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Sterne einer Sommernacht

Sterne einer Sommernacht

Titel: Sterne einer Sommernacht
Autoren: Nora Roberts
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sich über die Schulter. „Raus!”, herrschte er Connor an, dann begann er innerlich zu fluchen, als er sah, wie aus dem Gesicht des Jungen alles Blut wich. „Verdammt noch mal, Junge, siehst du denn nicht, dass ich lieber sterben würde, als ihr wehzutun? Dass ich keinem von euch jemals wehtun würde?”
    Und Connor sah es, er sah es so klar und überdeutlich, dass ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg. „Ja, Sir”, sagte er zerknirscht. „Ja, ich sehe es. Komm, Emma.”
    „Lass mich runter, Devin.” Cassie machte sich nicht die Mühe zu strampeln, weil ihr klar war, dass sie kräftemäßig sowieso nicht mit ihm mithalten konnte. „Bitte lass mich runter. Wir gehen freiwillig mit.”
    Er stellte sie auf die Füße und ließ noch einen Moment seine Hände auf ihren Schultern liegen. „Vertrau mir, Cassie.”
    „Ich vertraue dir.” Sie griff nach Connors Hand. „Wir vertrauen dir al e.”
    „Beeilt euch.” Er hatte schon die Hand an der Fliegengittertür und warf einen raschen Blick nach draußen, ehe er auf die Veranda hinaustrat. „Wir haben Straßensperren errichtet, und Hubschrauber sind angefordert. Sie müssen jeden Moment hier sein. Es müsste schon mit seltsamen Dingen zugehen, wenn wir ihn nicht bis zum Einbruch der Dunkelheit gefasst hätten. Wie viele Gäste sind im Inn?”
    „Im Moment gerade keiner. Heute Abend kommt eine große Familie …”
    „Ich kümmere mich darum. Mach dir keine …”
    Der Schuss fiel so plötzlich, dass Cassie der Atem stockte. Einen Moment später stürzte Devin zu Boden.
    „Hi, Honey.” Joe kam die Treppe herauf, ein breites Grinsen im Gesicht, die Pistole im Anschlag. „Ich bin wieder da.”
    Sie tat das Einzige, was ihr zu tun blieb. Sie stellte sich vor ihre Kinder und bot ihm die Stirn.
    Sein Gesicht war härter geworden, über seiner rechten Augenbraue hatte er eine lange Narbe. Seine Augen waren dieselben wie früher. Brutal.
    „Ich komme mit dir, Joe.” Sie sah, dass Devin noch atmete, die Kugel hatte seine Schläfe lediglich gestreift, aber er blutete stark. Er brauchte einen Arzt, und das so schnell wie möglich. Sie würde ihn und die Kinder nur retten können, wenn sie sich selbst opferte. „Ich gehe mit dir, wohin immer du willst. Aber tu den Kindern nichts, ich flehe dich an.”
    „Ich mach mit deiner verdammten Brut, was ich für richtig halte, du Miststück. Und du wirst genau das tun, was ich dir sage.” Er schaute auf Devin hinunter und schnaubte verächtlich. „War wohl doch nicht clever genug, der Junge, hm? Aber ich hätte ein bisschen besser zielen sollen.” Er beugte sich nach unten, um die Schusswunde an Devins Schläfe zu begutachten. Er lachte. „Hab ein kleines Problem mit meinem rechten Auge. Muss es wohl noch mal ganz von Nahem versuchen.”
    Wie in Großaufnahme sah Cassie plötzlich sein Gesicht, die Augen funkelnd vor Mordlust. Er senkte die Pistole. Kälte kam über sie, Kälte und die Gewissheit, dass sich dies alles vor langer, langer Zeit schon einmal ereignet hatte. Nur dass damals ein junger verwundeter Soldat auf dem Boden gelegen hatte und die Frau zu schwach, zu hilflos gewesen war, um ihn zu retten.
    „Nein!”, schrie sie und warf sich über Devin. „Er ist verletzt!” Sie wusste, dass das, was sie sagte, sinnlos war, und suchte nach anderen Worten.
    „Wenn du ihn umbringst, Joe, und sie schnappen dich, dann kommst du nie mehr raus aus dem Gefängnis. Weißt du, was auf Polizistenmord steht? Es lohnt sich nicht. Ich habe doch gesagt, dass ich mit dir komme.”
    „Du wirst keinen Fuß mehr über diese Schwelle setzen, du mieses Dreckstück. Weil ich nämlich vorhabe, dich auch zu erschießen. Und dann …” Er lächelte ein gemeines Lächeln und richtete die Pistole auf Connor.
    Cassie erstarrte, einen Moment später jedoch rappelte sie sich in Windeseile auf, warf sich auf Joe und schlug wie eine Besessene mit beiden Fäusten auf ihn ein. Selbst als er zurückschlug, ließ sie nicht von ihm ab. Sie hing an ihm wie eine Klette, die Angst um das Leben ihrer Kinder verlieh ihr Bärenkräfte. Gleich darauf versuchte Connor ihr zu Hilfe zu kommen, doch Joe schüttelte ihn ab wie eine lästige Fliege.
    „Ich bring dir schon noch Manieren bei, du Schlampe.” In dem Moment, in dem er mit dem Revolver ausholen wollte, um zuzuschlagen, hörte er plötzlich die Sirenen. „Später”, knurrte er mit einem Blick auf Connor, der sich eben wieder aufgerappelt hatte. „Du kommst später dran, wart’s nur ab.”
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