Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sternendieb - Roman

Titel: Sternendieb - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
das.
    Ich fröstelte, als mein Bauch vor lauter Traktorstrahlen zu prickeln begann, von denen jeder einzelne wie ein Speer durch die Leere in die gebeutelte Klimablase auf dem gefrorenen Mond stach, während ich dem verantwortlichen Steuerprogramm einzuschärfen hatte, nur ja die Blase nicht zum Platzen zu bringen. Um jeden Strahl strickte ich eine enge Röhre, durch die ich meine Atmosphäre in die der Blase pressen konnte, peinlich darauf bedacht, dass sich die beiden Gasgemische an keiner Stelle vermengten. Mir war, als hätte ich hundert Finger und jeder einzelne wäre auf die Körpertemperatur eines wütenden Keck dressiert. So als könnte ich wie eine von Geburt an blinde Frau mit meinen Fingerkuppen sehen, krümmte ich jeden Finger um einen Keck samt Beute und pflückte sie unerbittlich aber freundlich vom Boden, wobei
ich zuvor einige von den Saugrüsseln rasender Capellaner trennen musste, und zog die Kecks aus der Blase und durch die Leere hinauf in die Gefilde meines Rumpfes.
    - Hoi!, staunte Hannah. Du bist ja ein Naturtalent! Was hast du vorher gemacht?
    Hannah und ich, wir unterhalten uns - oh, und wie wir uns unterhalten! Ein Glück, dass uns niemand hören kann, Außenstehende würden das ätzend finden.
    Als Tabea mich wachrief, sagte Hannah: - Kann ich jetzt abgeben? Aah, Gott sei Dank! Hörst du auch zu, Gott? Wenn das der Zustand der allein seligmachenden Barmherzigkeit ist, dann stecke ihn dir sonstwohin!
    Ich spürte, wie sie sich mental die Schultern massierte.
    - Nun ja, sagte ich, eine ehrgeizige Frau wie du …
    - Woher willst du wissen, dass ich ehrgeizig bin?, unterbrach sie mich. Wir sind uns doch eben erst begegnet.
    Dann wurde ihr bewusst, wie sehr ich präsent war.
    - Oh, sagte sie. Schon gut.
    - Wir können uns die Arbeit teilen, bot ich ihr höflich an.
    Sie lehnte ab. Kommt nicht in Frage, sagte sie. Ein andermal meinte sie, wenn sie meine Arbeit machen müsse, würde sie sich eingeengt fühlen. Offensichtlich gibt es einen Aspekt, der mir entgeht. Einen des menschlichen Wohlbefindens, meine ich.
    - Vermutlich, sagte sie, war eine Menge Glück im Spiel, als du den Antrieb in Gang bekamst.
    - Viel wahrscheinlicher ist, sagte ich, dass auf dem zweiten Teil des Chips mein Fingerabdruck war, als Xtaska ihn aus dem ungewaschenen Bauch der Schmutzigen Wahrheit gejubelt hat.
    - Dein Fingerabdruck?, fragte sie neugierig.
    - Eine kleine Ergänzung.
    - Schlaumeier, sagte sie.
    - Ich konnte nichts dazu, sagte ich. Es ist wirklich automatisch passiert. Schließlich war ich nur eine Maschine.
    Und das bin ich immer noch, wenn man den Begriff weit genug fasst.
    Draußen im Korridor waren Leute, die in die Kammer drängten: verängstigte Besucher, torkelnde Frasqui, zwei altairische Putzfrauen. Der Spaniel. Tabea, die eingesunken auf ihrem Stuhl saß, sah auf. »Raus! Raus mit euch! Hannah, kannst du das Gebäude räumen?«
    »Ich habe es schon mal geräumt« , sagte Hannah. »Vorhin.«
    »Vorhin …«, sagte Tabea.
    Draußen hob eine Stimme an, viel zu schnell, um zu besänftigen: »Das Unternehmen Schlaf-der-Gerechten bittet alle Gäste um Verständnis, aber das Haus wird gleich seine Pforten schließen. Wir danken Ihnen für Ihren Besuch. Bitte folgen Sie dem grünen Licht zum nächsten Ausgang.«
    Die Stimme wiederholte ihren Vers, und die Harfenmusik spielte und spielte.
    Tabea stützte die Ellenbogen auf die Armlehnen und legte den Kopf in die Hände. Sarah massierte ihr den Nacken. Tabea langte nach oben und bremste sie. »Du bist doch auch fix und fertig«, sagte sie.
    »Ja«, entgegnete Sarah. »Aber ich will das nicht verpassen.«
    Xtaska fragte: »Wohin geht die Reise, Käpt’n?«
    »Wohin? Ich finde, wir sollten zurückkehren.«
    »Zurück?«, rief Sarah enttäuscht. »Ich dachte, es ging endlich nach draußen!«
    Tabea stöhnte. »Doch nicht sofort. Seid so gut …«
    »Ich finde, wir sollten besser nicht zurückkehren, Käpt’n« , warnte Hannah. »Es ging reichlich hektisch zu, als ich abgedampft bin.« Es gab eine Pause. »Und daran hat sich bis jetzt nichts geändert« , sagte sie.

    »Ich hatte gedacht, du wolltest wenigstens mal versuchen, ob du hier rauskommst«, beharrte Sarah.
    Tabea hob müde die Hand. »Alice, geh und gib der Barriere einen Knuff.«
    »DA WAR EINE BARRIERE, KÄPT’N«, sagte ich. »JETZT IST SIE FORT.«
    Ich konnte sehen, wie Tabea auffuhr, als ich das sagte. Sie kam sich nicht länger wie die filzigste und stinkigste Socke vor, die sich je unter ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher