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Stadtfeind Nr.1

Stadtfeind Nr.1

Titel: Stadtfeind Nr.1
Autoren: Jonathan Tropper
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tatsächlich meinen Wagen in die Luft gesprengt.«
    »Ich kann es nicht glauben.«
    »Naja, das ist nicht der Stil des Buchklubs.«
    Einen Augenblick später geht hinter uns die Haustür auf, und Jared taucht zu unserer großen Verblüffung auf und zieht sich im Gehen die Jeans hoch, das Haar ein wirres Durcheinander über seinem Gesicht. »Was zum Teufel ist das denn?«, fragt er.
    »Was in aller Welt machst du denn hier?«, sage ich. Ich hatte keine Ahnung, dass er im Haus war.
    »Ich bin immer hier. Was ist denn mit deinem Wagen passiert?«
    »Wonach sieht es denn aus?«
    »Sieht aus, als ob er explodiert ist.«
    »Dann weißt du ja genauso viel wie ich.«
    Die Tür schwingt wieder auf, und ein niedliches blondes Mädchen tritt auf die Veranda, das Jareds T-Shirt und, soweit ich erkennen kann, sonst nichts trägt. »Das ist Kate«, sagt Jared. Ich erkenne sie von dem Abend, an dem Jared sie mir durch ihr Fenster gezeigt hatte. »Ausgeschlossen«, sage ich. Jared lächelt mich nur schulterzuckend an.
    Inzwischen sind die Flammen etwas zurückgegangen, und wir vier setzen uns auf die Stufen, um zuzusehen, wie der Wagen auseinander fällt. »Wisst ihr was?«, sage ich. »Ich habe diesen Wagen wirklich gehasst.«
    »Er hat nicht zu dir gepasst«, pflichtet Carly bei und lehnt sich an mich.
    »Zu mir hätte er sehr gut gepasst«, sagt Jared geknickt.
    Mit einem Mal springt Carly so schnell auf, dass ich mir schon Sorgen mache, ein verirrtes Stück Glut hätte sie verbrannt. »Seht mal!« Sie streckt die Hände aus, und jetzt sehen wir, dass die Luft um uns herum von einer Million winziger Partikel durchsetzt ist, die wie Schneeflocken langsam vom Himmel rieseln. »Das ist Wayne«, sagt sie,
    »Was?«
    »Waynes Asche. Sie war noch im Wagen.«
    Wir gehen in den Vorgarten hinunter, mit ausgestreckten Armen, die Handflächen nach oben gerichtet, um Waynes Asche möglichst viel Oberfläche zu bieten, auf der sie landen kann. Einen Augenblick später gesellt sich Jared zu uns und sieht verwundert zum Himmel hoch. Kate verharrt auf der Veranda und sieht uns mit nur teilweise verhohlenem Befremden zu. Wir drei stehen da und drehen uns langsam mit ausgestreckten Armen im Kreis. Wayne sinkt in Zeitlupe herab und verfärbt die Luft weiß. Aufgewachte Nachbarn stehen auf ihren Veranden und beobachten uns mit unterschiedlich großer Bestürzung. Carly streckt die Zunge aus dem Mund und fängt Asche damit auf und lächelt mich dann an. »Er ist überall.« Sie reißt die Arme in Richtung Himmel hoch. »Er ist die Luft selbst.«
    Etwas Asche landet auf meiner eigenen ausgestreckten Zunge, und ich schlucke sie und wende mich dann zu Carly um, deren Haar inzwischen weiß von der gefallenen Asche ist. »Du siehst aus wie ein Engel«, sage ich.
    »Ich fühle mich wie einer.«
    »Hör zu. Es sieht aus, als würde ich eine Mitfahrgelegenheit zurück nach Manhattan brauchen.«
    Sie hört auf, sich zu drehen. »Ja, sieht so aus.«
    »Komm und bleib eine Weile bei mir in New York.«
    Carly sieht mich lange an. »Vielleicht.«
    »Vielleicht?«
    » Vielleicht ist das Beste, was ich dir im Augenblick bieten kann.«
    Irgendwo in der Ferne durchdringt das erste schrille Heulen der nahenden Feuerwehrwagen die Nacht, und ich weiß, dass das Chaos nur noch Minuten auf sich warten lassen wird. Ich gehe zu Carly hinüber und lege die Arme um sie, und wir drehen uns langsam im Feuerschein und tanzen unter dem beglückenden Baldachin von Waynes sterblichen Überresten. »Mit vielleicht kann ich leben«, sage ich.
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