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Sternenfaust - 005 - Der Wächter

Sternenfaust - 005 - Der Wächter

Titel: Sternenfaust - 005 - Der Wächter
Autoren: Christian Montillon
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nächste Leichte Kreuzer ohne wichtigeren Auftrag. Und da sich alle größeren Schiffe an der Front zu den Kridan befinden …«
    »Müssen wir die Kastanien aus dem Feuer holen«, vollendete ihr Erster Offizier. »Aber wenn die Crew überlebt hat, können wir sie nicht in Sicherheit bringen. Auf der STERNENFAUST ist es auch so schon eng genug.«
    »Natürlich. Wir sollen der KALKUTTA-Besatzung auch nur Schutz bieten, bis der Truppen-Transporter WAYNE IV eintrifft und sie aufsammelt. Er benötigt einige Tage mehr als wir, um das Gerohli-System zu erreichen.«
    »Dann ist ja alles geregelt.«
    »Genau«, stimmte Captain Frost zu. »Informieren Sie bitte Lieutenant Santos. Er soll unverzüglich den Kurs programmieren und uns in den Bergstrom-Raum bringen. Und setzten Sie die Mannschaft von unserer neuen Mission in Kenntnis.«
    »Aye, Ma’am.«
     
    *
     
    Was hatte das zu bedeuten?
    Diese Frage fraß seit so vielen Atemzügen in ihm, dass er es nicht mehr für möglich hielt, aus eigenem Nachdenken eine Antwort darauf zu finden. Er hatte hin und her überlegt, Ideen entwickelt und wieder verworfen.
    Der Wächter lief weiter, immer weiter, und stieß dabei zischende Laute aus. Klagen stiegen in ihm empor, böse Ideen, die er am liebsten den Göttern entgegengeschleudert hätte.
    Eine andere Frage schob sich immer weiter in den Vordergrund.
    Warum?
    Warum ließen es die Hohen Wesen zu, dass sein Wächterdienst unterbrochen wurde, dass er aus seinem ewigen Gleichmut gerissen wurde? Und was war überhaupt geschehen?
    Handelte es sich tatsächlich um ein Zeichen der ewig herrschenden Götter – oder gar um eine Botschaft aus den dunklen Tiefen des Abgrunds?
    Fragen über Fragen – und keine Antworten!
    »Es war nicht Kalikora«, zischte der Wächter.
    Daran gab es keinen Zweifel. Das ewige Endgericht und das flammenlodernde Inferno der hereinbrechenden endlosen Nacht, die dem neuen Tag des Lebens voranging, hatten sich ebenfalls nicht angekündigt …
    Aber um was handelte es sich sonst?
    Kein Stern war vom Himmel gefallen; kein Sendbote des Totengottes, der dem Wächter die verheißungsvolle Ruhe versprach; kein ewiges Himmelslicht, geschmolzen und zu Materie kristallisiert, um allen Kreaturen Kalikora anzukündigen.
    Wäre es wirklich so gewesen, hätte der Stern weiter geleuchtet, ihm den Weg gewiesen und ihn zu sich gerufen, damit er sich im Licht der Ewigkeit verlieren konnte. Nichts davon war eingetreten. In Wahrheit empfand der Wächter nichts, keinerlei Ausstrahlung des abgestürzten Objekts, worum auch immer es sich handeln mochte.
    Der Wächter hatte seit undenklich langer Zeit erstmals seinen Platz verlassen und sich auf die Suche gemacht. Er hatte alles mit sich genommen, was er benötigte, um einer möglichen Gefahr zu begegnen.
    Bei all seinen chaotischen Überlegungen war er mittlerweile überzeugt davon, dass es sich um nichts anderes handeln konnte, als um eine Gefahr.
    Und wenn du nur deswegen hier bist? , überlegte er. Wenn sich heute deine Bestimmung erfüllt?
    Sein Innerstes wurde von der Gewalt dieses Gedankens erschüttert.
    Ketzerei! , schrie es in ihm.
    Er war Wächter, weil er Wächter war – nicht, weil es eine Begründung dafür gab, die sich an einem konkreten Tag erfüllen würde.
    Er musste das Universum vor der Verdammnis schützen – das war der Grund seiner Existenz! Nicht mehr und nicht weniger. Auf jeden Fall kein vom Himmel geschleudertes … Etwas.
    Der Wächter ließ sich auf seine oberen Extremitäten nieder. Es tat gut, die Laufbeine zu entlasten und sich zusätzlich mit den Handlungsarmen fortzubewegen. Er krümmte seinen Rücken, streckte ihn weit nach oben und genoss das angenehme Gefühl, das diese Körperhaltung hervorrief. In dieser gebückten, vierbeinigen Haltung würde er schneller vorankommen. Er konnte es nicht abwarten, dass seine Neugierde endlich gestillt wurde.
    Es knackte ganz in der Nähe, als ein gewaltiger Ast brach. Das Brüllen eines Korian ertönte.
    »Du suchst Beute«, sagte der Wächter zu sich selbst, als redete er zu dem Korian. Das Nahen des Raubtieres beunruhigte ihn nicht. »Werde fündig, mein Freund.«
    Im nächsten Augenblick hastete er kichernd weiter, und er wusste, dass ihm keine Gefahr mehr drohte, als der durchdringende Schrei eines Tirag erklang. Die Bestie hatte ihr Opfer gefunden, und sie würde für lange Zeit gesättigt sein.
    Bäume und Sträucher zogen an dem Wächter vorbei, doch er beachtete seine Umgebung nicht. Seine Gedanken
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