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Stadt der Piraten

Stadt der Piraten

Titel: Stadt der Piraten
Autoren: Ernst Vlcek
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gestellt, dem er zu Gehorsam verpflichtet gewesen wäre.«
    »Das ist richtig«, stimmte Sadagar zu. »Der Ritter wird von der Priesterschaft Schwierigkeiten zu erwarten haben.«
    »Was kümmert es uns«, sagte Nottr, während er mit dem Daumen die Klinge seines Krummschwertes prüfte. »Wir sind nicht mehr gefesselt und dürfen unsere Waffen behalten.« Er blickte sich prüfend um, ob ein Caer in Hörweite sei, und flüsterte dann: »Wir sollten uns jetzt selbständig machen.«
    »Abwarten!« sagte Mythor.
    »Warum?« wollte Nottr wissen.
    »Unser Freund fühlt sich O'Marn verpflichtet«, klärte Sadagar den Lorvaner auf. »Er findet, dass sich der Ritter uns gegenüber recht anständig gezeigt hat, und möchte sich nicht undankbar zeigen.«
    »Das ist wahr.« Nottr sprach nicht weiter.
    Zwei Caer kamen ins Lager, die drei der entflohenen Pferde an den Zügeln führten. Die Tiere schienen sich wieder beruhigt zu haben.
    Ein weiterer Caer kam zurück und zeigte durch Achselzucken an, dass es ihm nicht gelungen war, weitere der ausgebrochenen Pferde einzufangen. Er kauerte vor einem Lagerfeuer nieder und rieb sich die Hände. Einer seiner Kameraden reichte ihm wortlos einen Becher mit dampfendem Wein.
    »Wir sollten zu schlafen versuchen«, sagte Kalathee müde und suchte die Wärme von Mythors Körper. Er hob seinen Arm, um sie an sich kuscheln zu lassen. Dabei blickte er zu O'Marn und Nyala hinüber, die allein an einem abseits brennenden Feuer saßen.
    Nyalas Gesicht war immer noch ausdruckslos, was ein untrügliches Zeichen dafür war, dass Drundyr den Bann noch nicht von ihr genommen hatte. O'Marn saß dicht bei ihr, ohne sie jedoch zu berühren, und starrte brütend in die Flammen.
    Mythor fragte sich, was in diesem Mann vor sich gehen mochte. Wie konnte es überhaupt geschehen, dass dieser furchtlose Krieger, der den Kampf um des Kampfeswillen suchte und zu sich selbst härter war als zu den anderen, dass dieser unnahbare Mann gegenüber der Tochter von Herzog Krude weich geworden war. Er versuchte nicht einmal, seine Zuneigung zu verbergen.
    Wäre der Ritter ein jugendlicher Heißsporn gewesen, dann hätte Mythor ihn eher verstehen können. Aber O'Marn stand im fünfzigsten Winter seines Lebens und hatte keinen Frühling mehr zu erwarten. Das mochte vielleicht die Antwort sein: Ein alternder Krieger wurde sich seiner Einsamkeit bewusst und griff noch einmal mit beiden Händen nach dem Leben. Anders konnte es eigentlich gar nicht sein.
    Wieder tauchte ein Caer im Lager auf. Er führte ein einzelnes Pferd am Zügel. Er wusste jedoch zu berichten, dass die noch fehlenden vier Krieger insgesamt sieben Reittiere eingefangen hatten. Der Ritter hörte ihm gar nicht zu. Mythor musste aber sofort daran denken, dass er und seine Kameraden von nun an ohne Pferde würden auskommen müssen.
    »Sieh nicht hin«, flüsterte ihm Kalathee ins Ohr. »Vergiss es! Nyala ist nicht für dich bestimmt.«
    Mythor drückte ihren Arm, um ihr anzuzeigen, dass sie sich ganz falsche Gedanken mache. Etwas in ihm fühlte sich zwar immer noch zu Nyala hingezogen, aber es war alles andere als eine verzehrende Leidenschaft. Es war eher Mitgefühl für das Schicksal der Prinzessin, die viel geopfert hatte, um ihn auf einen Weg zu lenken, von dem sie glaubte, dass er ihm vorbestimmt sei.
    Sie war es gewesen, die ihm gesagt hatte: »Du bist der Sohn des Kometen!« Mythor selbst war davon noch nicht restlos überzeugt, und er hatte bis jetzt auf eine Bestätigung von anderer Seite gewartet. Dass es ihm gelungen war, sich den Helm der Gerechten und das Gläserne Schwert zu beschaffen, war für ihn kein ausreichender Beweis.
    Doch, Mythor berichtigte sich in Gedanken, es gab noch einen Menschen, der fest an ihn glaubte: Kalathee. Der Gedanke an sie war herzerwärmend, und er drückte sie fester an sich. Als sie ihm die Hand auf die Brust legte, raschelte es unter seiner Felljacke.
    Kalathee versteifte sich augenblicklich. Das Geräusch des Pergaments, das er unter der Jacke an seinem Körper trug, erinnerte sie daran, dass sie noch eine andere Rivalin hatte, die ihr gefährlicher werden konnte als alle Frauen, die greifbar für Mythor waren.
    »Es ist alles gut, Kalathee«, murmelte er. »Schlaf jetzt!«
    Er spürte, wie sie sich allmählich wieder entspannte und irgendwann eingeschlafen sein musste, denn sie lehnte kraftlos und flach atmend an ihm. Er wagte nicht, sich zu rühren, um sie nicht zu wecken. Dabei wurde gerade jetzt der Wunsch in ihm
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