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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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lachte ihn Ogoibélou aus.
    »Hör auf damit!«, wehrte sich Serou.
    Plötzlich tauchten Inogo und Eléou zwischen den Beinen ihrer Brüder auf.
    Eléou umarmte Rokia schwungvoll, während Inogo regungslos vor ihr stehen blieb. Er wirkte beinahe wie ein anderer Junge, dachte Rokia, als sie ihn betrachtete.
    Inogo war größer geworden, und sein Blick wirkte jetzt eindringlicher.
    »Ich habe gehört, dass du bis nach Tamanè gelaufen bist«, sagte sie zu ihm.
    »Na, und du hast die Wüste durchquert«, erwiderte er.
    Beide wussten, dass sie etwas Einzigartiges, Bedeutendes vollbracht hatten, aber sie waren zu scheu und bescheiden, um das vor den anderen zuzugeben. Setuké, der hinter ihnen stand, bemerkte ihr verschwörerisches schweigendes Einverständnis und bewahrte es in seinem Herzen, für ihr zukünftiges Schicksal. Große Menschen tun wichtige Dinge, ohne groß darüber zu reden. Das unterscheidet sie von ihren Mitmenschen, dachte er.
    Rokia stellte allen Raogo vor und erklärte, dass der Mann, den sie vom Brunnen her fluchen hörten, ihr anderer Freund namens Ayad sei.
    Dann meinte sie noch: »Ich habe aus der Stadt aus Sand Geschenke für euch mitgebracht!«
    Als Letzten sah sie dabei Setuké an.
    Mit Raogos Hilfe übergab sie Ogoibélou ein blaues Kästchen mit einem Schloss, das bis jetzt noch niemand hatte öffnen können. »Du bist stark, Ogoibélou. Wenn es dir gelingt, es zu öffnen, gehört der Inhalt des Kästchens dir!«
    Serou war selig über einen langen Bogen aus Knochen und einen Köcher mit bunten Pfeilen. Er nahm den Bogen und wog ihn in den Händen, als wüsste er schon um all seine Geheimnisse.
    »Dann kannst du das nächste Mal ja aus der Distanz kämpfen!«, zog ihn sein älterer Bruder auf.
    Eléou schrie beinahe auf vor Freude, als er sah, dass er einen richtigen Fußball bekam. Inogo erhielt ein Fernglas mit bläulich gefärbten Linsen, mit dem er die Besucher des Dorfes besser und schon aus größerer Entfernung ausmachen konnte.
    »Und dieses Kleid hier …«, keuchte Rokia, die sich damit abmühte, einen altrosa Stoff aus der Satteltasche zu ziehen, »… ist für Mama.«
    Als sie aufschaute, war ihre Mutter schon gekommen.
    Sie stand scheinbar gleichgültig hinter Rokias Brüdern, aber an ihrem heftigen Atmen konnte man hören, dass sie gerannt war.
    Als Rokia ihre Mutter endlich so nah vor sich sah, brannten ihr Tränen in den Augen. Sie sagte kein Wort, ließ das altrosa Gewand zu Boden gleiten und lief zu ihrer Mutter, um sie fest zu umarmen.
    Ganz, ganz fest.
    Und das war ihr für diesen Moment genug.

    Vor Matukés Hütte brannte hell ein Feuer, das seit dem Tag, an dem der Geschichtensänger erkrankt war, niemals ausgegangen war.
    Im Hof saß eine Abordnung von Männern aus Tamanè. Sie waren dem Heer, das man zur Unterstützung des Dorfs geschickt hatte, gefolgt. Nun wachten sie über die letzten Stunden des großen Geschichtensängers, dessen Geist und Körper nach so viel Leiden langsam verloschen.
    Über dem gesamten Dorf lastete aus diesem traurigen Anlass eine drückende Stille, die so im Gegensatz zu ihrer Freude darüber stand, dass sie Sanagòs Heer besiegt hatten.
    Die Männer aus Tamanè hatten in den vorangegangenen Tagen eine wunderbare Geschichte gehört, die ihnen der Zwillingsbruder des Geschichtensängers erzählt hatte. Darin ging es um einen Großvater, der beschlossen hatte, sich für das Gemeinwohl zu opfern, um einen Jungen, der eine ganze Nacht hindurch in Begleitung eines Falken und eines Schakals gerannt war, und um ein mutiges Mädchen, das die Wüste durchquert hatte, um sie alle zu retten.
    »In Wirklichkeit hat es sich aber nicht ganz so abgespielt …«, erklärte Ayad an diesem Abend heftig gestikulierend vor dem Feuer. »Ich meine, ich will ja Rokias Verdienst nicht schmälern, aber es ist doch klar, wenn ich und mein Fennek nicht geholfen hätten, säßen wir heute wohl kaum hier und könnten darüber reden.«
    Er trank einen langen Schluck von dem Hirsebier und fragte: »Hat man euch eigentlich schon erzählt, wie ich mit nackten Händen gegen die giftigen Schlangen kämpfen musste, um Rokia zu retten?«
    Die Männer schüttelten leicht den Kopf, und Ayad fing an zu erzählen. Yatoyé kniete vor ihm und bewunderte ihn: Wie eindrucksvoll er seine Stimme einzusetzen verstand und wie ernst er schaute, während er ein Abenteuer erzählte, dass nur in seiner blühenden Phantasie stattgefunden hatte!

    Einige Schritte vom Feuer entfernt standen
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