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Stachel der Erinnerung

Stachel der Erinnerung

Titel: Stachel der Erinnerung
Autoren: Kat Martin
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Wolvermont-Kutsche. Ihr Gesicht
war kreidebleich, und sie kämpfte mit den Tränen. Doch sie verlor den Kampf –
langsam begannen die Tränen über ihre Wangen zu rinnen.
    »Lady
Strickland«, hörte sie die tiefe Stimme des Barons aus der Dunkelheit der
Kutsche. »Euer Mann wird bald zu Hause sein. Matthew wird die Dinge wieder
zurechtrücken. Wenn er erst einmal hier ist, wird alles wieder in Ordnung
sein.«
    Jessies
Kopf fuhr hoch. »Oh, lieber Gott – Matthew« Sie klammerte sich an den
muskulösen Arm des Barons. »Ihr müßt zurückfahren und ihn warnen. Ihr dürft ihn
nicht dort hineingehen lassen. Bitte ... versprecht mir, daß Ihr auf ihn
warten werdet, daß Ihr ihn zurückhalten werdet, damit er nicht in dieses Haus
geht.«
    »Und was soll
ich ihm sagen, Mylady?«
    Ihre Tränen
flossen jetzt ungehemmt. »Sagt ihm, sie wissen die Wahrheit. Sagt ihm, sie
wissen von meiner Mutter ... daß ich nicht diejenige bin, die ich vorgegeben
habe zu sein.« Sie blickte unter Tränen zu ihm auf. »Sagt ihm, wie leid es mir
tut.«
    »Lady
Strickland ... Jessica ... bitte, weint doch nicht. Diese Menschen sind Eure
Tränen nicht wert.«
    Doch sie
konnte nicht aufhören zu weinen. Alles, wofür sie gearbeitet hatte, all ihre
Träume waren gerade in Schutt und Asche aufgegangen. Sie sagte nichts, als die
Kutsche vor dem Stadthaus von Belmore anhielt. Sie schwieg auch, als der Baron
sie zum Haus brachte und wartete, bis sich die Tür öffnete.
    »Bitte ...
Mylord. Ihr dürft nicht zulassen, daß sie ihm weh tun.«
    »Euer Ehemann
ist ein sehr starker Mann, Lady Strickland. Ihr könnt Euch auf ihn verlassen.
Er wird Euch zur Seite stehen in dieser Angelegenheit.«
    Jessie
nickte wortlos. Sie konnte sich auf Matthew verlassen, daran hatte sie niemals
gezweifelt. Sie war seine Frau. Seine Ehre verlangte von ihm, daß er zu ihr
stand. Er würde es tun, ganz gleich, was es ihn kostete. Doch Matthew würde
leiden. Papa Reggie und der Name von Belmore wären ruiniert. Und alles nur,
weil sie versucht hatte, etwas zu sein, das sie nicht war.
    Schmerz
stieg in ihr auf. Und ein heißes Schuldgefühl. Und Bedauern.
Sie hatte Matthew in die Ehe gelockt und hatte seine Pläne für ein Leben mit
Caroline Winston zunichte gemacht. Nun, jetzt würde sie ihn nie wieder
verletzen.
    Ihre Beine
zitterten noch immer, als sie leise die Treppe zu ihrem Zimmer hinauflief und
die Tür hinter sich schloß. Ein Koffer lag unter ihrem Bett. Sie zog ihn hervor
und begann, ihre praktischsten Kleidungsstücke einzupacken.
    Reisekleidung.
Sie würde die kleine Sarah mitnehmen – eine weitere Last, die sie Matthew und
Papa Reggie aufgebürdet hatte –, und sie würde für immer aus ihrem Leben
verschwinden. Matthew könnte allen erzählen, daß er die Wahrheit nicht gewußt
hatte über sie und das Kind, daß er und sein Vater von ihr betrogen worden
waren, genau wie alle anderen auch. Papa Reggie war schlau, ihm würde schon
etwas einfallen.
    Sie dachte
an den lieben alten Mann, den einzigen Vater, den sie je gekannt hatte, und ein
dicker Kloß saß in ihrem Hals. Sie würde ihn so schrecklich vermissen. Niemand
war je so freundlich zu ihr gewesen wie er. Der Kloß wurde dicker, er schnürte
ihr den Hals zu. Wenigstens wäre er nicht ruiniert. Wenn sie erst einmal weg
war, würde Matthew ihre Ehe annullieren lassen können, und mit der Zeit würde
die Adelsgesellschaft ihm vergeben. Sie würden ihn wieder gnädig in ihren
Reihen aufnehmen.
    Jessies
Herz verkrampfte sich. Sie ignorierte ihre bebenden Hände und die Qual in ihrem
Inneren. Rasch packte sie eine Tasche für Sarah und hoffte, daß Vi nicht
aufwachen würde. Doch gerade, als sie neben Sarahs Bett stand und sich
hinunterbeugte, um das Kind hochzuheben, bewegte sich Viola.
    Sie
blinzelte, dann wurde sie langsam wach und blickte sich um, als sei sie nicht
sicher, wo sie sich befand. Einen Moment lang sagte sie nichts. Sie starrte nur
in die Dunkelheit und entdeckte die Tasche neben dem Bett, in dem Sarah noch
friedlich schlief.
    »Also ...
die Zeit ist gekommen, nicht wahr? Ich habe befürchtet, daß sie es früher oder
später herausfinden würden.«
    Jessie
nickte unter Tränen. »Ich denke, tief in meinem Herzen habe ich es auch gewußt.
Ich wollte es nur nicht wahrhaben.«
    Viola
seufzte. »Armes kleines Lämmchen. Ich wünschte, die Dinge würden anders
aussehen, aber für einen Menschen wie dich ist das wohl sehr unwahrscheinlich.«
    »Ich muß
weg, Vi. Ich kann ihnen nicht noch mehr Leid
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