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Stadt aus Sand (German Edition)

Stadt aus Sand (German Edition)

Titel: Stadt aus Sand (German Edition)
Autoren: Pierdomenico Baccalario , Enzo d'Alò , Gaston Kaboré
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hielt.«
    Dann reichte er sie Rokia. »Vielleicht ist es die, die du suchst. Sanagò trug sie an seinem Gürtel.«
    Rokia nahm die Ampulle aus den Händen des Jungen und fragte ihn: »Woher kannst du das alles wissen?«
    Er fragte lächelnd: »Erkennst du mich nicht?«
    Rokia schüttelte den Kopf. Der Junge hatte nussbraune Augen, eine kleine Nase und zwei große Ohren.
    »Und wenn ich mich auf alle viere stelle und mit dem Schwanz wedele?«
    Erst jetzt erkannte Rokia ihn wieder: diese sanften, eindringlichen Augen, der heitere, schlaue Gesichtsausdruck …
    »Raogo!«, rief sie aus. »Bist du das?«
    »Höchstperrrsönlich«, sagte er im Spaß und tat, als würde er knurren.

DER ABEND
    Zwei Tage später erreichten sie das Dorf.
    Dort fanden sie die Hinterlassenschaften eines Schlachtfelds vor: zerbrochene Speere, zerrissene Fahnen und Gewänder, weite Teile der Brousse waren zertrampelt und verbrannt. Einige Leute suchten zwischen den Büschen nach Dingen, die man noch gebrauchen konnte.
    Eine der Frauen, die diesen Bereich durchkämmten, tat sich beim Bücken besonders schwer. Sie ging lustlos von Punkt zu Punkt, hob ab und zu ein zerrissenes Tuch oder Gewand auf, um dann angeekelt das Gesicht zu verziehen, sobald sie sah, was darunter lag. So bemerkte Stocksteifer Rücken als Erste die Dromedare, die aus der Wüste auf sie zukamen.
    Sie zählte sieben Tiere.
    Die Karawane führte ein wirklich gutaussehender Mann an, dessen Gesicht in lebhaften Farben bemalt war. Er trug ein auffallendes Gewand mit vielen winzig kleinen geometrischen Mustern. Und einen hohen Hut, der ihm diese geheimnisvolle Eleganz verlieh, die große Reisende auszeichnete. Der Mann thronte auf einem imposanten Sattel. Ihm folgten einige mit Waren vollbeladene Dromedare und zwei weitere, die nichts zu tragen schienen. Auf den letzten beiden Dromedaren saßen zwei Kinder.
    Plötzlich fielen Yatoyé die großen Ohren an einem der jüngeren Reiter auf, und sie schrie: »Rokia! Rokia!«
    Die anderen Frauen sahen Yatoyé an, als wäre sie verrückt geworden, und schauten ihr nach, während sie schnell wie eine Gazelle durch die Büsche rannte. Dann bemerkten auch sie die Dromedare und folgten Stocksteifem Rücken. Dabei ließen sie nur eine zahnlose, alte Frau zurück, die die Faust zum Himmel erhob und ausrief: »Wo wollt ihr denn hin, ihr nichtsnutzigen Faulpelze! Kommt zurück! Kommt sofort wieder zurück!«
    Aber nichts hätte der weiblichen Neugier in diesem Moment Einhalt gebieten können.
    Als Rokia Yatoyé und die anderen Frauen erkannte, trieb sie das Dromedar auf sie zu und rief sie glücklich beim Namen. Dann glitt sie aus dem Sattel und umarmte ihre Freundin herzlich. Beide sahen einander in die Augen, und ihre Blicke trugen schon alle Entschuldigungen und die Verzeihung in sich, die sie brauchten. Sie mussten nur ein paar Worte miteinander reden, um tausend Fragen und Antworten zuvorzukommen, die sie später, wenn die Zeit dafür gekommen war, in der nötigen Ruhe austauschen würden.
    »Ich wusste, dass du zurückkommen würdest! Ich war mir ganz sicher!«
    »Und das Dorf? Was ist mit den Wachen des Fürsten der Stadt aus Sand?«
    »Sie sind weg! Als die Männer aus Tamanè kamen, sind sie alle geflohen!«
    »Die Männer aus Tamanè? Wer hat denen denn Bescheid gesagt?«
    »Dein Bruder Inogo! Unser laufender Bote!«
    »Mein Bruder? Und wann war das?«
    »Lass dich erst einmal anschauen, Rokia! Hast du wirklich die Wüste durchquert, wie man sagt? Und hast du wirklich den Fürsten der Stadt aus Sand getroffen?«
    »Glaub mir, das war nicht gerade eine schöne Begegnung.«
    »Und stimmt es, was Setuké sagt? Dass du das Dorf gerettet hast?«
    Rokia lachte.
    »Nein, Yatoyé! Das stimmt nicht! Ich bin es nicht gewesen.«
    »Ähem …« Ayad unterbrach Rokia vom Sattel seines Dromedars aus mit einem leichten Hüsteln.
    »Ich habe alles meinen Freunden zu verdanken«, erklärte daraufhin Rokia. »Das hier ist Ayad.«
    »Gesundheit deinem Körper«, sagte Yatoyé mit einem koketten Augenaufschlag.
    »Gesundheit dem deinen«, antwortete der Händler und glitt elegant von seinem Dromedar. »Ich bin wirklich bezaubert von deiner Schönheit!«
    Dann verbeugte er sich so tief vor Yatoyé, dass er mit der Spitze seines Hutes beinahe den Boden berührte.
    Yatoyé sah ihre Freundin bewundernd an und fragte: »Bist du etwa einem Prinzen begegnet, Rokia?«
    »O nein!«, wehrte Ayad lachend ab, während man hinter ihm leise ein Dromedar davontrampeln
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