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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition)
Autoren: David Mark
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Messdiener. Ein älterer Junge. Möchte Priester werden. Oder Vikar, wenn es da einen Unterschied gibt. Was weiß ich.«
    »Aber man hat ihre Eltern informiert? Sie wissen Bescheid?«
    »Ja, Sir. Der psychologische Dienst hat sie informiert. Ich dachte, die Familie würde unsere erste Anlaufstelle sein, sobald Sie wieder auf dem Damm sind.«
    McAvoy lächelt mit schmalen Lippen. Er ist froh, dass er wieder stehen kann.
    Denn würde er sitzen, könnte man sehen, wie seine Knie in einem Gefühl auf und ab wippen, das ein weniger präziser Mann Erregung nennen könnte.
    McAvoy würde es anders bezeichnen. Nicht einmal als Nervosität. Es ist ein Gefühl, das er mit dem Beginn von Ereignissen in Verbindung bringt. Dem Potential einer leeren Seite. Er will alles über Daphne Cotton erfahren. Will wissen, wer sie getötet hat und warum. Und er will wissen, warum ihm, Aector McAvoy, die Klinge erspart geblieben ist. Warum Tränen in den Augen des Mannes standen. Will zeigen, was in ihm steckt. Dass er mehr ist als der Bulle, der Doug Roper zur Strecke brachte.
    Er blickt sich um an diesem majestätischen, Ehrfurcht gebietenden Ort.
    Wird es hier jemals wieder so sein wie früher? fragt er sich. Können die Gläubigen in ihren Bänken sitzen und den Herrn lobpreisen, ohne daran zu denken, wie ein Killer aus ihrer Mitte vorsprang und eine der Messdienerinnen abschlachtete, während sie die Kerze hielt und dem Priester zur Hand ging? Er schließt die Augen. Reibt sich mit der Handfläche das Gesicht. Als er die Augen wieder aufschlägt, starrt er direkt auf einen großen goldenen Adler mit müde zusammengefalteten Flügeln. Er fragt sich, was er bedeuten soll. Warum er gerade an diesem Ort mitten in der Kirche steht, gegenüber der gotischen Treppe, die zur Kanzel emporführt. Wundert sich, wer wohl diesen Vogel ausgewählt und hier aufgestellt hat. Spürt, wie seine Gedanken zu rasen beginnen. Zu analysieren. Einen Mord in einer Kirche, weniger als zwei Wochen vor Weihnachten. Sein Gesicht verzieht sich, während er an den Augenblick zurückdenkt, noch nicht einmal zwei Stunden ist es her, als der herzerwärmende Gesang des Chores über den Platz wehte. Überlegt, wie Daphne Cotton sich in jenen schrecklichen Momenten gefühlt haben muss, als die schützende Umarmung ihres Glaubens, ihrer Gemeinde, von einer Klinge durchlöchert wurde.
    »Der Wagen wartet draußen, Sarge«, sagt Tremberg eifrig und weist mit dem Kopf in Richtung Tür. »Ben Nielsen ist unterwegs, um die Vernehmungen zu leiten. Wir haben einen Kinderpsychologen angefordert, um mit den Jungs vom Chor zu sprechen. Die saßen wirklich in der ersten Reihe, die armen Teufel …«
    Während McAvoy sich zur Tür wendet, klingelt sein Telefon. Ein leiser Anflug von Furcht überkommt ihn. Er hätte anrufen sollen. Hätte die Sache sofort an höchster Stelle melden sollen. Dem Fall seinen Stempel aufdrücken. Aber er hat auf einer Krankentrage hinten in einem Rettungswagen gelegen und einer unerfahrenen DC das Feld überlassen.
    »Detective Sergeant McAvoy«, meldet er sich und lässt schon jetzt den Kopf hängen.
    »McAvoy. Hier ist ACC Everett. Was ist da drunten los bei Ihnen?« Die Stimme des Assistant Chief Constable klingt angespannt und streng.
    »Es ist alles unter Kontrolle, Sir. Wir sind jetzt unterwegs, um mit den Familienangehörigen zu sprechen …«
    »Wir?«
    »DC Helen Tremberg und ich, Sir …«
    »Nicht Pharaoh?«
    McAvoy hört sich selbst schlucken. Es fühlt sich an wie Eiswasser auf leeren Magen. Seine Bauchmuskeln fangen an zu zucken.
    »Detective Superintendent Pharaoh befindet sich gerade auf einem Lehrgang, Sir. Ich bin der leitende Offizier vom Dienst …«
    »Pharaoh hat sich bereits bei mir gemeldet, McAvoy. Sie hat den Lehrgang abgesagt, sobald sie von der Geschichte hörte. Hier geht es um Mord, Sergeant. In der größten, historisch bedeutendsten Kirche der Stadt. Die Kirche, in der William Wilberforce getauft wurde. Ein junges Mädchen, von einem Verrückten vor der versammelten Gemeinde in Stücke gehackt? Da heißt es alle Mann an Deck!«
    »Soll ich DS Pharaoh dann ins Bild setzen, nachdem ich mit der Familie des Mädchens gesprochen habe?«
    »Nein.« In Everetts Stimme liegt eine Endgültigkeit, die jede Hoffnung McAvoys zunichtemacht, diese Ermittlung übernehmen zu können.
    »Ja, Sir«, meint er niedergeschlagen wie ein Schuljunge, dem man mitteilt, dass er nicht in die Fußballmannschaft aufgenommen wird. Neben ihm wendet
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