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Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Steels Entscheidung: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Iain Gale
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gar nicht.«
    Auch Hansam lachte jetzt. »Nun, wie es dir gefällt. Aber du weißt nicht, was du dir entgehen lässt. Ein seltenes Kraut, sag ich dir. Sehr süß. Duftet nach Lavendel. Beruhigt die Nerven.«
    »Süß, Henry? Das Zeug ist so übel riechend wie die Abwasserrinne in Holborn. Und bei den Mengen, die du dir in die Nase stopfst, wundert es mich, dass du überhaupt noch Nerven übrig hast, die du beruhigen kannst.«
    Hansam lächelte und verzog dann das Gesicht, als sich ein weiteres Niesen ankündigte, noch heftiger als das vorige. Steel amüsierte sich und war froh, als er sah, dass Slaughter und die Männer sogar beim Singen grinsten, da sie Bruchstücke der Unterhaltung der beiden Offiziere mitbekommen hatten. Es beruhigte die Soldaten jedes Mal, wenn sie merkten, dass ihre Vorgesetzten im Angesicht des Feindes gelassen plauderten oder scherzten.
    Während eines Kampfes einen kühlen Kopf zu bewahren – insbesondere so unmittelbar vor dem Angriff –, war eine der Grundvoraussetzungen für die Offizierslaufbahn. Ein Offizier, das wussten die Männer, war für diese Rolle wie geschaffen. Offiziere waren Gentlemen und brachten Eigenschaften mit, die für die Führung der Männer entscheidend waren. Dazu zählte auch ein natürliches, angeborenes Selbstvertrauen. Ein Offizier, ein echter Offizier, war unangreifbar und nahezu unverwüstlich.
    Und obwohl Steel nicht aus reichem Elternhaus stammte, sondern der Sohn eines leidlich begüterten Landadligen aus den schottischen Lowlands war, gehörte er in den Augen der Soldaten zu den geborenen Offizieren. Steel hatte für den Eintritt in die Armee ein Offizierspatent erworben, aber nicht aus eigenen Mitteln, sondern mithilfe seiner früheren Geliebten, einer Hofdame aus St. James’s, der Gemahlin eines älteren Adligen. Von Beginn an hatte Steel sich in der Armee aufgrund seiner Kaltblütigkeit und Gelassenheit einen Namen gemacht. Doch hinter dieser Fassade lauerte die Angst, die jeden unerfahrenen Rekruten erfasste und ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Denn wer verspürte keine Angst in Augenblicken wie diesen?
    Steels Blick fiel auf die eigene Kompanie und die anderen Soldaten des Regiments dahinter. Viele der Grenadiere kannte er persönlich, sah ihre vertrauten, unrasierten Gesichter unter den hohen Grenadiersmützen, dem Symbol ihres Elitestatus: blaue und rote Stickarbeit, verziert mit Goldfäden und weißer Spitze. Diese Zipfelmützen, die sich von der kegelartigen Form her von den Hüten der übrigen Soldaten unterschieden, erleichterten den Männern das Werfen der Sprenggranaten, von denen sich die Bezeichnung Grenadier ableitete.
    Obwohl diese unberechenbaren Bomben immer seltener in der offenen Feldschlacht verwendet wurden, trugen die Grenadiere sie immer noch bei sich. Jeder Mann war mit drei dieser kleinen schwarzen Metallkugeln ausgerüstet, die in einer schwarzen Ledertasche am Gürtel aufbewahrt wurden. Die Bezeichnung Granate leitete sich von dem spanischen Wort »granata« her, Granatapfel. Zündete man die Zündschnur dieser Bomben und schleuderte sie dann wie einen Cricketball in Richtung der feindlichen Linien, konnte man in Grabenstellungen immer noch für ein heilloses Durcheinander sorgen oder bei dicht gedrängt stehenden Truppeneinheiten verheerendes Unheil anrichten.
    In der eigenen Kompanie kannte Steel die Eigenschaften jedes Kameraden, angefangen bei Mackay, dem stämmigen Farmerssohn, oder dem hageren Straßenflegel Taylor, bis hin zu Dan Cussiter oder Thorogood, der mit seinen überlangen Armen geradezu prädestiniert war für den Granatenwurf. Die meisten dieser Jungs hatte Steel ins Herz geschlossen. Mit vielen hatte er unzählige Male Seite an Seite gekämpft und war fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Männer auch aus diesem Gefecht an Leib und Seele möglichst unbeschadet hervorgingen, ihren Anteil an der Beute erhielten und Ruhm erlangten. Nicht mehr und nicht weniger erhoffte Steel sich auch für sich selbst.
    Hinter den Grenadieren, hoch über dem Bataillon, wehten die seidenen Rechtecke der Regimentsfahnen. Eine davon war nach all den Schlachten zerschlissen und sah aus wie ein zerfledderter Lumpen. Es war die Fahne des Colonels: rot und golden über dem Emblem ihres Kommandanten Sir James Farquharson. Die anderen Fahnen, die erst kürzlich angefertigt worden waren, zeigten die Symbole des Vereinigten Königreichs von England, Schottland und Irland. In der Mitte prangte eine Krone.
    Auch dem
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