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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1
Autoren: Jonathan Tropper
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werfe ihm den Ball zu, und er starrt ihn mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln an, als hätte er sich noch nie zuvor die Zeit genommen, einen Basketball wirklich zu betrachten. »Ich fahre heute Abend zu einer Handelsmesse nach Chicago. Ich werde ein paar Tage fort sein, und wenn ich zurückkomme, werde ich aus meinem Haus aus - und in dieses hier einziehen.« Er geht zu den Stufen vor dem Haus und setzt sich. »Ich wusste nicht, wie lange du noch bleiben wolltest, aber ich wollte mich verabschieden, falls du abfahren solltest, und falls nicht, wollte ich dich nur warnen, dass du einen Mitbewohner bekommen wirst.«
    »Ich denke, ich werde jetzt bald nach New York zurückfahren«, sage ich und setze mich zu ihm auf die Stufen.
    Er nickt und räuspert sich. »Diese Sache mit Sheila«, sagt er. »Das ist erst passiert, nachdem Cindy und ich uns schon entzweit hatten.«
    »Das geht mich nichts an.«
    Er wirft von der Seite einen Blick auf mich. »Lass uns für einen Augenblick so tun, als ob es dich etwas angeht.«
    »Okay«, sage ich. »Werdet ihr euch scheiden lassen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Bist du in Sheila verliebt?«
    »Schwer zu sagen.«
    »Naja, dann.«
    »Was ist mit dir und Carly? Wie läuft das?«
    »Bleibt abzuwarten.«
    Brad sieht mich an und lächelt. »Ich denke, wir haben doch mehr gemeinsam, als wir vermutet haben.«
    »Wer hätte das gedacht?« Ich lächele, zurück und nicke. Er klopft mir auf den Rücken, und wir sitzen da und starren auf unsere Schuhe, zwei Brüder auf den Stufen vor dem Haus ihrer toten Eltern, in der einbrechenden Dämmerung, ein bisschen verloren, ein bisschen gefunden, den Blick in die Zukunft gerichtet und sich fragend, was von beidem es letztendlich sein wird.

39
    Am nächsten Tag fahren Carly und ich nach Noark, um Waynes Asche abzuholen, die in einer typischen Messingurne am Empfang auf uns wartet. Auf der Fahrt nach Hause versuchen wir uns zu überlegen, was wir damit machen sollen. »Wir könnten sie über den Wasserfällen ausstreuen«, schlägt Carly vor.
    »Vielleicht«, sage ich. »Aber als jemand, der diesen Sprung vor kurzem unternommen hat, empfehle ich es nicht unbedingt. Was ist mit dem See auf dem Porter's-Gelände?«
    Sie schüttelt den Kopf. »In der Stadt wird geredet, dass sie dort ein neues Einkaufszentrum errichten wollen. Dein See ist vermutlich der künftige Geschäftsraum eines Old-Navy-Shops.«
    »Seit wann geben Zeitungsredakteure denn etwas auf Gerüchte?«
    »Wir sind diejenigen, die sie in die Welt setzen.«
    »So viel also zu Porter's. Wayne kann nicht seine Ewigkeit bei Old Navy verbringen.«
    »Was ist mit der Highschoolturnhalle?«, sagt Carly. »Er hat doch so gern Ball gespielt.«
    Ich nicke, aber die praktische Durchführbarkeit dieses Plans, die Asche drinnen auszustreuen, macht mir Sorgen. Ich stelle mir vor, wie sie in würdelosen Haufen auf dem Holzboden landet, nur um letztendlich in den trüben Tiefen des Putzeimers eines Hausmeisters zu enden. Außerdem nehme ich an, dass es für solche Dinge Gesetze gibt. »Ich denke, es muss im Freien sein. Weißt du noch in Zeit der Zärtlichkeit, wie da die Asche hinten aus Jack Nicholsons Cabrio flog? Es war, als würde sie in den Himmel hoch und hinaus ins Meer fliegen und überall zugleich verstreut werden. Ich denke, das ist es, was Wayne gefallen hat.«
    »Na ja.« Carly hebt die Urne hoch und setzt sie sich vorsichtig auf den Schoß. Ihre Finger gleiten über die Kurven des Messings, während sie spricht. »Du hast das Cabrio, das heißt, die Hälfte haben wir schon.«
    »Ich nehm's an. Wir sind ein Akt, der noch einen Schauplatz sucht.«
    Wir fahren ein paar Minuten schweigend, und Carly lehnt den Kopf gegen meine Schulter. Sie lässt die Hand träge in meinen Schoß fallen und streichelt meinen Schenkel. »Ich bin müde«, sagt sie leise, die Lippen nur wenige Zentimeter von meinem Ohr entfernt. Trotz der Traurigkeit des Tages und der morbiden Atmosphäre unserer gegenwärtigen Exkursion dauert es nicht lange, bis die vereinte Wirkung ihres Atems in meinem Ohr und ihrer Hand auf meinem Schenkel meine Anatomie aufrührt.
    »Wenn du so weitermachst, wird an Schlaf nicht mehr zu denken sein.«
    Sie lächelt und gleitet mit ihrer Hand langsam nach oben und presst sie an mich, während sie die Lippen an mein Ohr legt. »Nach Hause, Jeeves«, flüstert sie.
    Wir lassen die Urne im Wagen und eilen ins Haus, während wir uns bereits befummeln wie zwei Teenager.
    Wir haben immer wieder Sex,
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