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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten
Autoren: Ernst Vlcek
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nicht kräftig genug, es ernsthaft zu verletzen und so Sadagar zu entlasten. Der Steinmann schleuderte in höchster Not seine Lanze dem Untier entgegen, das ihn von vorne bedrohte. Er traf gut, und als das Maul des Echsenschädels zuschnappte, ragte der Lanzenschaft nur noch eine Unterarmlänge heraus.
    Aber das hatte ihn so viel Zeit gekostet, dass das andere Ungeheuer sich ungehindert auf ihn stürzen konnte. Bevor Sadagar Zeit fand, seine Wurfmesser einzusetzen, hatte ihn die Drachenschlange förmlich niedergewalzt. Nur noch Sadagars Kopf und Oberkörper ragten unter dem Schlangenkörper hervor. Der Steinmann schrie, aber keiner der anderen konnte ihm zu Hilfe eilen. Kalathee pikste das Untier zwar mit ihrem Spieß, doch diese Nadelstiche schien es nicht einmal zu spüren.
    Da war Mythor zur Stelle. Er trieb sein Gläsernes Schwert kraftvoll in den aufgebäumten Schlangenkörper, so dass der Schmerz das Scheusal zurückwarf. Dadurch kam Sadagar frei und konnte sich aus der Gefahrenzone retten.
    Mythor setzte nach, bis die Drachenschlange unter seinen Streichen röchelnd verendete. In seinem Eifer hatte er gar nicht gemerkt, dass er sich bis an das Seeufer vorgekämpft hatte.
    Jetzt stand er auf einmal bis zu den Knien im aufgepeitschten Wasser. Die Seeschlangen verschwanden nacheinander in ihrem Element.
    »Zurück, Mythor!« schrie Nottr entsetzt. »Denke an Tanur!«
    Mythor spürte auf einmal etwas gegen seine Knöchel schlagen. Bevor das Scheusal ihn jedoch zu fassen bekam, wurde er mit festem Griff an der Schulter gepackt und an Land geschleudert.
    Über ihm stand eine hünenhafte Gestalt. »Lasst es genug sein!« erscholl Coerl O'Marns Stimme. »Es ist vorbei, Krieger. Die Ungeheuer sollen sich in ihrer Wut selbst zerfleischen.«
    »Danke«, sagte Mythor zu dem Ritter und erhob sich auf die Beine. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Aber Coerl O'Marn beachtete ihn überhaupt nicht.
    Einige Atemzüge lang brodelte die Oberfläche des Sees noch unter den wild schlagenden Körpern der Drachenschlangen. Aber bald darauf glättete sich der Goldene See wieder, und die trügerische Ruhe kehrte zurück.
    »Wir wählen einen anderen Lagerplatz«, ordnete Coerl O'Marn an.
    *
    Die Lagerfeuer brannten wieder und warfen ihren flackernden Schein auf das spiegelglatte, dunkle Wasser des Goldenen Sees. Sieben Caer waren gefallen, fast alle anderen hatten Verwundungen davongetragen. Die Toten waren mit den Kadavern der Drachenschlangen beim ursprünglichen Lagerplatz zurückgeblieben.
    »Bestattet ihr eure toten Krieger nicht?« erkundigte sich Mythor bei Pethorn, der Nyala nicht mehr zu beschützen brauchte, weil Coerl O'Marn sich ihrer fürsorglich annahm.
    »Das kommt auf die Umstände an«, antwortete Pethorn. Nur er und zwei verwundete Krieger, deren Verletzungen so stark waren, dass sie sich nicht aus eigener Kraft auf den Beinen halten konnten, waren im Lager zurückgeblieben. Pethorn fügte hinzu: »Was kümmern dich die Toten?«
    Mythor hob die Schultern. »Es sind eure Brüder, nicht die meinen. Aber etwas anderes. Der Ritter hat sein Ziel erreicht. Warum lässt er das Lager nicht weiter weg vom See errichten?«
    »Das wird mir zu vertraulich«, sagte Pethorn abweisend.
    »Es wäre wohl besser, dich und die anderen wieder wie Gefangene zu fesseln und zusätzlich zu knebeln.«
    Mythor hob beschwichtigend die Hände und zog sich zu seinen Kameraden zurück, die um ein Feuer saßen.
    Sadagar reinigte seine Wurfmesser vom Blut der Drachenschlangen. Nottr ließ sich von Kalathee eine Wunde an seinem linken Oberarm notdürftig verbinden, die ihm die Krallen einer Bestie geschlagen hatten.
    »Tut es noch weh?« fragte Kalathee besorgt.
    »Du heilst allein durch deine Hände«, sagte Nottr.
    »Ach du!« Kalathee zog ihn an seinem hüftlangen Zopf und schlug ihm dann spielerisch auf die linke Gesichtshälfte.
    »Was will O'Marn denn noch hier?« fragte Sadagar und wickelte sich fester in den Fellüberwurf, denn es wehte ein kalter Wind, der sich seinen Weg durch die Baumkronen bis zum Ufer des Sees suchte. Wenigstens hatte es zu schneien aufgehört, so dass sie nicht auch noch nass wurden. »Er hat Drundyr zum Henker gejagt und Nyala nun für sich allein. Worauf wartet er denn?«
    »Ich denke, dass er in sich gehen möchte«, sagte Mythor. »Wir kennen die Gesetze der Caer nicht gut genug, um ermessen zu können, welche Folgen O'Marns Handlungsweise nach sich ziehen wird. Er hat sich immerhin gegen einen Caer-Priester
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