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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser
Autoren: Max Lucado
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Pilger auf dieser Erde sind und dass die Ewigkeit so nahe ist, dass jedes »Ade« in Wirklichkeit ein »Bis bald!« ist.
    Antwort: Ein Gott, der das alles selbst durchgemacht hat.
    »Frau, das ist jetzt dein Sohn.«
    Johannes legte seinen Arm etwas fester um Maria. Jesus gab ihm den Auftrag, ihr der Sohn zu werden, den eine Mutter brauchte und der er (Jesus) selbst in gewissem Sinne nie gewesen war.
    Jesus sah Maria an. Sein Schmerz ging viel tiefer als die Wundmale von den Nägeln und Dornen. In ihren stillen Blicken teilten sie wieder ein Geheimnis. Und er sagte Auf Wiedersehen.

Kapitel 6
    Der Schrei der Einsamkeit
    »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« (Matthäus 27,46)
    Für die Menschen, die ihn durchmachen mussten, war der Sommer des Jahres 1980 in Miami (Florida) alles andere als lustig. Die Hitze versengte die Stadt am Tage und briet sie in der Nacht. Unruhen, Plünderungen und Rassenspannungen rissen an den blank liegenden Nerven der Menschen. Alles stieg: die Arbeitslosigkeit, die Inflation, die Verbrechensrate und vor allem das Thermometer. Und dann, irgendwann in diesem Sommer, erschien im Miami Herald eine Story, die der gesamten Region den Atem raubte. Es war die Geschichte von Judith Bucknell, einer Frau, die jung, attraktiv, erfolgreich und tot war.
    Judith Bucknell war in diesem Jahr der Mordfall Nr. 106. Sie starb am Abend des 9. Juni. Alter: 38 Jahre. Gewicht: 50 Kilo. Der Mörder stach siebenmal mit dem Messer zu und erdrosselte sie.
    Hätte sie nicht ein Tagebuch geführt, die Erinnerung an sie wäre vielleicht zusammen mit ihrer Leiche begraben worden. Aber das Tagebuch ist da, ein düsterer Nachruf auf ein einsames Leben. Die Zeitung schrieb:
    In ihren Tagebüchern schuf Judith eine Person und eine Stimme. Die Person ist sie selbst: wehmütig, problembeladen, müde. Die Stimme ist die der Sehnsucht. Judith Bucknell hatte keinen Menschen. 38 Jahre alt, viele Liebhaber; viel Liebe gegeben, keine bekommen. 2
    Ihre Sorgen waren die üblichen: Alter, Figur, einen Mann finden, Kinder kriegen, irgendwie durchkommen. Sie wohnte in dem eleganten Stadtteil Coconut Grove. (In Coconut Grove wohnen die Leute, die einsam sind, aber so tun, als ob sie glücklich sind.)
    Judith war das Muster eines gespaltenen Menschen. Die Hälfte ihres Lebens war ein Wunschtraum, die andere ein Albtraum. Eine erfolgreiche Sekretärin und gescheiterte Liebhaberin. Ihr Tagebuch war voll von Einträgen wie dem folgenden (ich zitiere weiter aus dem Zeitungsartikel):
    Wo sind die Männer mit den Blumen und dem Champagner und der Musik? Wo sind die Männer, die mich einmal wirklich, richtig ausführen? Wo sind die Männer, die mehr mit mir teilen wollen als mein Bett, meine Bar und das Essen, das ich koche? … Ich möchte in meinem Leben, bevor es vorüber ist, ein einziges Mal die Art sexuelle Beziehung haben, die aus einer Liebesbeziehung heraus kommt.
    Sie hat dieses einzige Mal nicht erlebt.
    Judith war keine Prostituierte. Sie war nicht drogenabhängig und lebte nicht von der Sozialhilfe. Sie hat nie ein Gefängnis von innen gesehen und war keine Außenseiterin der Gesellschaft. Sie war eine anständige Bürgerin. Sie joggte, sie gab Partys, sie trug Designerklamotten und besaß ein Apartment mit Blick auf die Bucht. Und sie war entsetzlich einsam. »Wenn ich ein Paar sehe, könnte ich kotzen vor Eifersucht. Was ist mit mir? Wo bleibe ich?« In einem Meer von Menschen lebte sie auf einer Insel. Sie hatte viele Bekannte, aber kaum Freunde. Sie hatte viele Liebhaber (59 in 56 Monaten), aber wenig Liebe.
    »Wer liebt Judy Bucknell?«, fährt das Tagebuch fort. »Ich fühle mich so alt. Ungeliebt. Unerwünscht. Verlassen. Verbraucht. Ich möchte nur noch weinen und schlafen, schlafen, schlafen …«
    Die Botschaft ihrer Worte ist eindeutig. Ihr Körper starb am 9. Juni 1980 durch die Hand eines Mörders, aber ihr Herz war schon lange vorher tot gewesen … vor Einsamkeit.
    »Ich bin allein«, schrieb sie, »und ich möchte doch so gerne mit jemand zusammen sein.«
    Einsamkeit.
    Ein Schrei. Ein Stöhnen, ein Jammern. Ein Aufkeuchen, das aus den tiefsten Tiefen unserer Seele kommt.
    Können Sie es hören? Das Kind, das keiner haben will. Die Einsamkeit nach einer Scheidung. Die Totenstille in der Wohnung. Der leere Briefkasten. Die unendlich langen Tage. Die noch längeren Nächte. Die eine Nacht mit einem Fremden. Der vergessene Geburtstag. Das Telefon, das nicht klingelt.
    Schreie der Einsamkeit. Hören Sie
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