle Crewmitglieder, die nicht gerade Dienst tun mussten, wohnten dem Ereignis vor den Bildschirmen bei. Auch Dana Frost, die als versierte Kendo-Praktizierende einen guten Kampf zu schätzen wusste.
    Seltsam , dachte sie bei sich. Wir halten uns für so zivilisiert, fliegen zu den Sternen, bemühen uns um friedliche Koexistenz mit fremden Wesen – aber trotzdem erfreuen wir uns immer noch an Gladiatorenspielen.
    Denn im Grunde genommen waren diese Wettkämpfe nichts anderes als das. Abgesehen davon, dass dadurch die Routine an Bord, die besonders während der Flugzeiten im Bergstromraum manchmal an den Nerven zerrte, angenehm unterbrochen wurde.
    Außerdem gab es Frost die Gelegenheit, sich von den Nahkampfqualitäten der neuen Marines an Bord überzeugen zu können. Auf der STERNENFAUST waren regulär zwanzig von ihnen stationiert, die unter anderem die Aufgabe der internen und externen Sicherheit übernahmen.
    Einer von diesen Neuen war außergewöhnlich, was nicht nur an seiner immensen Größe von 2,05 Metern lag. Er stammte von einer der Genetikerwelten und war ein hochgezüchtetes Musterexemplar eines Soldaten, kräftig, beweglich, reaktionsschnell, extrem ausdauernd, widerstandsfähig und besaß eine künstlich herabgesetzte Schmerzgrenze.
    Er hieß Ragnarök S. Telford, wobei das »S« für »Soldat« stand. Von Anfang an hatte sein Name für launige Späße unter seinen Kollegen und dem Rest der Besatzung gesorgt. Seine Eltern, beide hoch dekorierte Marines, hatten ihn nach dem Weltuntergang der nordischen Mythen benannt. Und wenn man Telford sah oder gar in Aktion erlebte, mochte man durchaus glauben, dass er für seine Gegner eine Art personifizierten Weltuntergang darstellte. Schließlich schüchterte er zumindest menschliche Gegner allein schon durch seine Größe und kompakten Körperbau ein.
    Trotzdem besaß er neben einem hohen IQ von 130 ein sehr ausgeglichenes, beinahe friedfertiges Gemüt und verfügte über einen hintergründigen Humor. Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb er die Verballhornung seines Vornamens zu »Rags« oder »Ragman« – die alten englischen Worte für Lumpen und Lumpensammler –
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