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Staunen über den Erlöser

Staunen über den Erlöser

Titel: Staunen über den Erlöser
Autoren: Max Lucado
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verachtet, mit Gold überzogen und verbrannt, um den Hals getragen und in den Müll geworfen. Sie hat alles Mögliche mit ihm gemacht, nur eines nicht: es ignoriert.
    Das ist die eine Option, die das Kreuz uns nicht erlaubt.
    Niemand kann es ignorieren! Wir können nicht ein Stück Holz ignorieren, an dem die größte Behauptung der Menschheitsgeschichte hängt. Ein gekreuzigter Zimmermann, der behauptet, dass er Gott in Menschengestalt ist? Göttlich? Ewig? Der Überwinder des Todes?
    Kein Wunder, dass Paulus im Kreuz den Kern des Evangeliums sah. Worauf das Kreuz hinausläuft, ist geradezu ernüchternd einfach: Wenn die biblischen Berichte wahr sind, ist das Kreuz das Scharnier der Geschichte, und wenn sie nicht wahr sind, ist es die größte Seifenblase der Geschichte.
    Darum ist das Kreuz das Wichtigste. Darum würde ich, wenn ich noch einmal diesen Kaffee mit Ian trinken könnte, ihm vom Kreuz erzählen. Ich würde ihm von jenem Drama an einem windigen Apriltag erzählen, als das Reich des Todes den Besitzer wechselte und die Hoffnung die Schulden abbezahlte. Ich würde ihm von Petrus’ Ausrutscher erzählen, von Pilatus’ Zögern, von Johannes’ Loyalität. Wir würden von dem dämmerigen Garten der Entscheidung lesen und von der strahlenden Kammer der Auferstehung. Wir würden uns über die letzten Worte unterhalten, die dieser Messias, der sich selbst opferte, so bewusst und absichtlich aussprach.
    Und schließlich würden wir uns den Messias selbst ansehen. Ein jüdischer Handwerker, dessen Anspruch eine Welt veränderte und dessen Verheißung bis heute ihresgleichen sucht.
    Kein Wunder, dass sie ihn Heiland und Erlöser nennen.
    Könnte es sein, dass einige meiner Leser dieselbe Frage haben wie damals Ian? Oh, das Kreuz ist nichts Neues für Sie. Sie haben es gesehen. Sie haben es um den Hals getragen. Sie haben darüber nachgedacht und darüber gelesen. Vielleicht haben Sie sogar zu ihm gebetet. Aber kennen Sie es wirklich?
    Jede ernst zu nehmende Untersuchung des christlichen Glaubens ist eine Untersuchung des Kreuzes. Christus annehmen oder verwerfen, ohne sich Golgatha genau angesehen zu haben, ist so ähnlich wie ein Auto kaufen, ohne den Motor getestet zu haben. Fromm sein, ohne das Kreuz zu kennen, ist so ähnlich wie einen Mercedes besitzen, der keinen Motor hat. Ein hübscher Wagen, aber wo ist die Power?
    Könnten Sie mir einen Gefallen tun? Machen Sie sich einen Kaffee oder Tee, setzen Sie sich in eine gemütliche Ecke und schenken Sie mir eine Stunde Ihrer Zeit. Schauen Sie sich zusammen mit mir das Kreuz an. Lassen Sie uns gemeinsam diese Stunde in der Menschheitsgeschichte studieren. Schauen wir uns die Zeugen an, hören wir ihre Stimmen, beobachten wir ihre Gesichter. Aber vor allem: Beobachten wir den, den sie den Erlöser nennen, und schauen wir, ob wir das finden, was wirklich wichtig ist.

Teil I
    Das Kreuz: Seine Worte

Kapitel 1
    Letzte Worte, letzte Taten
    Als ich kürzlich wieder in meiner Heimatstadt war, besuchte ich einen Baum. »Eine echte Eiche«, hatte mein Vater ihn genannt (mit der Betonung auf »echt«). Es war nicht viel mehr als ein Schössling; der Stamm war so dünn, dass ich bequem meine Hand darumlegen konnte. Der West-Texas-Wind wirbelte das Herbstlaub durch die Gegend, sodass ich den Reißverschluss meiner Jacke bis zum Hals hochzog. Es gibt nichts Kälteres als einen Präriewind, vor allem auf einem Friedhof.
    »Ein besonderer Baum«, murmelte ich, »mit einer besonderen Aufgabe.« Ich schaute in die Runde. Am Rande des Friedhofs standen lauter Ulmen, keine einzige Eiche. Und auf dem Friedhof selbst standen lauter Grabsteine, aber keine Bäume. Bis auf diesen hier. Ein besonderer Baum für einen besonderen Mann.
    Vor ungefähr drei Jahren merkte mein Vater, wie seine Muskeln immer schwächer wurden. Es begann in den Händen. Dann spürte er es auch in den Waden, und als Nächstes wurden seine Arme dünner.
    Er berichtete meinem Schwager, der Arzt ist, von seinen Symptomen. Mein Schwager schickte ihn schleunigst zu einem Facharzt. Dieser nahm alle möglichen Untersuchungen vor – Blut, Muskeln, neurologische Tests – und kam zu dem Ergebnis, dass mein Vater am Lou-Gehrig-Syndrom (amyotrophe Lateralsklerose) litt, die den Patienten nach und nach lähmt und unerbittlich zum Tode führt; eine Therapie gibt es nicht.
    Ich schaute auf die Stelle hinab, die das Grab meines Vaters werden würde. Er hatte sich immer gewünscht, unter einer Eiche begraben zu werden, und
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