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Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden

Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden

Titel: Sternenfaust - 003 - Die Welt der Mantiden
Autoren: Luc Bahl
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bekommen hatte, würde er sich nicht mehr lange hier aufhalten können, ohne den Zorn der draußen Wartenden zu erregen.
    Doch die fatale Lähmung durch die Ereignisse der letzten Stunden hatte ihn noch unerbittlich fest im Griff.
    Von außen war ihm nichts anzusehen, die herabhängenden Fühler und das hell verfärbte Chitin seines Gesichts signalisierten höchstens so etwas wie gepflegte Langeweile. Mit genau diesem Ausdruck ließ er sich weiter an den Rand drängen. Er sah durch das Fenster hinaus auf die Menge der Wartenden, die immer unruhiger zu werden schienen, da die Abfertigung heute besonders langsam vor sich ging.
    Er schaute hinaus – und sah doch nicht richtig hin.
    Denn erst das Klopfen eines Feinarms von außen gegen die Scheibe direkt in Höhe seiner großen, gewölbten Augen ließ ihn aufschrecken.
    »Qua’la«, klickte er fast lautlos, denn sie konnte ihn dort draußen ohnehin nicht verstehen.
    Automatisch stellten sich seine Fühler wieder auf und freudige Schlieren zuckten über sein Gesicht. Er deutete mit einem Arm zur Tür und machte sich auf den Weg nach draußen.
    Es dauerte eine Weile bis er sich durch die eng-an-eng gepressten, massigen Leiber der Dürstenden ins Freie gekämpft hatte.
    »Qua’la«, rief er laut und voller Freude, als er draußen angekommen war.
    Mit einer fast zu vertrauten Geste strichen seine Feinarme sacht über ihre Fühler. Aber mit einem raschen Blick zur Seite machte sie D’koh deutlich, dass sie in aller Öffentlichkeit ein distanzierteres Verhalten erwartete.
    »Was machst du hier in dieser Gegend, Qua’la?«, fragte er ohne näher auf ihre Geste einzugehen. »Du hast doch den Besuch in solchen Stationen wirklich nicht nötig.«
    »Lass uns ein Stück gehen«, erwiderte sie, ohne ihm zu antworten und schob D’koh energisch vorwärts.
    »Was ist los?«, fragte D’koh, als sie nach einigen Schritten den Auflauf vor der Station hinter sich gelassen hatten.
    »Natürlich gehe ich nicht in solche … solche …«, sie war sich unsicher, wie sie es ausdrücken sollte.
    »Sag, was du denkst«, ermunterte D’koh sie, »zwielichtige Orte. War es das, was du sagen wolltest?«
    Qua’la machte eine unbestimmte Geste der Zustimmung.
    »Ich stamme nicht aus einer so edlen Familie, wie du«, sagte D’koh mit fester Stimme, »und die anderen hier in dieser Gegend auch nicht. Das weißt du, und du weißt auch, dass Leuten wie uns gar nichts anderes übrig bleibt, als solche Orte aufzusuchen.«
    »Es war nicht so gemeint, D’koh. Es ist nur …«
    »So ordinär, so gewöhnlich. Ich weiß, in deinen Kreisen zieht man sich vornehm zurück, wenn man seine Selenration braucht. Es gehört sich einfach nicht, diese Gier danach in aller Öffentlichkeit zu zeigen. Zu zeigen, dass man es genauso dringend braucht wie jeder andere. Es ist ja sooo peinlich, dass man die gleichen Bedürfnisse hat wie die Masse des einfachen Volkes.«
    »Fertig?«, fragte Qua’la mit einem schnippischen Unterton.
    »Entschuldige. Ich wollte nicht predigen. Trotzdem, genauso empfinde ich das. Es tut mir Leid, die wenige kostbare Zeit, die ich mit dir verbringen kann, mit Propaganda zu vertun.«
    »Es ist keine Propaganda, sondern die Wahrheit. Ich weiß doch, dass du Recht hast, aber ich kann einfach nicht aus meinem Panzer.«
    »Ich bin überrascht, dich hier zu sehen? Was machst du hier?«, wechselte D’koh das Thema.
    »Ich habe mir Sorgen gemacht«, antwortete Qua’la.
    Obwohl er eine Ahnung hatte, wovon sie sprach, fragte er: »Warum?«
    »Hast du denn nichts mitbekommen? Selbst in der Botschaft werden die Ereignisse auf allen Ebenen diskutiert. Selbst hier macht man sich Sorgen. Zuerst hat Gla’Thal in seiner Sendung darüber berichtet, jetzt kommt es auf jedem Kanal.«
    D’koh tat, als verstünde er nicht.
    »Die Geheimpolizei hat einen bewaffneten Aufstand niedergeschlagen. Direkt vor deiner Haustür.«
    »Es war kein Aufstand und erst recht kein bewaffneter Aufstand …«, erwiderte D’koh.
    »Hast du etwa …? Warst du etwa …?« Den Rest des Satzes ließ Qua’la unausgesprochen.
    »Nein, wie kommst du darauf? Du weißt doch, dass ich zwar viele der Proteste gut verstehen kann, mir aber andererseits diese Oppositionsgruppen in ihren Forderungen und so wie sie organisiert sind, viel zu starr sind. Gib ihnen die Macht und sie missbrauchen sie genauso wie die jetzige Administration.«
    »Schon wieder Vorträge«, unterbrach sie ihn und die entzückenden Flimmerhärchen unter ihren
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