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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1
Autoren: hoffman
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den Säulen auf der Piazza Maddalena gespannt war. Auf allen Plätzen flanierten die Bellezzaner – einfach nur, um ihre kunstvollen Kostüme und ihre noch ausgefalleneren Masken zu zeigen. Doch nirgendwo war das beliebter als auf dem Platz vor der silbernen Basilika.
    Jetzt kam ein junger Mandolier mit einer Bootsladung voller Gäste über den Gro
    ßen Kanal. Er war schlank und hatte schwarze Locken und trug eine silberne Schmetterlingsmaske. In seinem Gefährt saßen eine junge Frau, ebenfalls maskiert, und zwei Männer mittleren Alters, die den Anstrengungen des Jungen belustigt zusahen.
    »Luciano!«, sagte einer von ihnen. »Wer, sagtest du, unterrichtet dich?«
    »Alfredo«, erwiderte der junge Mandolier. »Aber ich habe die Mandola erst seit einer Woche.« Er lächelte. Er hatte sich das schöne schwarze Gefährt von dem Silber der Duchessa gekauft und Rodolfos Diener hatte ihn unterrichtet.
    »Du wirst zu unserem kleinen Kanal kommen und noch ein paar Stunden nehmen müssen, glaube ich«, sagte Egidio.
    »Genau, du wärst nicht der Erste, dem wir dort was beibringen«, fügte Fiorentino hinzu.
    »Beachte sie einfach nicht«, sagte das maskierte Mädchen. »Ich finde, du machst das gar nicht schlecht – für einen Anfänger!«
    »Komm doch her und zeig mir, wie es besser geht«, sagte Luciano. »Wenn du meinst, dass du das kannst.«
    Das Mädchen lachte, übernahm prompt das Ruder und stakte den Kahn gekonnt den Kanal entlang, während Luciano mit großen Augen zusah.
    »Du bist eine wahre Mandoliera!«, rief Egidio aus.
    »Es liegt ihr eben im Blut«, sagte Fiorentino.
    Und Arianna, die die Anonymität und Freizügigkeit des Karnevals übermütig gemacht hatte, lachte voller Stolz, während sie die Mandola den Großen Kanal entlangsteuerte.

    Als Vicky Mulholland Lucien das erste Mal sah, sagte sie ihrem Mann nichts davon. Er hätte womöglich vermutet, dass sie verrückt wurde. Und Himmel, sie hatte das in den Wochen nach Luciens Tod oft genug selbst befürchtet. Bei jenem ersten Mal war es sowieso nur ein kurzer Blick gewesen, vor der Schule, und sie redete sich ein, dass es eine optische Täuschung gewesen sein musste.
    Erst später, als sie ihn erneut sah, war sie überzeugt, dass er es auch beim ersten Mal gewesen war. Und nun musste sie David davon erzählen.
    »Was?« Er war wie vor den Kopf geschlagen. »Du meinst, du hast jemand gesehen, der so aussah wie er?«
    »Nein«, erwiderte Vicky, »er war es selbst. Ich weiß es.« Ihr Mann nahm sie in die Arme. »Meinst du wie ein Geist, Liebling?«, fragte er liebevoll.
    »Nein«, sagte Vicky und die Tränen strömten ihr über die Wangen. »Es war kein Geist – ein richtiger Junge.« Und David wusste nicht, was er sagen sollte.
    Dann sahen sie ihn beide. Er stand vor ihrem Haus. Er sagte nichts, aber er lächelte und winkte, ehe er wieder verschwand.
    In den nächsten Monaten und Jahren sahen sie ihn viele Male und mit der Zeit konnten sie auch mit ihm reden und seine Seite der Geschichte hören. Das alles hielten sie geheim, denn es war äußerst seltsam und beunruhigend. Trotzdem war es ihnen ein Trost.
    Unten am Anleger waren zwei stämmige Fischer dabei, etwas zu erklären, indem sie wild die Arme bewegten und einen unermesslichen Fang andeuteten. Die Menge um sie herum stachelte sie an und versorgte sie mit Wein. Allmählich wurden die Fischer immer vergnügter.
    »Es ist ein Wunder«, sagte der eine. »Dass es den Merlino-Fisch noch gibt!«
    »Damit steht Merlino großer Wohlstand bevor«, sagte der andere mit vom Wein schwerer Zunge.
    »Und uns auch«, stimmte sein Bruder zu.
    »Das ist doch das Mindeste, das wir erwarten können«, sagte der Zweite, »vor allem jetzt, wo unsere kleine Schwester Duchessa ist.«
    »Also, jetzt wissen wir, dass ihr flunkert!«, rief ein Zuschauer aus der Menge.
    »Merlino-Fische tauchen wieder auf und die Duchessa ist die Schwester von zwei betrunkenen Fischern!«
    Doch Angelo und Tommaso ließen sich nicht beirren. Sie hatten den Merlino im eigenen Netz gefangen und ihn wieder ins Meer schwimmen lassen, wo er hingehörte. Ihnen reichte es, wenn er eines natürlichen Todes starb und seine Gebeine am Strand zurückließ, wo sie sie eines Tages finden würden. Doch es war ein Vorzeichen und wie alle Lagunenbewohner glaubten sie an so etwas.
    Die Piazza Maddalena war voller Menschen. Eine große Feier fand im Palazzo der Duchessa statt, wo all die hohen Würdenträger in den herrlichsten Kostümen und Masken feinste
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