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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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blitzten, aber die Besatzungen saßen inwendig, gelähmt, unfähig, eine Tür zu öffnen.
    Darüber dräute die grüne Kuppel von Schlaf-der-Gerechten. Tabea lief auf den Eingang zu, zwängte sich durch die Traube von
verstörten Besuchern. Irgendetwas hinderte die Leute am Zutritt, eine Art Energieschild.
    Ein grünes Irrlicht loderte auf, als Tabea den Fuß auf die Stufen setzte. »Hier entlang, Käpt’n Jute« , schrie es mit der Stimme einer gequälten Sprungfeder. Der Energieschild teilte sich mit dem Geräusch eines Reißverschlusses, um sich hinter ihr wieder zu schließen.
    Die Vorhalle war leer bis auf verstreute Ausstattungsgegenstände und einen herrenlosen Spaniel, der einen nicht minder herrenlosen Leichensack beschnupperte. Der Hund blickte entsetzt auf, als das grüne Feuer vorbeikam, und nahm kläffend Reißaus.
    Ein hohes singendes Geräusch lag in der Luft, ein Geräusch, wie es entsteht, wenn viele Dinge gleichzeitig aus dem Ruder laufen. Tabea trabte durch den Tunnel und lief einer Gruppe von Frasqui in die Arme.
    Sie waren kleiner als die beiden, mit denen sie Bekanntschaft gemacht hatte, und sie verströmten einen schweren Duft wie von Bienenwachs. Sie liefen durcheinander wie in aufgeregter Erwartung, klappten die Arme aus und ein.
    Sie nahmen keine Notiz von dem grünen Irrlicht, als es durch ihre Mitte fegte.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals hinauf, als sie den Kopf senkte und ihrem Lotsen folgte.
    Sie ließen sie durch, zischelten ob der Störung und wechselten wehmütige Pfiffe miteinander.
    Männliche Frasqui. Männliche Frasqui ohne Befehlshaber.
    Die Lüster in dem vertäfelten Flur waren außer Betrieb. Auf dem Boden lagen Körper. Einige trugen orthopädische Hilfen und waren offensichtlich schon seit langem tot. Einige waren Polizisten, sie lagen auf dem Rücken wie monströse Kakerlaken und zuckten noch schwach mit den Gliedern. Da waren noch mehr
Frasqui, sie machten sich im Halbdunkel zu schaffen. Als folgten sie einem fehlgeleiteten Insektentrieb, waren sie emsig zugange, einen kampfunfähigen Polizisten von Kopf bis Fuß in weiße pelzige Sekretfäden einzuspinnen.
    Tabea verdrehte die Augen und wollte rasch vorbei. Dürre, spröde Hände schnappten nach ihr und hielten sie fest. Weiter vorne flackerte der grüne Lotse noch einmal hell auf, dann war er verschwunden.
    »Sarah!«, rief sie laut. »Xtaska!«
    »Tabea! Hierher!«
    Sie riss sich von dem wispernden Frasqui los und rannte auf die Stimme zu.
    Sarah und Xtaska befanden sich in der kleinen Kaverne bei Hannah und saßen auf ihrem Sarkophag. Xtaska hatte seinen Schwanz dazugestöpselt und half Hannah über ein paar vertrackte Hürden des frasquischen Betriebssystems. »Nein, nein« , sagte Hannah eben. »Ich verliere den Faden. Da. Ich sag’s ja. Du darfst mich nicht so drängen, Liebes.«
    Sarah sprang auf und umarmte Tabea. »Sie haben dich gefunden! Ich wusste es, ich wusste es ja.«
    »Und du? Alles in Ordnung mit dir?«, fragte Tabea.
    Sarah fieberte vor Erschöpfung. Ihr Haar hing schlaff, über dem zerrissenen Pyjama trug sie eine gehäkelte Wollweste aus rot und mauve gescheckten Quadraten und darüber einen fleckigen schwarzen Frack. »Mir geht’s prima«, sagte sie mit einem gezwungenen Lächeln. »Aber du siehst schrecklich aus. Und, pfui, wie du stinkst!«
    Tabea sah an sich hinunter. Sie versuchte, einen großen capellanischen Spritzer von der Jacke zu wischen. Das Zeug haftete an den Fingern. »Es kam noch schlimmer«, sagte sie tonlos. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Sie wandte sich der regungslosen
Gestalt in dem unterkühlten Bett zu. »Hannah«, sagte sie, »wir gewin…«
    Das Blut wich ihr aus dem Gesicht, dröhnte in ihren Ohren. Nahm das Grauen denn gar kein Ende mehr?
    »Jesus …«, flüsterte sie.
    Ihr Blick war durch das Fenster in die große Kaverne mit den Kryoaggregaten gefallen. Wäre Wiesland eingeschaltet gewesen, wäre ihr der Anblick erspart geblieben.
    Die Szenerie da unten glich dem eisigen Pendant der Hölle, wie es der Fantasie früher Terraner alle Ehre gemacht hätte. So weit Tabea blicken konnte, waren ganze Abteilungen der Wände heruntergekommen und hatten die gespaltenen Waben aus Kryozellen bloßgelegt, in denen die frasquischen Truppen gelegen hatten, im Kälteschlaf und unsichtbar für jedermann.
    Nicht wenige Soldaten lagen noch in den Waben, eingerollt in ihren Zellen, weiß und von Spinnweben verhängt und vermodert. Am Fuß der Wände lagen Haufen von
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