Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
zwischen Käse und Fischrogenpastete.
    »Tschiii!«, machte der Keck.
    Er grinste und hob die Faust.
    Es klickte, und ein Springmesser blitzte darin.
    Tabea kam torkelnd hoch, presste ihre Tasche an sich und schwang ihre Gabel. Schwester Margret war unterdessen nicht weit gekommen, stand da und umklammerte ihren Kopf. Ihr Capellaner züngelte kreischend vor Wut aus dem klaffenden Riss. Der Keck lag regungslos zu ihren Füßen.
    Tabea spurtete.

    Im Nu war der Traktorstrahl über ihr.
    »Nicht jetzt! Nein!«
    Tabea sprang aus dem Strahl, starrte verzweifelt zu dem Frasquimonstrum empor, das Hannah Su mit solcher Bravour zu ihrer Rettung herbeigeschafft hatte - das sie mit einer Geschwindigkeit durch den Hyperraum gejubelt hatte, die kein Mensch für möglich gehalten hätte. Tabea schüttelte wild den Kopf, kreuzte die Arme vor dem Gesicht und warf sie wieder auseinander und tat dasselbe noch einmal.
    Der Strahl erlosch.
    »O Mist! «
    Wild entschlossen stürzte sie an die bedrohlich schwankende Schwester Margret heran und schnappte nach der Gürteltasche. Der Capellaner über Tabea kreischte lauter. Wütend peitschte sein Kopf herunter. Sie duckte sich fort und stach mit der Gabel nach ihm. Die Gabel rutschte ihr aus den glitschigen Fingern und fiel zu Boden. Während der Capellaner wie verrückt von einer Seite auf die andere pendelte, stieß Tabea ihre Hand von unten unter die Lasche und in die Tasche hinein. Schwester Margrets fahrige Hände tasteten ihr blindlings übers Gesicht. Der Capellaner stieß wieder mit dem Kopf nach ihr, Seiber aus fühlerartigen Organen tropfte ihr auf die Schulter. Sie wich ihm erneut aus, und dann sprang sie zurück, mit der Trophäe in der Hand.
    Überall waren jetzt Kecks, machten sich über das Picknick her, über die Überreste von Schwester Veronika und Bruder Felix, spießten die Dinger auf, die aus den Schädeln entwichen waren. Tabea stieß einen gellenden Schrei aus und zeigte auf das Ding, das glibberig über Schwester Margrets Kragen schlitterte, und die Kecks sprangen. »Tschiii-Tschiii-Tschiii!«
    Es gab nur noch Kecks, überall Kecks.
    Und keinen Traktorstrahl mehr.

    Tabea blickte nach oben. Plenty war synchron geparkt und hing da, dunkel und still. Winzige vereinzelte Lichtblitze zeugten von einer ungebärdigen Aktivität an Bord.
    Jetzt war nicht die Zeit für Spekulationen.
    Es gab nur eine Chance.
    Sie rannte unter die Bäume zurück.
    Sie hatte Glück. Die beiden Eladeldi waren niedergemacht worden, noch ehe sie auf ihren Posten zurückkehren konnten. Und die Adaptierten waren alle zu beschäftigt gewesen, um ein Raumschiff zu fliegen. Sie lagen überall herum, einige noch immer beschäftigt, wälzten sich, die meisten ganz still oder sich träge und vage am Boden windend, derweil Kecks aus deren Adaptierern Hackfleisch machten.
    Tabea hetzte zur Fähre, hieb auf die Entriegelung für die Pilotenkanzel und warf sich ins Netz. Das war eine modifizierte Sturmglocke, oder? Nichts weiter als eine modifizierte Sturmglocke. Hundertprozentig. Auch wenn alles in Eladeldisch beschriftet war, das musste der Knopf für den Notstart sein, der und kein anderer.
    Und wenn er es nicht war?
    Sie knirschte mit den Zähnen und stauchte den Knopf grimmig in seine Fassung.
    Alle Kontrolllichter auf der Konsole flammten rot auf. Ihr fiel auf, dass sie immer noch krampfhaft die Alice in der Hand hielt. Sie küsste das Ego und stopfte es in ihre Tasche. Dann legte sie sich schwer atmend in das Netz zurück und ließ sich von ihm einlullen.

67
    Auf Plenty ging es drunter und drüber.
    Ich weiß, auf Plenty ging es immer schon drunter und drüber, und das tut es auch heute noch, aber es gibt graduelle Unterschiede,
was das angeht. Und damals über Charon, da war auf Plenty die Hölle los. Die Aufzüge steckten fest, die Installationen waren überhitzt. Die Abschirmung des Kommunikationssystems hatte Risse bekommen, sodass sie wie eine Ballonhülle oszillierte und die Archivsysteme störte, die Satellitenprogramme, die Musikberieselung, die eigenen Monitore und die obskuren Spieleshows von Palästrina. Die Polizei war machtlos, sie war praktisch entwaffnet worden. Cyborgeinheiten verharrten blind und taub in ihren Stellungen, behindert durch versagende Servomechanismen, total verstört im widersprüchlichen und gestörten Datenstrom. Da standen sie mit flackernden Visieren, unfähig zur kleinsten Entscheidung. Blut rann aus ihren Ohren, Wasser aus ihren Augen.
    Militante Evangelisten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher