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Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter

Titel: Sternenfaust - 022 - Im Tempel der Toten Götter
Autoren: M’Raven
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dieselbe Weise zu dienen wie meine Vorfahren. Ich möchte mehr für mein Volk tun, als nur zwischen ihm und euch zu vermitteln. Es gibt so viel zu erkunden und zu entdecken außerhalb unserer Siedlungen. Ich möchte es erforschen und Wege finden, wie die Rhukani sich weiterentwickeln können. Oder ist es euer Wille, dass wir bis ans Ende der Zeit wie Kinder in Abhängigkeit von euren Wohltaten leben?
    Siarin wusste, dass sie gerade diesen Gedanken niemals einem Priester oder einer Priesterin zur Vermittlung zu den Göttern hätte anvertrauen können. Die gängige Lehre besagte, dass das Leben der Rhukani von den Göttern genauso eingerichtet und bestimmt worden war, wie sie es führten, seit die Götter sie verlassen hatten. Und sollten die Götter es einmal anders wünschen, würden sie zurückkehren und ihren Willen verkünden.
    Die meisten Rhukani waren damit zufrieden und glücklich. Siarin wusste aber, dass es immer wieder einige Wenige gab, die anders darüber dachten und wie sie selbst gern Neues erforscht hätten. Es mehrten sich sogar Gerüchte darüber, dass eine Gruppe von Unzufriedenen die Parole verbreitete, die Götter existierten gar nicht mehr. Oder falls sie doch noch existierten, hätten sie die Rhukani längst vergessen. Deshalb hätten diese das Recht, ihr Leben frei und unabhängig von den alten Wünschen alter Götter zu gestalten.
    Siarin mochte in ihren Überlegungen nicht ganz so weit gehen. Zu tief war die Verehrung der Götter in ihr verankert. Die Überzeugung, dass die Götter existierten, war die Basis all ihres Denkens und Fühlens. Doch ihr Instinkt sagte ihr, dass es noch mehr gab als die Dinge, die die Rhukani nach dem Willen der Götter schon immer so getan hatten wie sie sie heute taten. Diese Dinge wollte sie erforschen. Doch sie traute sich nicht, diesen Schritt ohne den Segen der Götter zu tun.
    Bitte, ihr Mächtigen , wiederholte sie ihr gedankliches Flehen, gebt mir ein Zeichen, an dem ich euren Willen erkennen kann. Ich bin nicht unzufrieden und nicht undankbar, aber ich weiß, dass es noch viel mehr gibt als das, was wir kennen. Es kann doch nicht verboten sein, nach mehr Wissen zu streben.
    Ihr habt uns vor so unendlich langer Zeit verlassen. Ich glaube, ihr seid gegangen, weil ihr wusstet, dass es für uns an der Zeit ist, unseren Weg allein zu gehen. Ihr habt uns in unser Leben entlassen wir gute Eltern ihre Kinder entlassen, wenn sie erwachsen sind. Dürfen wir jetzt – darf ICH jetzt neue Wege suchen?
    Siarin wiederholte ihr Anliegen bei jeder Umrundung der Sternenkuppel erneut. Unbewusst war sie dazu übergegangen, das glatte Material, das sich angenehm kühl anfühlte, mit der Hand zu berühren und den Linien der darauf befindlichen Symbole zu folgen, während sie darum herumschritt.
    Plötzlich verspürte sie ein leichtes Vibrieren, das aus dem Boden aufstieg und über das Erdreich ihren Körper erfasste. Sie blieb überrascht stehen. Im selben Moment bildete sich eine Öffnung in der Sternenkuppel. Sonnenlicht flammte dahinter auf, sodass Siarin für einen Moment geblendet die Augen schloss.
    Als sie wieder sehen konnte, erblickte sie jenseits der Öffnung – der Tür! – einen kleinen kubischen Raum, der groß genug war, um ungefähr zehn Rhukani gleichzeitig Platz zu bieten. Seine Wände bestanden aus demselben Material wie das Äußere der Sternenkuppel. Doch darin befanden sich seltsame Ausbuchtungen, Knöpfe und blinkende Lichtpunkte.
    Siarin stand wie erstarrt und wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte. Wenige Augenblicke später schloss sich die Öffnung wieder, und das Licht erlosch. Vorsichtig trat sie an die Wand der Sternenkuppel und brachte ihre Augen ganz dicht dorthin, wo die Tür gewesen war. Die Wand war an dieser Stelle so glatt und fugenlos, als hätte sich dort niemals eine Tür geöffnet.
    Das musste das erflehte Zeichen gewesen sein! Doch was sollte es bedeuten? Siarin ließ sich auf den Boden gleiten, wo sie gerade stand, und dachte darüber nach. Was sie gesehen hatte, war etwas ihr völlig Unbekanntes gewesen, begleitet von angenehmen Vibrationen. Letzteres war eindeutig ein Hinweis, dass die Götter ihr wohl gesonnen waren. Und dass sie ihr einen Blick auf etwas gänzlich Fremdes gewährt hatten, konnte nur bedeuten, dass sie mit Siarins Vorhaben einverstanden waren, ja sie sogar ermutigten, neue Dinge zu entdecken und neue Wege zu gehen. Anders konnte es nicht sein.
    »Ich werte euer Zeichen als Zustimmung zu meiner Bitte, neue
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