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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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vorgehabt hatten, all das in eine solche Nussschale zu stecken! Der Kobold wären die Nieten rausgeflogen.
    Die Passagiere nennen mich Plenty, und ich lasse es dabei bewenden. Anscheinend hatten die Frasqui keinen Namen für das, was sie gebaut und nie richtig genutzt haben. Ich bin jedenfalls nicht Plenty, nicht dieses totalitäre Konglomerat aus Reflexen und geistlosen Schwingungen. Mich packt der Ekel, wenn ich da nur einen Blick hineinwerfe.
    Das sind die Augenblicke, in denen es Tabea und sogar Hannah schwerfällt, mich zum Zuhören zu bewegen.
    Eines Tages werden wir vielleicht den Frasqui begegnen. Ich glaube aber nicht, dass wir ihnen dann irgendetwas mitteilen können. Und sollte es zu einem Konflikt kommen, können wir nicht erwarten, dass wir als Sieger daraus hervorgehen. Nach allem, was passiert ist, haben sie keinen Anlass, Nachsicht walten zu lassen. Das Einzige, was sie vielleicht akzeptieren würden, wäre die absolute Unterwerfung. Bevor wir auf die Reise gingen, bekamen die Überlebenden ihrer gescheiterten Armee zwar einen eigenen Asteroiden zugewiesen, schienen aber nichtsdestoweniger zum Untergang verurteilt. Kein Teil des Schwarms kommt ohne Königin aus.
    Eines Tages werden wir vielleicht den Capellanern begegnen. Eines Tages werden sie vielleicht ins terranische System zurückkehren, stärker denn je. Vielleicht sind sie schon unterwegs, während auch wir unterwegs sind. Vielleicht sind sie schon da. Wer weiß?
    Man wird ihnen mit einhelliger Abscheu und Feindseligkeit begegnen. Ihre Nester, die man in den eladeldischen Staffeltürmen
entdeckt hatte, waren unverzüglich und restlos zerstört worden. Die Eladeldi dienen ihren neuen Herren inzwischen mit all der unterwürfigen Anhänglichkeit, mit der sie jene Spezies überschüttet hatten, in deren Gefolge sie ins terranische System gekommen waren. Sie brauchen einen Herrn, dann sind sie zufrieden.
    Ich bitte um Nachsicht, wenn ich den Eindruck erwecke, dass mich der Stand der Dinge »daheim« nicht berührt. Aber das liegt jetzt alles so weit hinter uns.
    Der Hyperraum ist nicht so langweilig, wenn man ihn von einem Ende bis zum anderen überblicken kann. Das darf man nicht wörtlich nehmen, natürlich hat er weder Anfang noch Ende. Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mich so unpräzise ausdrücke. Das Großartige an der menschlichen Sprache ganz allgemein ist ihre kommunikative Kraft. Die menschliche Sprache ist heute noch so rastlos und springlebendig wie zu der Zeit, da sich ihre Spielarten auf einen einzigen Globus beschränkten. Ihre mannigfaltigen Strukturen binden und schäumen wundervoll auf der Ebene des Lebendigen, vermögen aber nicht einmal andeutungsweise die Eigenschaften von Raum, Zeit und Materie zu umschreiben. Ich meine die Sphärenklänge. Nicht die Ereignisse sind von Bedeutung, sondern ihre Organisation. Um dieser Harmonie gerecht zu werden, brauchte es eine Triangel aus Sprache, Musik und Mathematik. Allerdings gibt es in der menschlichen Sprachfamilie erhebliche Unterschiede. Während mir das Englische, das ich natürlich mit der Muttermilch eingesogen habe, am allerweitesten vom Ideal entfernt zu sein scheint, wohnt dem Tibetanischen, wie ich zugeben muss, eine gewisse …
    Aber ich schweife ab. Sie wollten wissen, was geschah, und ich habe es ihnen erzählt.
    Ich bin ein Sternenschiff und habe die Weisheit nicht gerade gepachtet. Es bedarf eines weitaus besseren Hirns als des meinen,
um sie angemessen zum Ausdruck zu bringen, aber es wird Sie vielleicht interessieren, dass ich nach einem Streifzug durch die frasquische Elementarteilchen-Sprache den Eindruck gewonnen habe, dass auch die Zeit einer mechanischen Syntax von Tendenz und Spin gehorcht - dass sie ein Feld ist, das, wenn man so will, von einer Grammatik der Identität erzeugt wird. Höchstwahrscheinlich hat die Art und Weise, wie wir das Alltägliche zu Geschichten verarbeiten, die wir einander erzählen, mehr mit der verspielten Physik der Iteration zu tun als mit der Ontologie, wie die Menschen sie verstehen. Aber ich denke, ohne ein gewisses Quantum an Erzählung würde sich nicht nur die Geschichtsschreibung, sondern auch ihr Gegenstand buchstäblich nicht ereignen. Nehmen wir zum Beispiel das: einen Keck in den Canal Grande schmeißen. Oder das: einen Keck von der Oberfläche von Charon auflesen.
    - Erledigst du das?, fragte sie. Es ist weitaus leichter, sie da unten abzusetzen als wieder raufzuholen.
    - In Ordnung, Hannah, sagte ich. Schau, so geht
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