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Sternenfaust - 005 - Der Wächter

Sternenfaust - 005 - Der Wächter

Titel: Sternenfaust - 005 - Der Wächter
Autoren: Christian Montillon
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Aber der Captain war nicht religiös.
    Plötzlich durchraste ein hohes Sirren die Brücke. Einige Instrumente explodierten. Das Licht flackerte, verlosch jedoch nicht.
    Seran nahm alle Meldungen auf, doch es gelang ihm nicht mehr, in angemessener Weise zu reagieren. Das Ende stand ihm vor Augen. Er war vor Entsetzen wie gelähmt. Als Captain eines Forschungsschiffes war er für eine kriegerische Auseinandersetzung nicht ausgebildet!
    Wieder flackerte das Licht – und diesmal erlosch es ganz und wurde durch die Notbeleuchtung ersetzt.
    Wenigstens die funktioniert noch , dachte Seran gallig.
    Beinahe die gesamte Elektronik war ausgefallen. Er und seine Crew waren handlungsunfähig. Nur Gerrison bemühte sich noch immer, einen Notruf abzusenden. Seran bezweifelte, dass er Erfolg hatte.
    Immerhin funktionierte das Antigrav noch. Ohne hätten die Menschen an Bord der KALKUTTA keine Chance, den Absturz zu überleben.
    »Die J’ebeem ziehen sich zurück!«, rief eine Stimme.
    Captain Seran nahm es kaum noch wahr, sondern starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm, der nun die heranrasende Oberfläche des Planeten zeigte.
    »Wir werden in einem dicht bewachsenen Gebiet abstürzen! Aufprall in zehn Sekunden!«
    Seran bemerkte, wie seine Lippen sich bewegten. Lautlos sprach er jetzt doch die Gebete, die seine Mutter ihn gelehrt hatte, als er noch ein Kind war.
    »Sechs Sekunden!«
    Die Hände des Captains verkrampften sich um die Lehnen seines Sessels.
    »Drei!«
    Seran schloss die Augen.
    Ein Stoß durchlief die KALKUTTA, als der Aufprall das Antigrav überlastete, und riss sie alle von ihren Plätzen. Schreie ertönten, Menschen wurden durch den Raum geschleudert und prallten gegen die Wände.
    Seran selbst rutschte haltlos über den Boden. Erst eine Konsole bremste ihn gewaltsam. Ein irrsinniger Schmerz durchzuckte Brust und Schulter. In einem Winkel seines Gehirns fragte er sich, ob es möglich war, dass er das Geräusch tatsächlich gehört hatte, mit dem sein Schlüsselbein gebrochen war. Konnte es sein, in all dem Chaos um ihn her, in all dem Lärm, dem Schreien, dem Krachen?
    Dann überflutete ihn ein Schmerz, der alles übertraf, was er je erlebt hatte. Jeder bewusste Gedanke wurde verdrängt.
    Er verlor die Besinnung, und er war dankbar dafür …
     
    *
     
    Gebannt hatten Dana Frost, Michael Tong und Catherine Black dem Bericht gelauscht.
    »Das war’s«, stellte Lieutenant Black fest. »Jede Menge Datenmüll, den die Ionen-Kanone der J’ebeem zurückgelassen hat. Aber dieser Eintrag ist der einzige, der in die Zeit des Angriffs passt und nicht zerstört ist. Spätere existieren nicht.«
    Dana nickte. Aus den wenigen Szenen, die sie gesehen hatten, konnte man den Hergang ziemlich genau nachvollziehen. Captain Seran war offenbar geistesgegenwärtig genug gewesen, die Aufzeichnung mitlaufen zu lassen.
    »Die Schäden durch den Absturz sind geringer, als dieses Dokument nahe legt«, sagte Michael Tong. »Wir haben vier Leichen in der KALKUTTA entdeckt, alle ordentlich aufgebahrt. Nach dem Absturz blieb der Besatzung offenbar genug Zeit, die notwendigsten Dinge zu erledigen.«
    »Das Logbuch kann uns keine weitere Auskunft geben«, wiederholte die Leitende Ingenieurin enttäuscht. »Es tut mir Leid, Captain. Wir werden wohl darauf hoffen müssen, dass es Lieutenant Gardikov gelingt, einen der Patienten aus dem Koma zu erwecken, damit dieser uns schildern kann, was danach geschah.«
    Der Captain und ihr Erster Offizier verabschiedeten sich von Catherine Black. Als sie den Maschinenraum verließen, nahm Dana Kontakt mit der Schiffsärztin auf. »Gibt es etwas Neues, Lieutenant?«
    »Ich führe gerade einen Versuch durch, Ma’am. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich in Kürze einen der beiden Patienten aufwecken können.«
    »Halten Sie mich auf dem Laufenden«, bat Dana.
    Kaum hatten sie die Brücke erreicht, meldete sich Sergeant Ralff Olafsson, der Leiter des Marines-Kontingents der STERNENFAUST. Er befand sich mit seinen Leuten auf der Oberfläche des Planeten. »Wir haben uns mittlerweile einen Überblick verschafft, Ma’am. Leider befinden sich nicht alle Besatzungsmitglieder der KALKUTTA an Bord. Es fehlen drei Personen.«
    »Um wen handelt es sich?«, fragte Dana, die etwas Derartiges bereits befürchtet hatte.
    »Das kann ich Ihnen noch nicht sagen, Ma’am. Wir haben bislang nur durchgezählt und noch nicht jeden identifiziert. Es ist eine schwierige Angelegenheit, jedem Namen ein Gesicht zuzuordnen.
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