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Sterbensangst (German Edition)

Sterbensangst (German Edition)

Titel: Sterbensangst (German Edition)
Autoren: David Mark
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Tremberg sich ab und wirft zwei Stücke Kaugummi ein, auf denen sie wütend herumkaut, während ihr langsam dämmert, was hier passiert.
    »Aber eigentlich melde ich mich aus einem anderen Grund, McAvoy. Die Sache, wegen der ich vorhin angerufen habe«, fährt Everett fast ohne Pause fort.
    »Ja, Sir, man hat es mir ausgerichtet, aber …«
    »Ja, ja, macht nichts, macht nichts. Es kam eben etwas dazwischen. Aber jetzt, da Sie von der Leitung der Ermittlungen befreit sind, möchte ich, dass Sie etwas für mich tun. Es handelt sich um einen Gefallen, genau genommen.«
    McAvoy hat mittlerweile die Augen geschlossen. Er hört kaum noch zu.
    »Wenn ich kann, Sir.«
    »Großartig. Wurde von einem guten Freund aus Southampton angerufen. Ein alter Knabe aus seiner Gegend scheint einen tödlichen Unfall gehabt zu haben, während er irgendwo auf See einen Dokumentarfilm drehte. Schreckliche Sache, das. Schrecklich. Ursprünglich stammte er aber von hier. Hat hier noch Angehörige. Eine Schwester, draußen in Beeford. Normalerweise würde ich einen Streifenwagen vorbeischicken, um die schlechte Nachricht zu überbringen, aber die Lady, nun ja …« Everett fängt an, über seine eigenen Worte zu stolpern. Er klingt wie ein schüchterner Mann, der auf einer Hochzeit eine Rede halten muss. »Tja, sehen Sie, sie ist die Frau des Vize-Polizeidirektors. Eine sehr wichtige Dame. Sie und ihr Mann setzen sich sehr für die Programme ein, die wir hier vor Ort in den nächsten paar Jahren umsetzen wollen. Und Sie haben doch immer so eine geschickte Art im Umgang mit Leuten …«
    In McAvoys Ohren beginnt es zu rauschen. Sein Herz hämmert. Er kann sein eigenes Blut in der Nase riechen. Als er die Augen öffnet, sieht er nur noch, wie Tremberg ihn stehen lässt und mit einem Anflug von Verachtung davonstapft. Sie wird einen Weg finden, sich in Pharaohs Ermittlungsteam zu drängen.
    Tu das, was du am besten kannst, McAvoy. Sei ein sanfter, anständiger Mensch. Tu, worum Everett dich bittet. Zieh den Kopf ein. Mach deinen Job. Verdiene dein Gehalt. Liebe deine Frau …
    »Ja, Sir.«

Kapitel 3
    McAvoy bremst auf dreißig Kilometer herunter. Späht durch zusammengekniffene Augenlider in die Dunkelheit, während die Räder des kastenartigen Vans schlammige Schmierer auf die von Spritzwasser glitzernden Scheiben werfen. Sein Blick leuchtet mit unheimlicher Intensität, doch das klamme Dezemberzwielicht umschließt ihn mit eiserner Faust. Wenn er sich Mühe gibt, kann er die Augen der Singdrosseln aufblitzen sehen, die in den unteren Regionen der Hecken entlang der Straße ihre Nistplätze haben. Er sieht die toten, verrottenden Stängel von Wiesenkerbel und Leinkraut wie abgebrochene Speere aus dem morastigen, tief ausgefahrenen Bankett der Straße ragen. Stellt sich vor, wie hinter ihm ein Hase über den nassen Schotter hoppelt; ein Aufflackern von Fell mit einem Ausrufezeichen von Schwanz dahinter, nur ein Schemen durch das beschlagene Glas.
    Es ist bereits sechs Uhr nachmittags. Unter diesen Bedingungen wird die Rückfahrt von Beeford, dreißig Kilometer die Küste entlang, gut eine Stunde dauern. Der Weg zum Revier führt direkt an seiner eigenen Haustür vorbei, und der Gedanke macht ihn gereizt, dass er nicht gleich dortbleiben kann. Aber eine kürzliche Anweisung aus dem Büro des Chief Constable verbietet die Benutzung von Dienstfahrzeugen über Nacht ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Und McAvoy, der annimmt, dass es für diese Regelung einen guten Grund gibt, wird sich daran halten.
    Plötzlich tut sich eine Lücke in der Hecke rechts von McAvoy auf, und er manövriert das unhandliche Fahrzeug geschickt durch die Durchfahrt, nach der er gesucht hat. Bei Tageslicht, im Frühling, so stellt er sich vor, ist die Landschaft um ihn herum ein Aquarell aus gepflügter brauner Erde und wogendem goldenen Getreide. Doch in der jetzt herrschenden, stygischen Dunkelheit ist es ein Ort der Einsamkeit, und erleichtert erspäht er die gedrungene Form eines großen schiefergrauen Bauernhauses, während der Wagen gerade über den vertrauenerweckend festen Schotter einer privaten Zufahrt knirscht.
    Ein Sicherheitslicht leuchtet auf, als McAvoy neben einem schlammbespritzten Allradfahrzeug auf einer ovalen Parkfläche anhält. Eine ältere Frau steht in der geöffneten Hintertür. Trotz ihres erstaunten Gesichtsausdrucks strahlt sie eine Attraktivität aus, der die Jahre nichts anhaben konnten. Sie ist schlank und hält sich sehr gerade.
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