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Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis

Titel: Stadt der Finsternis - Andrews, I: Stadt der Finsternis
Autoren: Ilona Andrews
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umschwirrten ihn wie Kolibris. Eine wusch ihm die Füße, eine bürstete ihm das Haar, eine hielt ihm das Glas. Weitere Rakshasas saßen an den Wänden, in respektvollem Abstand zu ihm, eine kunterbunte Truppe aus Monster- und Menschengestalten. Sie kamen und gingen durch gewölbte Durchgänge.
    Mart starrte mich mit seinen blauen Augen an, stieß die Frauen beiseite und kam an meinen Käfig. Ich hörte sofort auf zu psalmodieren und lag einfach nur reglos wie eine Puppe da. Ich hatte gerade noch genug Kraft in mir für eine einzige Aktion. Wenn er die Käfigtür öffnen würde, würde ich ihm das Genick brechen. Ihm zuckten schon die Finger, und dann trat Livie in mein Gesichtsfeld. Neben Marts bernsteinfarbener Haut wirkte ihr Gesicht bleich.
    Mart sagte etwas, melodiöse Worte, vermischt mit kehligen Lauten.
    »Er sagt: Wenn du überlebst, wirst du ihm dienen. Und wenn du stirbst, werden sie das Fleisch von deinen Knochen nagen.«
    Wenn sie mich fraßen, würden sie dadurch noch mehr Macht erlangen. Ich hatte keine Ahnung, wie ich das verhindern konnte. In diesem Moment hätte ich gern ein Macht-Wort besessen, das spontane Selbstverbrennung auslöste …
    Mart sagte noch etwas, sein Blick drang in mich.
    »Er will wissen, ob du verstehst, was er gesagt hat.«
    Jetzt musste ich überleben. Er ließ mir keine andere Wahl.
    »Verstehst du es?«
    Arrogantes Arschloch . Ein winziges Kräuseln zeigte sich in meiner Blutpfütze. Keiner der beiden bemerkte es.
    Meine Stimme war ein heiseres Flüstern. Mehr brachte ich nicht zuwege. »Erst werde ich Cesare töten. Und dann werde ich ihn töten.«
    Livie zögerte.
    »Sag es ihm.«
    Mart spie nur ein einziges scharfes Wort. Livie zuckte zusammen, wie unter einem Peitschenhieb, und übersetzte ihm, was ich gesagt hatte.
    Er lächelte, bleckte sein makelloses Gebiss und schlenderte zu seinem Platz zurück.
    Ich lag ganz still und inhalierte die Dämpfe, die von meinem Blut aufstiegen. Mir verschwamm alles vor Augen, dann sah ich kurz wieder klar, dann wieder nur noch verschwommen. Die einzige Realität, die mir blieb, war der stete Schmerz in meinem Bauch, die Blutpfütze unter mir und mein lautloses Psalmodieren.
    Eine hoch aufragende Gestalt erschien am anderen Ende des Saals. Cesare. Immer noch in seiner Menschengestalt. Die Schlangen erhoben sich von seiner Haut und zischten. Er hielt einen goldenen Kelch in der Hand.
    Vor den Gitterstäben meines Käfigs blieb er stehen und sagte etwas zu Mart.
    Er wollte von meinem Blut trinken. Es würde ihn stärken. Mein Blut würde das Wesen nähren, das versucht hatte, Derek zu ermorden. Nee, das kannst du knicken .
    Cesare schob eine Hand zwischen den Gitterstäben hindurch und schöpfte etwas von meinem Blut in seinen Kelch. Der Scheißkerl. Wut ballte sich in mir. Mir zitterten die Finger.
    Eine dünne Linie der Magie verband mich mit dem Blut in seinem Kelch. Ich spürte es immer noch. Das Blut in dem Kelch war immer noch ein Teil von mir.
    Er setzte den Kelch an die Lippen.
    Nein! Das ist meins !
    Zorn loderte in mir auf, und ich speiste ihn in das Blut hinein und befahl dem Blut, sich zu bewegen, als wäre es eine Faust. Und es gehorchte.
    Cesares Augen traten hervor. Er griff nach der roten Flüssigkeit, die sich in seinem Mund mit einem Mal verfestigt hatte, und stöhnte, als hätte man ihm die Zunge herausgeschnitten. So ist es recht, du verdammter Dreckskerl . Ich leitete noch mehr von meiner Macht in das Blut hinein. Es tat mir weh, aber das war mir egal.
    Spitze rote Nadeln drangen aus Cesares Gesicht, durchstachen von innen heraus sein linkes Auge, seine Lippen, seine Nase, seine Kehle. Er schrie, und sein linkes Auge lief aus.
    Rache für Derek! Viel Spaß noch, Zaraza!
    Ich verflüssigte das Blut wieder. Auf zur zweiten Runde. Die Nadeln zogen sich zurück und drangen dann erneut aus seinem Gesicht hervor. Cesare wand sich und heulte. Die Rakshasas liefen aufgeschreckt hin und her. Jemand schrie etwas. Ich fand es sehr schade, dass ich jetzt schon damit aufhören musste. Ich hätte es gern so lange fortgesetzt, wie sie Derek gequält hatten, aber das würden sie nicht zulassen. Ich ließ die Nadeln aus Blut noch ein drittes Mal zustoßen und lud mein Blut dann bis zum Anschlag mit Magie auf. Eine Klinge aus Blut schoss aus Cesares Kehle. Sie fuhr zur Seite und malte ihm einen tiefroten Kragen rings um den Hals. Dann entließ ich das Blut, und es verwandelte sich in schwarzen Staub, der keinerlei Magie mehr
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