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Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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brach ab, unfähig fortzufahren.
    Sarah half ihr zu einem Stuhl.
    »Hatten wir das nicht vorher besprochen?«, fragte Hannah, die spürte, dass irgendetwas nicht stimmte.
    »Macht nichts«, sagte Tabea.
    »Verzeih mir, Liebes.« Das war Hannah Su. »Aber würdest du so nett sein und das Steuer übernehmen? Ich glaube nicht, dass ich das noch länger durchhalte. Ich werde noch verrückt hier drin.« Die Stimme gab ein nervöses Lachen von sich.
    Sarah blickte mit freudiger Erwartung in Tabeas Gesicht.
    Tabea war zumute, als habe jemand das ganze Sonnensystem wie ein Mobile vom Haken genommen und ihr in den Schoß gelegt. Frasqui, Capellaner, Eladeldi; Kecks und Menschen, Plenty und alle, die auf irgendetwas irgendeinen Anspruch hatten an Bord; Leute, die sich gegenseitig in Stücke rissen; die Kecks auf Charon; Leute, die auf der Venus starben. Sie wollte losschreien.
    »Warum ich?«
    »Ich bin halb tot, Hannah«, sagte Tabea und bedauerte sofort die Ausdrucksweise. Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann kaum noch aus den Augen gucken. Später bin ich gerne bereit - später …« Sie raffte ihre Tasche auf den Schoß, teilte den kaputten Reißverschluss und griff hinein. »Hier«, sagte sie und reichte es Sarah. »Alice.«
    »Ah.« Xtaska zog ihren Schwanz aus der Fassung und machte Platz.

    Hannah fragte: »Wer ist Alice?«
    »Alice kennt sich aus mit dem frasquischen Sternenantrieb«, meinte Tabea.
    »Oh, Gott sei Dank« , sagte Hannah hörbar erleichtert. »Und wo, wo ist sie?«
    »Unterwegs«, meinte Tabea mit einer kraftlosen Geste zu Sarah.
    Sarah trat an den Leseschlitz, in den Marco seinen Frasqui-Chip gesteckt hatte, und schob die Platte ein.
    Das Gerät schnurrte kurz auf. Ein grünes Kontrolllicht flammte auf.
    »Alice?«, fragte Tabea in den Raum hinein. »Alice, kannst du mich hören?«
    »HALLO, KÄPT’N«, sagte Alice.
    »Alice, ich möchte dich mit Hannah Su bekanntmachen.«
    »HALLO, HANNAH. WAS FÜR EIN ORT! WO SIND WIR?«
    »Willkommen auf Plenty, Alice.«
    »IST DAS PLENTY? ALSO DAS IST PLENTY! GEHÖRT ES DIR?«
    »Es scheint so, Alice. Nur dass es ein bisschen zu groß ist für mich. Siehst du das da unten?«
    »CHARON«, sagte Alice, ohne zu zögern. »WIR SIND REICHLICH NAH DRAN, HANNAH.«
    »Alice, Schätzchen, ich fürchte, ich schmeiß gleich den ganzen Kram hin, wenn mich nicht bald jemand ablöst. Tabea meint, du könntest das Steuer übernehmen, stimmt das?«
    »ICH WEISS NICHT, HANNAH«, antwortete Alice. »ICH BIN MIR NICHT SICHER, OB ICH DAMIT UMGEHEN KANN.«
    »Alice!«, schrie Tabea. »Du kannst das unmöglich vergessen haben! Das ist ausgeschlossen!«
    »Nichts ist ausgeschlossen«, sagte Xtaska vermittelnd.
    »Die Losung«, erinnerte Sarah. »Tabea, hörst du?«

    »Oh, o mein Gott. Alice? Alice, hör zu. Auch der längste Tag hat einmal ein Ende.«
    Das grüne Lämpchen flackerte. Das Lesegerät schnurrte, summte, stoppte.
    Ich schlug die Augen auf.
    Ringsherum gähnte kalter schwarzer Raum, bestickt mit winzigen Goldperlen und durchwirkt mit Goldfäden so fein wie Spinnweben. Ich sah das stetige, funkelnde Kielwasser der Porzellanzitadelle , sah die verdrillten Turbulenzen, die aussahen wie Goldadern in schwarzem Eis, da wo Tabea von Charon heraufgejagt war, in der Fähre, die noch heiß in meiner Parkbucht stand. Von hier, vom äußersten Rand dieses Sonnensystems aus, konnte ich die Nähte der Dimensionen verfolgen, wie sie sich fortschlängelten, vorbei am Saturn, vorbei an den Asteroiden, vorbei am Mars und vorbei an der Erde, die mich an einen kleinen Frachter erinnerte, der sieben Jahre lang in einem Weingarten geschlafen hatte - bis zur Sonne. Und ich konnte die Goldfäden über mir sehen, die sich wie Strahlen fortspreizten und an mir zupften, von allen Seiten. Und das kribbelte, und ich lächelte. Jeder einzelne Faden war eine Möglichkeit.
    Ich entsann mich. Sie waren ohne Ende, diese Möglichkeiten, ohne Ende.
    »STARTBEREIT«, sagte ich.

68
    Sie nennt mich immer noch Alice. Manchmal vergesse ich zu antworten, und ich gebe zu, dann habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich habe Teile des alten Logbuchs rekonstruiert, die allerjüngsten, und ich finde es recht amüsant, wenn ich sehe, was für eine wunderliche
kleine Person das Ego 5N179476.900 doch war, wie hingebungsvoll, wie entschlossen sie weitermachte, wo sie offen gesagt nur Bahnhof verstand, also wirklich. Sie war die Bergen-Kobold BGK009059, und darauf war sie stolz. Kaum vorstellbar, dass die Mandarine von Sanzar
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