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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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hörte. »Ich bin kein Prinz. Ich bin nur ein ganz normaler Held.«
    Rokia kicherte.
    »Was gibt es da zu lachen, Mädchen?«, fragte er und kontrollierte hastig sein Gewand und seinen Hut.
    Rokia legte sich eine Hand auf den Mund. »Ach nichts! Ich fürchte nur, dass du deinem neuen Dromedar hinterherrennen musst, wenn du es wiederhaben willst …«
    Ayads Reittier trottete nämlich bereits aus eigenem Antrieb in Richtung Brunnen.
    »Na großartig!«, rief Ayad. »Hat man schon je so ein durstiges Dromedar gesehen? Aber diesmal werde ich Mohammed was erzählen! Bleib stehen, du verfluchtes Vieh! Komm her! Bleib sofort stehen … Pi …«
    »Picasso«, half ihm Rokia auf die Sprünge.
    Der Bororo drehte sich wieder zu Yatoyé um und verneigte sich noch einmal elegant vor ihr: »Entschuldige mich bitte. Ich muss dich kurz verlassen und dieses widerborstige Tier einfangen, und dann … später …« Hastig wandte er den Kopf, um zu sehen, wie weit das Dromedar sich inzwischen entfernt hatte, dann machte er sich schleunigst an die Verfolgung. »Bleib stehen! Verdammtes Mistvieh! So bleib endlich stehen!«
    »Das hier ist Raogo«, fuhr Rokia nun mit der Vorstellung fort und deutete auf den Jungen. »Die beiden dort heißen Monet und Manet.«
    Yatoyé betrachtete besorgt die beiden beinahe unsichtbaren Gestalten, die sie auf den Höckern der letzten Dromedare zu erkennen glaubte. »Sind diese Dromedare da unbeladen, oder sitzt dort oben noch jemand im Sattel?«
    »Das sind zwei arme Seelen, die keinen Körper mehr haben, in den sie schlüpfen können. Deshalb haben sie sich entschlossen, mit uns zu kommen«, gab ihr das Mädchen zur Antwort. »Er ist der Krieger …«
    »Gesundheit, Kleine«, unterbrach sie die erste Seele.
    »Und der andere hier jammert ständig …«
    »Das nennst du ein Dorf?«, legte die zweite Seele auch gleich los. »Das ist ja trostlos hier. Alles ist zerstört und verbrannt.«
    Yatoyé wusste nicht, ob sie lachen oder sich fürchten sollte.
    »Achte nicht zu sehr auf sie«, riet ihr Rokia. »Nach einiger Zeit gehen ihre Stimmen im Wind unter.«

    Der Hogon stand am Tor des Baobabs, auf seine beiden hohen Stöcke gestützt, und erwartete sie. Sein Gesicht wirkte angespannt, in die Länge gezogen wie das eines Ameisenbärs, doch in seinen Augen blitzte zaghaft Freude auf.
    Die Palisade neben ihm war zur Hälfte eingestürzt, und wo sie noch stand, war sie an einigen Stellen verbrannt. Viele Männer, unter ihnen auch Rokias Vater, der gerade von der Jagd zurückgekommen war, reparierten sie mit neuen Pfählen und Seilen.
    Vor dem Tor hatte man einen Scheiterhaufen errichtet, auf dem runde Strohhüte brannten.
    »Setuké!«, rief Rokia aus, rannte zu ihm hin und ging dann vor ihm in die Knie, um zur Begrüßung seine Beine zu umfassen.
    Der Hogon erstarrte wegen ihrer großen Begeisterung, doch dann ließ er sie gewähren und zerzauste ihr sogar ein wenig die Haare. »Dein Großvater war sicher, dass du es schaffen würdest.«
    Rokia sah zu ihm hoch. »Woher wusstet ihr das so genau?«
    Setuké konnte sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, dass der Fürst nicht mehr existierte. Und dass ihn ein elfjähriges Mädchen besiegt hatte.
    »Wir wussten es nicht mit Sicherheit …«, erklärte der Hogon . »Aber wir haben es gehofft. Eine Geschichtensängerin, ein kleines Mädchen, das dazu noch vom Segen der Tiere begleitet wird – es war nicht leicht, diese drei Dinge auf einmal zu finden, um alles Menschliche, was noch im Fürsten verblieben war, wieder zum Leben erwecken zu können.«
    Rokia verzog ängstlich das Gesicht: »Die beiden Bernsteinstücke von Großvater«, sagte sie. »Sie sind zerstört.«
    »Sie waren für diesen Anlass bestimmt«, antwortete ihr Setuké. »Mach dir keine Sorgen.«
    Rokia lachte erleichtert auf, doch das Lachen erstickte ihr in der Kehle, als zwei kräftige Arme sie von hinten packten und hochhoben.
    »Schwesterchen«, rief Ogoibélou aus, wirbelte sie durch die Luft und fing sie auf, bevor sie zu Boden fiel.
    Als Rokia ihren Bruder begrüßte, bemerkte sie eine hässliche Wunde, die sich quer über seine Brust zog. Er war jedoch stolz darauf.
    »Ich habe gekämpft«, sagte er. »Und wir haben sie dorthin zurückgeschickt, wo sie hergekommen waren.«
    Rokia schaute über seine Schultern hinweg. »Hast du auch gekämpft, Serou?«, fragte sie ihren zweitältesten Bruder.
    »Aber sicher! Er hat mit dem Bett gekämpft, als er sich darunter verstecken wollte!«,
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