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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1
Autoren: hoffman
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›wir‹?«, neckte ihn Arianna. »Du bist jetzt doch Bellezzaner.«
    »Ich weiß«, sagte Luciano. »Genau darüber hab ich nachgedacht.«
    Er berührte den Talisman, der ihm an einer Schnur um den Hals hing. Es war die inzwischen gepresste weiße Rose, die jetzt in Harz gegossen war, was Rodolfo für ihn gemacht hatte. Er hatte sie schon dreimal benutzt, um in seine alte Welt zurückzukehren. Aber er hatte immer nur einen kurzen Blick auf seine Eltern geworfen, denn jetzt, wo er Bellezzaner war, waren die Zeitreisen viel schwieriger und er hatte immer nur ein paar Minuten bleiben können. Rodolfo hatte ihm versprochen, dass es leichter werden würde. Er seufzte.
    »Hör mal!«, sagte Arianna.
    Sie hielt seine Hand, als die Glocke des Campanile in der Stille Mitternacht schlug. Beim letzten Schlag ging ein Aufschrei durch die Menge, die auf dem Platz versammelt war, und das Feuer wurde entzündet. »Er geht, er geht, der Karneval verabschiedet sich!«
    »Luciano?«, fragte Arianna. »Geht es dir gut?«
    Auch er nannte sich jetzt in seinen eigenen Gedanken »Luciano«; Lucien gehörte der Vergangenheit an. Luciano lebte in Talia. Er hatte sogar seinen sechzehnten Geburtstag hier verbracht, ein paar Wochen nach Ariannas. Als er an ihre Feier dachte, musste er lachen.
    Arianna schnaubte in ganz unherzoglicher Manier. »Du kannst einem den letzten Nerv rauben!«, sagte sie. »Was ist jetzt schon wieder?«
    »Ich musste gerade an deine erste Maske denken.«
    Jetzt musste Arianna auch lächeln. Als Duchessa hatte sie eine sehr förmliche Geburtstagsfeier gehabt, die darin gipfelte, dass ihr Rodolfo als ihr Vater und Regent eine weiße Seidenmaske umband. Wie hatte sie das Ding verabscheut! Danach hatte sie eine Reihe von kunstvollen Masken tragen müssen, sobald sie die Öffentlichkeit betrat. Sie konnte sie immer noch nicht leiden, hatte aber allmählich eingesehen, dass sie auch ihre nützlichen Seiten hatten. Es war schwer zu erkennen, was jemand hinter seiner Maske dachte, auch wenn man die Augen sehen konnte. Das bedeutete nun nicht, dass sie das Vorhaben aufgegeben hatte, das Gesetz zu ändern, aber sie hatte Rodolfos Rat angenommen, erst mal vorsichtig mit dem Senat umzugehen.
    »Gewöhnst du dich allmählich dran?«, fragte Luciano. »Diese da aus silberner Spitze ist nämlich wirklich hübsch.«
    »Na ja«, brummte Arianna. »So ganz noch nicht. Aber vielleicht ist das unwichtig. Ich glaube nämlich nicht, dass ich sehr lange eine Maske tragen werde.«
    Und sie wandte sich Luciano mit einem Lächeln zu, das ganz und gar das einer Duchessa war.

    Bemerkung zur Stravaganza
    William Dethridge, der erste Stravagante, machte seine erste Reise in eine andere Dimension zufällig. Es handelte sich um einen alchemistischen Unfall, der die Gesetze von Zeit und Raum beeinflusste. Dies geschah 1552, als Dethridge offiziell Mathematik an der Universität Oxford lehrte, doch nebenher viel Zeit mit eigenen Studien verbrachte.
    Die Kupferschale, die er in der Hand hielt, während er versuchte, unedle Metalle in Gold zu verwandeln, wurde zu seinem Talisman und blieb ihm fast ein Vierteljahrhundert ein verlässlicher Schlüssel zu der anderen Welt.
    Doch obwohl Dethridge von seinen Reisen nach Talia immer in seine eigene Zeit zurückkehrte, war der Übergang, den er geöffnet hatte, sehr unzuverlässig. Seit seiner ersten Reise ist es anderen Stravaganti von Talia aus passiert, dass sie in viel späteren Zeitaltern ankamen als in Dethridges elisabethanischem England.
    So hinterließ Rodolfo sein Notizbuch im einundzwanzigsten Jahrhundert.
    Alle Talismane funktionieren in beide Richtungen, doch sie müssen ursprünglich aus der anderen Welt in die des Reisenden kommen. Deshalb brauchte Lucien einen neuen Talisman, nachdem er in unserer Welt gestorben war. Und aus diesem Grund wäre sein Notizbuch den Chimici auch gar nicht von Nutzen gewesen, was sie allerdings immer noch nicht wissen. Dethridges Kupferschale bildet die einzige Ausnahme von dieser Regel. Nachdem er sich allerdings »verwandelt«
    hat, als er in seinem eigenen Körper in England starb, sind seine Reisen in unsere Welt, falls er sie unternimmt, der gleichen zeitlichen Unsicherheit unterworfen.
    In Talia spricht und versteht Lucien die talianische Sprache, obwohl er in seiner eigenen Welt kein Italienisch konnte. Dethridges Sprache klingt altmodisch in Luciens Ohren – und zwar nur in seinen –, weil sie beide aus England stammen, dort aber in einem Abstand von 450
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