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Stahlhexen

Stahlhexen

Titel: Stahlhexen
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Militärstützpunkt aufwächst. Mit ein paar kleineren Macken zwar, aber das brachten die Ärzte mit Medikamenten in Ordnung. Und dann kommt plötzlich diese Frau in unser Haus, und ich finde alles Mögliche über mich selbst heraus. Ich bin ein Nachfahre des Hexenjägers. Ich war erst zehn Jahre alt, aber sie hat es fertiggebracht, dass er Besitz von mir ergreift, Tom. Dass ich von ihm besessen bin. Ich konnte spüren, wie sein Blut in meine Adern drang. Jetzt wohnt er in mir. Sieh mich an. Ich sehe doch aus wie er, oder nicht? Genau so wie diese Schlampe Evie Dunton ihn beschrieben hat. Das nette, lustige Kind Aspen, das gibt es nicht mehr, der kleine Junge ist verschwunden. Nur noch der Hexenjäger ist da. An ihm liegt es, dass ich all diese Dinge getan hab. Das, worüber du Bescheid weißt, und anderes auch noch. Dinge, von denen keiner etwas weiß und die vielleicht auch nie jemand erfahren wird. Wenn der Hexenjäger erst losgelassen ist, kann man ihn nicht mehr aufhalten. Und deine Mutter hat ihn in mir losgelassen.«
    »Es gibt keinen Hexenjäger, Slade. Du bist seelisch krank. Du benutzt irgendeine alte Geschichte, um dich selbst zu verstehen. Um deine Probleme wegzuerklären.«
    »Und warum hat deine Mutter dich dann wohl verlassen, Tom?« Aspens Augen funkelten, er hatte das Kinn vorgereckt. »Na, Cousin?«
    Tom antwortete zunächst nicht und sah Aspen nur an.
    Dann sagte er: »Meine Mutter hat einen Geheimplan aufgedeckt, der den Einsatz einer radioaktiven Waffe vorsah ...«
    Aspen lachte lautlos. »Nein, nein, Cousin. Nein. Jetzt benutzt du eine Geschichte, um dich selbst zu verstehen, Tom. Um deine eigenen verdammten Probleme zu erklären. Es gibt keine Geheimwaffen und keine Geheimpläne.« Wieder schüttelte er den Kopf, dass die Tropfen in alle Richtungen spritzten. »Ich mein, warum genau hat sie dich verlassen, Tom?«
    »Sie hatte Angst, vielleicht ist sie eingeschüchtert worden ...«
    »Keiner hat ihr Angst gemacht. Sie hat sich selbst Angst gemacht. Sie ist wegen dem Hexenjäger weggegangen, Tom. Begreifst du das nicht? Sie konnte sehen, was mit mir passierte, wie sie mich mit dieser Geschichte vergiftet hatte und wie der Hexenjäger Besitz von mir ergriff. Ich hab sie sogar mal geschlagen, ein einziges Mal, das geb ich zu. Es war der Hexenjäger in mir, der hat sich meiner Fäuste bedient. Sie weinte, hatte Angst, deinetwegen. Sie dachte, wenn sie bleibt, würdest du die Geschichte irgendwie erfahren und dich auch mit dieser Krankheit anstecken. Sie wollte dich vor ihrem Gift bewahren. Die Hexe hat versucht, dich in Sicherheit zu bringen.«
    »Es gibt keine Hexen. Es gibt keinen Hexenjäger.«
    Hinter Aspen Slade wälzten sich ganze Nebelsäulen von der Landzunge heran: Es waren die letzten Ausläufer der Unwetterfront, und sie führten genug Feuchtigkeit mit sich, um die Sonne erneut zu verdecken.
    »Es gibt keinen Hexenjäger?«, fragte Aspen. »Du musst dich der Realität stellen, Tom. Da ist dieser Colonel Theodore Harpkin, Achte US Army Air Force, geboren 1911 in Cambridge, Massachusetts, 1943 in Norfolk, England, vermisst. Vermutet wird Tod durch Ertrinken. Ich hab mir diese Familie Harpkins mal angeschaut, Tom. Die haben Ponys und Dienstpersonal. Die trinken Tee, verdammt noch mal.
    Und weißt du, worauf sie wirklich stolz sind? Sie führen sich auf einen Engländer zurück, der 1650 ohne jede persönliche Geschichte von Bord eines Schiffs ging. Der kam einfach aus dem Nirgendwo, sagen sie. Die haben keine Ahnung, aber ich weiß es, und jetzt weißt du es auch. Er war Matthew Hopkins. Er war der alte Hexenjäger.«
    »Das hast du dir alles nur ausgedacht, Slade.«
    »Warum sagst du das? Sieh dir diesen fürchterlichen Ort hier doch an. Sieh einfach hin.«
    In einiger Entfernung verschwanden die Ackerfurchen schon unter einer Wand von Nebel.
    »Ich war so unschuldig«, sagte Aspen. »Ich war ein unschuldiges Kind, und dann hat dieser Ort hier mich vergiftet. Sieh mich doch an, wie ich jetzt bin.« Er spreizte die dünnen Finger. Hinter ihm schlängelte sich der Nebel übers Feld, von einem rosigen Licht angehaucht. »Das bin ich. Das ist es, was ich tu. Aber ich mag es nicht, Tom. Ich verabscheue es, ich hasse mich, wenn ich so bin. Ich will wieder ein Kind sein. Einfach spielen, und nur manchmal ein paar Medikamente nehmen.« Er lachte. »Ich will dieses Gift los sein. Wenn ich sie töte, bin ich wieder frei. Und bald ist es so weit. Sie ist so nah, dass ich sie fast schon berühren
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