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Stella Cadente - Niemals darf es sein

Stella Cadente - Niemals darf es sein

Titel: Stella Cadente - Niemals darf es sein
Autoren: Justine Copper
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schließlich mit Stolz in der Stimme. Jeder, der sich nur ein wenig in London auskannte, wusste, dass es sich dabei um das Arbeiterviertel handelte.
    » Tower Hamlets? Das war doch damals das Revier von Jack the Ripper, wenn ich mich nicht irre.«
    Lili war überrascht, dass er über die Geschichte von Tower Hamlets Bescheid wusste. Zugleich fühlte sie eine erleichterte Dankbarkeit, dass er das soziale U mfeld nicht zur Sprache brachte.
    » Ich bin ihm nie begegnet«, erwiderte Lili mit einem Schmunzeln, wie sie es immer tat, wenn man sie auf Jack the Ripper ansprach.
    Der Kellner lachte jungenhaft. »Was für ein Glück!«
    Lili lächelte und strich sich nervös eine dunkle Strä hne ihres Ponys aus dem Gesicht. Er beobachtete sie dabei aufmerksam. Sie erwiderte seinen Blick zunächst und wollte ihn schon fragen, warum er sie so ansah, doch etwas hielt sie schließlich zurück. Vielleicht befürchtete sie, seine Antwort könne sie zu sehr verwirren.
    Stattdessen senkte Lili erneut die Augen und sah zu e inem klappernden Geräusch hinter dem Rücken des Kellners hinüber.
    Einige Tische weiter räumte eine rassige Kellnerin das schmutzige Geschirr von bereits gegangenen Gä sten ab. Sie war überdurchschnittlich hübsch, klein und schlank, mit langen gelockten Haaren, so dunkel wie verwittertes Mahagoni. Bei ihrem Vorhaben rutschte der Kellnerin eine Tasse aus den Händen, die auf dem Steinboden zu Bruch ging. Lili konnte sich gut vorstellen, warum ihr das passiert war, denn die Frau machte sich nicht einmal die Mühe, es zu verbergen: Missgünstig beobachtete sie Lili und den attraktiven Kellner.
    » Und was machen Sie hier in Florenz?«, holte sie dieser aus ihren Gedanken. Schnell wendete sie den Blick von der schönen Kellnerin ab.
    » Oh, das ist eine lange Geschichte, und Sie haben sicher einiges zu tun, hab ich recht?!«
    Er beugte sich verschwörerisch vor. »Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?«
    » Ich wüsste nicht, wem ich es erzählen sollte. Ich kenne hier niemanden«, antwortete Lili und spürte einen traurigen Stich in ihrem Herzen. Denn so sollte es eigentlich gar nicht sein! Es sollte jemanden in Florenz geben, den sie kannte und dem sie Geheimnisse verraten konnte! Immerhin war sie hier gezeugt worden, hier waren ihre Wurzeln. Und doch gab es niemanden.
    » Dann ist mein Geheimnis bei Ihnen ja sicher. Gefällt Ihnen dieses Caffè ?«
    » Ja, es ist sehr hübsch und das Wasser ist hervorragend, aber was …?«
    Jetzt grinste der Kellner stolz. »Es gehört mir.«
    Lili wurde hellhörig. »Tatsächlich?«
    » Man erlebt die Menschen nur wie sie sind, wenn sie glauben, man sei einer von ihnen. Deshalb bin ich auch gerne mal nur der Kellner in meinem Caffè .«
    Lilis Gedanken überschlugen sich. Vielleicht wusste er etwas über ihren Vater! Er war zwar sehr jung, höchsten dreißig, doch möglicherweise war es ein Familienbetrieb. Vielleicht konnten seine E ltern, die zu der Zeit von Lilis Zeugung hier gearbeitet haben mussten, ihr etwas über Paolo Vincelli sagen!
    » Wie lange gehört es Ihnen schon?«, hakte sie interessiert nach und ignorierte das nervöse Kribbeln, das sein Anblick bei ihr auslöste.
    » Seit ein paar Jahren. Als ich klein war, ist mein Vater manchmal mit mir hierher gegangen. Er hatte sonst nur wenig Zeit für mich, aber solange er mit mir hierher gegangen ist, war es mir egal. Schon damals habe ich davon geträumt, dieses Caffè eines Tages zu besitzen. Manche Träume werden eben wahr!«
    » Wirklich?« Lili spürte die Enttäuschung schwer auf ihrer Brust liegen. Während er von der Erfüllung seiner Träume sprach, zerplatzte der ihre gerade wie eine Seifenblase. Sie hatte sich kurz der Hoffnung hingegeben, schon jetzt eine Spur zu ihrem Vater zu haben.
    » Versprochen«, sagte der Kellner durchdringend, als hätte er ihren Schmerz bemerkt. Doch wenn er erst seit einigen Jahren der Inhaber dieses Cafés war, konnte weder er, noch jemand aus seiner Familie etwas über Paolo Vincelli wissen.
    Aber noch musste nicht alles verloren sein. Lili spürte plötzlich so etwas wie Zuversicht. Mögliche rweise kannte er ja den früheren Besitzer, von dem er das Café gekauft hatte.
    Sie sah ihn an, und plötzlich beschlich sie der Ei ndruck, als wolle er einem Impuls folgen und tröstend ihre Hand auf dem Tisch berühren. Doch etwas hielt ihn zurück.
    » Wie Sie sehen, ich könnte mir also etwas Zeit nehmen, falls Sie mir Ihre lange Geschichte erzählen wollen. Ich bin der
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