Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
besaß.
    Roland hatte die Macht, sein Blut zu verfestigen und zu lenken, und ich hatte das nun auch erlernt. Ich wusste nicht, ob es an dem Machtzuwachs lag, den ich erfahren hatte, als sich sein Blutschwert in mir aufgelöst hatte, oder ob es an meinem Zorn lag – jedenfalls besaß ich diese Gabe nun und hatte sie voll eingesetzt, um Cesare leiden zu lassen.
    Cesares Kopf fiel zu Boden. Sein Körper blieb noch einen kurzen Moment lang stehen und sackte dann ebenfalls polternd zusammen. Ich sah Mart, der etwas zu Livie sagte und lachte. Sie befeuchtete sich die Lippen und dolmetschte: »Er sagt, du hättest dich bereits als sehr nützlich erwiesen.«
    Die Zeit verging sehr, sehr langsam. Rakshasas kamen und gingen. Ich psalmodierte lautlos weiter, trieb meinen Körper dazu an, sich selbst zu heilen, und meine rissigen, blutleeren Lippen flüsterten die Worte immer und immer wieder, doch von dem vormals reißenden Strom der Magie in mir war nur noch ein Rinnsal übrig.
    Dann berührten kalte Finger meine Hand. Ich blickte auf und sah Livie, die sich zu mir beugte. Tränen liefen ihr die Wangen hinab. »Verzeih mir bitte«, flüsterte sie. »Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich euch alle in diese Sache mit hineingezogen habe.«
    »Das muss dir nicht leidtun. Es ist nicht deine Schuld.«
    Sie verzog das Gesicht zu einer qualvollen Grimasse und schob mir ein Metallstück in die Hand.
    Jemand knurrte etwas. Livie wich augenblicklich von dem Käfig zurück. Ich sah mir an, was sie mir zugesteckt hatte. Es war ein Messer.
    Sie versuchte mir zu helfen. Wenn ich jemals aus diesem Käfig herauskam, war ich immerhin nicht ganz auf mich allein gestellt.
    Die Dunkelheit an den Rändern meines Gesichtsfelds nahm zu. Das ging langsam aber stetig vor sich. Der Schmerz hatte sich hinter eine Wand aus Fühllosigkeit zurückgezogen. Er war noch da, brannte aber nicht mehr mit solchem Ingrimm. Ich lag im Sterben.
    Ich wartete darauf, dass mein Leben noch einmal blitzartig vor meinen Augen vorüberzog, doch das geschah nicht. Stattdessen starrte ich einfach in diesen höhlenartigen Saal mit all seinem metallischen Glanz und betrachtete die funkelnden Lichter in den Tiefen des Wolfsdiamanten. Meine Lippen bewegten sich immer noch, psalmodierten Heilung heischende Worte. Eigentlich hätte ich längst tot sein müssen. Nur meine Hartnäckigkeit und Rolands Blut hielten mich noch am Leben. Doch irgendwann würde mein Lebenswille schwinden, und dann war Schluss mit lustig.
    Ich war immer davon ausgegangen, dass mein Leben in einer Schlacht enden würde oder bei einem Überfall in einer dunklen Gasse. Aber doch nicht so. Nicht in einen goldenen Käfig gesperrt, um nach meinem Tod einer Bande von Monstern zum Fraß vorgeworfen zu werden.
    Doch immerhin würde Curran weiterleben, und Derek auch, und Andrea und Jim … Wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich es nicht anders gemacht. Ich wünschte nur … Ich wünschte nur, ich hätte mehr Zeit gehabt.
    Die Dunkelheit zog sich weiter um mich zusammen. Vielleicht wurde es nun doch Zeit für mich, mich dem Tod zu ergeben. Ich hatte die Schmerzen so satt.
    Mit einem Mal entstand drüben bei den Rakshasas ein Tumult. Sie liefen hektisch hin und her. Mart erhob sich von seinen Kissen und begann, Befehle zu brüllen. Eine Rakshasa-Gruppe stürmte, bizarre Waffen schwingend, in den Saal. Mein schwaches Herz schlug wieder schneller.
    Das konnte doch nicht sein.
    Nun liefen die Rakshasas wie aufgescheuchte Hühner umher, und dann hörte ich es: das tiefe Brüllen, das wie ferner Donner klang.
    Curran .
    Das musste eine Halluzination sein. Er konnte nicht hier sein. Ich hörte ja immer noch die Propeller. Wir befanden uns weiterhin in der Luft.
    Das Furcht einflößende Löwengebrüll erschütterte ein weiteres Mal das ganze Vimana. Und diesmal klang es näher.
    Ein großer Pulk von Rakshasas strömte in den Saal zurück, bis an die Zähne bewaffnet. Ein zerfleischter Körper flog durch einen der gewölbten Durchgänge herein. Livie lief zu mir und verbarg sich hinter meinem Käfig.
    Der Strom der Monster schob sich nun zum Haupteingang des Saals. Sie prallten dort auf etwas, kämpften und traten blutüberströmt den Rückzug an. Dann stürmte Curran in den Saal.
    Er war in seiner Kämpfergestalt. Hoch aufragend, das graue Fell mit Blut befleckt, brüllte er erneut, und die Rakshasas wichen vor diesem Wutausbruch zurück. Er machte sie nieder, als wären sie Spielzeugsoldaten. Ein großes Geheul
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher