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Stadt der Masken strava1

Stadt der Masken strava1

Titel: Stadt der Masken strava1
Autoren: hoffman
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damit ich das Haus finden kann. Du hast

    gesagt, es befindet sich in der Nähe der Schule von Barnsbury. Dottore, kommt doch bitte zu uns.«
    Lucien nannte ihm die Adresse und die drei Stravaganti gingen in die Kammer, in der Rodolfo gewöhnlich schlief. Er nahm einen silbernen Ring von einer Kette, die er um den Hals trug, und steckte ihn an den Finger. »Das ist mein Talisman, Lucien«, sagte er. »Doktor Dethridge hat ihn mir gegeben. Bleibt ihr beiden bei mir, solange ich fort bin?« Und ohne länger zu warten, glitt er in eine Bewusstlosigkeit.
    Der für die Beerdigung zuständige Priester wurde blass, als er die Sterbedaten des Menschen sah, den er an diesem Donnerstag aussegnen musste. Er hasste es, junge Menschen beerdigen zu müssen. Es waren nicht nur die unnatürliche Tragik und die verzweifelten Eltern; damit musste jeder Geistliche von Zeit zu Zeit fertig werden. Es waren eher all die anderen jungen Leute, die zu der Beisetzung kamen. Einige von Kopf bis Fuß in Schwarz, selbst wenn sie gar nicht eng befreundet gewesen waren. Andere, die versuchten etwas Aufmunterndes zu tragen, weil sie meinten, dass dem Verstorbenen das besser gefallen hätte.
    Die Mädchen waren immer in Tränen aufgelöst und die Jungen nicht viel gefasster. Und er würde eine Predigt halten müssen, die allen eine gewisse Hoffnung ließ, an die sie sich klammern konnten – selbst die Atheisten und die Ungläubigen, die immer häufiger in der Überzahl waren. Zum Beispiel die Eltern, die ihn aufgesucht hatten. Sie hatten bekannt keine Kirchgänger zu sein. »Selbst wenn ich bisher gegangen wäre, dann würde ich jetzt nicht mehr gehen«, sagte der Vater unhöflich. »Nach dem, was mit Lucien geschehen ist, bin ich sicher, dass es keinen Gott gibt.«
    »Still, David«, sagte seine Frau, aber auch sie hatte sich erkundigt, ob die Feier
    »nicht so religiös« abgehalten werden könnte.
    »Also, Sie müssen keine Gebete und Kirchenlieder auswählen«, hatte der Pfarrer so sanft wie möglich gesagt und ihnen ihren Kummer zugute gehalten. »Sie könnten ja Gedichte nehmen oder andere Texte Ihrer Wahl lesen lassen und die Musik nach dem Geschmack Ihres Sohnes auswählen. Aber darf ich vorschlagen, dass Sie die Beisetzungspredigt im christlichen Gebetbuch durchlesen? Sie enthält einige sehr schöne Passagen, die manch einer als tröstlich empfindet, auch wenn er ungläubig ist.«
    Schließlich hatten sie sich doch für die ganze Predigt von 1662 entschieden, sowie für zwei Kirchenlieder, »Komm, göttliche Liebe« und »Jerusalem«. Die Mutter hatte alle weiteren Musikstücke ausgewählt und einen Freund ihres Sohnes gebeten, ein Gedicht zu lesen. Zögernd hatte sie dann noch gesagt, sie würden es zu schätzen wissen, wenn in der Predigt erwähnt würde, dass sie keine Gläubigen seien.
    Der Priester nahm keinen Anstoß daran. Er sagte nur: »Ich nehme keinen Glauben als selbstverständlich hin außer meinem eigenen.«
    Jetzt stieg er auf die kleine, hölzerne Kanzel und wollte versuchen all den ver
    ängstigten Teenagern irgendeine Art von Trost zu bieten. Die Tür hinten in der Kirche ging auf und eine sehr seltsame Gestalt trat ein. Zuerst überlegte der Priester, ob es sich um einen Obdachlosen handelte, der Zuflucht vor der Kälte suchte. Doch dann stellte er rasch fest, dass es sich um einen fein aussehenden Herrn mit silbernem Haar handelte. Er war gekleidet, als würde er in einem Shakespeare-Stück mitspielen: in schwarze Kniehosen, ein bauschiges weißes

    Hemd, eine Samtweste und ein Cape. Dazu trug er hohe schwarze Wildlederstiefel und sein Haar war lang. Er hielt einen prächtigen schwarzen Samthut in Händen und folgte der Predigt aufmerksam.
    »Danke, Tom«, sagte Vicky Mulholland nach dem Gottesdienst. »Das hast du sehr schön gelesen. Es war lieb von dir, dass du das gemacht hast.«
    Tom nickte und schüttelte beiden Eltern die Hände. Ein blasses, hübsches Mädchen klammerte sich an seine andere Hand.
    »Wer ist das?«, fragte Luciens Vater und deutete auf den seltsamen Mann in schwarzem Samt, der mit einigen der jungen Leute redete. »Ich dachte, vielleicht einer aus der Theater-AG von eurer Schule, der direkt aus einer Probe gekommen ist?«
    »Den hab ich noch nie gesehen«, sagte Tom. »Aber er hat mich auch gefragt, was mit Lucien passiert ist. Er wirkte sympathisch und war sehr traurig, auch wenn er so komisch aussieht.«
    Sie standen und betrachteten das Blumenmeer um Luciens Namensplakette. Die Blumen von
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