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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun?
Autoren: Kera Jung
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Seit mehr als neunzig Jahren ...
    Aber zurück zur derzeitigen Situation: Allein kann sie sich leider nicht aus ihrer misslichen Lage befreien. Bewegt sie sich nur um einen Zentimeter, wird ihr Rad nachgeben und sie den blödesten sterbenden Schwan der Geschichte geben.
    Schon sieht sie das Desaster bildlich vor sich und stöhnt. Unmöglich! Also muss es so gehen.
    Der Klischeemacho bemerkt von ihren Schwierigkeiten glücklicherweise nichts. Der rauft sich nur soeben das schwarze Haar und knurrt dabei ein bisschen.
    »I’m in a hurry, you know? Schätze, du bist gerade auf dem Weg zu einem fucking Strickkurs mit deinen Emanzenfreundinnen. Jedem, wie es ihm gefällt, aber warum LÄUFST du nicht? Oder war der Stunt eben geplant und ich habe deine feministisch fundierten Suizidpläne vereitelt? Well, dann tuts mir fucking leid, beim nächsten Mal halte ich mich raus!«
    Mit erhobener Braue zieht Lisa langsam ihren Schal herab, danach verschwindet die Atemschutzmaske – die Augen des Machos werden groß. Und schließlich stemmt sie (nach kurzer Recherche, ob das ihre wacklige Position nicht erdet – das tut es nicht) ihre linke Hand in die Hüfte und umarmt nur noch mit rechts den sexy Laternenmast.
    »Jetzt hör mir gut zu, du triebgesteuerter Testoarsch«, beginnt sie zu plaudern. »Würden du und deine verdammten Eidgenossen unsere Straßen nicht mit den Scheißautos verstopfen, müssten wir nicht wegen eines unschuldigen Balls solche Manöver vollführen. Und nun mach, dass du Land gewinnst! Fahr in deine Testo-Muckibude, in die Werkstatt oder was weiß ich –, halt dorthin, wo du dich wie bei Mami fühlst! Dein Baby hat doch bestimmt einen Kratzer abbekommen, ja? Lack beschädigt? Scheiße aber auch!« In scheinbarem Dämmern inbegriffen reißt sie die Lider auf. »OHHHHH, deshalb hast du noch nicht die Flatter gemacht? Ich bezahle einen Schiss – ist alles deine Schuld! Wärst du nicht so dicht aufgefahren, um mir unter den Rock zu glotzen, wäre gar nichts passiert!«
    Seine Miene wird ungläubig, die Lippen, soeben zwar sauer verzogen, aber dennoch sichtbar, verschwinden total und er schaut rasch zum Himmel.»Eine Ökotussi. This just made my fucking day!«
    Von oben kommt keine Antwort. Wie auch? Selbst wenn da irgendwer existieren würde, den Smog durchdringt nicht mal SEINE Stimme. Was der Typ wohl auch erkennt, denn Lisa trifft ein Blick tiefsten Abscheus. »Klarer Fall von ökologisch fundierter Realitätsverweigerung?«
    »Sicher!«, nickt sie grinsend und packt dabei so unauffällig wie möglich ihren Geliebten, den Laternenpfahl, etwas fester. Sie rutscht nämlich – langsam, jedoch stetig. Scheiße! Nichts anmerken lassen – das ist oberstes Gesetz. Alles, nur nichts von ihrer verdammten Gesamtlage zum Feind durchsickern lassen. »Ohne die könnte kein vernünftiger Mensch Typen wie dich überleben. Und jetzt zieh Leine!«
    Schnell!
    Das fügt sie im Stillen hinzu. Sollte er nicht bald abhauen, wird er ihrem spektakulären Abgang zu Boden beiwohnen und das gilt es unter allen Umständen zu vermeiden, verdammter Mist!
    »Yeah«, macht er wieder, was ihr verflucht auf den Geist geht, denn niemand quatscht so! Was ist das für ein Heini? So viel Klischee auf eine miese Gestalt vereint, ist fast beängstigend. Geübt, mutmaßt Lisa messerscharf. Der hat den Müll noch zusätzlich trainiert, was eigentlich kein Wunder ist. Bis auf Robert und Hans sind ihr noch nicht viele Männer mit einem Ansatz von Hirn begegnet.
    »Was ist nun?«, fährt sie ihn irgendwann an, als er zu dem Macho-Yeah nichts hinzuzufügen hat.
    Er verzieht das Gesicht; in der nächsten Sekunde fühlt sie einen gigantischen Ruck und dann steht Dolores – das Rad – mit Lisa auf dem Sattel.
    »Get off!«, grollt er. »Bevor du umkippst!«
    Sie denkt ja nicht daran, rutscht stattdessen relativ elegant vom Sitz, und kurz darauf befinden sich beide Beine auf dem Gehwegpflaster. Als sie ihn spöttisch mustert, hebt er die Schultern. »Wie du meinst. Woher hast du überhaupt den Schrotthaufen? Museum?«
    »Was interessiert es dich?«, zischt sie. Als sie jedoch Anstalten unternimmt, ihre wundervolle, formschöne, zwar etwas betagte, aber immer noch sehr rüstige Dolores loszuschieben, stößt Lisa auf unerwarteten Widerstand. Die Ursache ist schnell gefunden: Seine Hand hält den Lenker fest.
    »Nimm deine Pfote weg!«
    Bei Grenzdebilen kommt es immer auf einen Versuch an – manchmal reagieren sie, bevor ihre Hirnwindungen sich in
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