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Staub

Staub

Titel: Staub
Autoren: Patricia Cornwell
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auch gar nicht behauptet, und außerdem bin ich weder von der Behörde für Alkohol, Tabak und Feuerwaffen noch von der Lebens- und Arzneimittelaufsicht, vom Gesundheitsamt oder vom Büro des gottverdammten Osterhasen«, entgegnet Marino. »Es ist mir scheißegal, ob Sie unter der Ladentheke mit kubanischen Zigarren handeln.«
    »Ich schwöre Ihnen, dass es nicht so ist.«
    »Ich interessiere mich nur für Pogue. Erzählen Sie mir von ihm.«
    »Ich erinnere mich an ihn«, antwortet der Mann, dessen Gesicht inzwischen auch die Farbe von Rauch hat. »Ja, er wollte kubanische Zigarren. Cohibas, nicht die dominikanischen, die wir im Sortiment haben. Ich habe ihm erklärt, dass wir keine kubanischen Zigarren führen. Das ist nämlich verboten … Sie sind nicht von hier, richtig? Sie klingen nämlich, als wären Sie von auswärts.«
    »Von hier bin ich ganz sicher nicht«, gibt Marino zurück. »Was hat Pogue sonst noch gesagt? Und wann war das? Wann war er zum letzten Mal hier?«
    Der Mann betrachtet die Quittung auf der Theke. »Vermutlich danach noch einmal. Ich glaube, es muss im Oktober gewesen sein. Er kam etwa einmal im Monat. Ein wirklich sehr merkwürdiger Mensch.«
    »Im Oktober? Gut. Was wollte er sonst noch?«
    »Er hat kubanische Zigarren verlangt und gemeint, er würde jeden Preis dafür bezahlen. Ich habe beteuert, dass wir keine haben. Er wusste das, weil er schon öfter danach gefragt hatte. Aber so beharrlich wie beim letzten Mal war er noch nie gewesen. Ein komischer Mann. Immer wieder hat er dieselbe Frage gestellt und ließ sich einfach nicht abweisen. Er behauptete, kubanischer Tabak sei besser für die Lungen, oder einen ähnlichen Blödsinn. Man könne so viele kubanische Zigarren rauchen, wie man wolle, ohne sich zu schaden. Sie seien sogar gesund und rein und hätten eine heilsame Wirkung. Alberner Kram eben.«
    »Was haben Sie ihm geantwortet? Lügen Sie mich bloß nicht an. Es ist mir scheißegal, ob Sie ihm kubanische Zigarren verkauft haben. Ich muss diesen Mann finden. Falls er überzeugt davon ist, dass das Zeug gut für seine kaputte Lunge ist, wird er versuchen, es sich anderweitig zu besorgen. Und wenn er so darauf fixiert ist, kriegt er es auch irgendwo.«
    »Er ist wirklich darauf fixiert. Bei seinem letzten Besuch war es unmöglich, ihn davon abzubringen. Fragen Sie mich nicht, warum«, erwidert der Mann und starrt auf die Quittung. »Es gibt doch auch andere gute Zigarren in rauen Mengen. Warum müssen es denn unbedingt kubanische sein? Ich verstand zwar den Grund nicht, aber er wollte sie unbedingt haben. Ich musste an manche Kranken denken, die sich auf irgendein Zauberkraut oder Marihuana versteifen, oder an Leute, die an Arthritis leiden und sich Gold spritzen lassen. Sehr seltsam. Ich habe ihn zu einem anderen Laden geschickt und ihn gebeten, mich nicht mehr nach kubanischen Zigarren zu fragen.«
    »Zu welchem Laden?«
    »Tja, eigentlich ist es ein Restaurant, wo, wie ich gehört habe, so manches verkauft wird oder man zumindest weiß, wie es zu beschaffen ist. An der Bar. Alles, was Sie wollen. So habe ich es wenigstens aufgeschnappt. Ich verkehre selbst nicht dort und habe nichts damit zu tun.«
    »Wo?«
    »Unten im Slip«, antwortet er. »Nur ein paar Straßen von hier.«
    »Kennen Sie Läden in Südflorida, die kubanische Zigarren führen? Haben Sie ihm vielleicht einen Laden in Florida empfohlen?«
    »Nein«, entgegnet der Mann und schüttelt den grauen Kopf. »Davon weiß ich nichts. Fragen Sie im Slip nach. Da kann man Ihnen bestimmt weiterhelfen.«
    »Gut. Und jetzt kommt die Eine-Million-Dollar-Frage.« Marino steckt den Plastikbeutel wieder ein. »Sie haben Pogue also von dem Lokal im Slip erzählt, wo er möglicherweise kubanische Zigarren bekommen kann?«
    »Ich habe ihm erklärt, dass einige Leute in der Bar dort Zigarren kaufen«, sagt der Mann.
    »Und wie heißt das Lokal?«
    »Stripes. Die Bar heißt Stripes und ist in der Cary Street. Ich wollte ihn abwimmeln, weil er so seltsam war. Ich fand ihn schon immer komisch. Seit Jahren kam er alle paar Monate her und redete eigentlich nicht viel«, erzählt der Mann. »Aber beim letzten Mal, im Oktober, war er noch merkwürdiger als sonst. Er hatte einen Baseballschläger bei sich. Ich fragte ihn nach dem Grund dafür, aber er hat mir nicht geantwortet. Außerdem war er früher nicht so beharrlich, was die kubanischen Zigarren anging. Doch an diesem Tag ist er beinahe durchgedreht. Cohibas, wiederholte er nur, und dass
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